CD Tipp: „Heute hier, morgen dort – Salut an Hannes Wader“

Foto: Universal Music

Hannes Wader ist unbestritten einer der wichtigsten deutschen Liedermacher, ein Poet, war Provokateur. Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, erzählen meine Eltern heute noch gerne und ein bisschen stolz, dass sie 1971 auf einem seiner ersten Konzerte waren. Damals, in ihrem Studentenheim, irgendwo in Saarbrücken. Auf ihre Wader-Schallplatten haben sie über die Jahre gut aufgepasst. Ich glaube mich dunkel daran erinnern zu können, mit etwa 4 oder 5 Jahren auf dem Teppich im Wohnzimmer gespielt zu haben, während meine Mutter auf dem Sofa im Wintergarten saß, las und dabei eines seiner Alben hörte.

Diesen Monat wird der aus der Nähe von Bielefeld stammende Musiker 70 Jahre alt. Für alte Hasen der deutschen Musikszene und die neue Riege der deutschen Singer/Songwriter Grund genug, ihm gemeinsam ein kleines, großartiges Tribute-Album zu widmen.

Mit ganz eigenen Interpretationen von 14 Hannes-Wader-Klassikern gratulieren auf „Heute hier, morgen dort – Salut an Hannes Wader“ Künstler wie Bosse, Philipp Poisel, Max Prosa, Anna Depenbusch, Alin Coen Band, Pohlmann, Tiemo Hauer, Finn und Johannes Strate, aber auch Dota & Die Stadtpiraten, Glasperlenspiel, Das Bierleben, Apfel S. und gar die alte deutsche Punk-Legende Slime zum Geburtstag. 
Dabei finden sich auf dieser Platte längst nicht nur ruhige, am Original angelehnte Varianten der vielen Wader-Songs wieder. Schließlich wäre es ja auch mehr als ungewöhnlich, beispielsweise Slime plötzlich akustisch, langsam, melancholisch, ruhig und todernst zu erleben. Sie geben dafür eine ganz ureigene Punk-Version des Titelsongs „Heute hier, morgen dort“, die laut, rotzig und frech daher kommt. Einen schönen Kontrast liefert dazu die im Vergleich regelrecht zerbrechlich wirkende Interpretation des Songs von Philipp Poisel. „Traumtänzer“ wird in den Händen von Glasperlenspiel zu einer leichtfüßigen Elektropop-Nummer, Apfel S. verwandeln „Kokain“ in eine treibende beat- und synthie-betonte elektronische Explosion und Bierleben machen aus „Du träumst von alten Zeiten“ kurzerhand eine Retro-80s-NDW-Geschichte. 
Bei den im Vergleich zumindest tendenziell etwas näher am Original angelehnten Interpretationen, stechen besonders die von Max Prosa, Anna Depenbusch, Johannes Strate, Pohlmann und Bosse durch ihre Energie, Emotionalität, Persönlichkeit und Authentizität in der Darbietung hervor. Aber auch sie sind alle zusammen alles andere, als einfache Coverversionen. Jeder Künstler scheint sich für seine Version große Gedanken gemacht zu haben – um Arrangement, Variation und Ausdruck. Sie alle verneigen sich  spürbar vor dem großen Wader. 
Dieses Salut an Hannes Wader zeigt eindrucksvoll die Vielschichtigkeit seiner Songs, ihr unermessliches Potenzial und ihre immer noch bestehende Relevanz, aber auch die Kreativität und Wandelbarkeit der vertretenen Künstler. Es ist schön zu sehen, das Liedgut dieses Kalibers durch die Popkünstler auch einem jüngeren Publikum näher gebracht werden. Es konnten ja schließlich nicht wie meine Eltern alle bei einem der ersten Hannes Wader Konzerte dabei sein. 
„Heute hier, morgen dort – Salut an Hannes Wader“ ist am 25. Mai 2012 bei Universal Music erschienen.

Trackliste:
01 Abschied                               – Alin Coen Band
02 Lied vom kleinen Mädchen  – Max Prosa
03 Im Garten                              – Dota & Die Stadtpiraten
04 Nach Hamburg                     – Anna Depenbusch
05 Unterwegs nach Süden         – Johannes Strate
06 Charley                                 – Pohlmann.
07 Heute hier, morgen dort        – Philipp Poisel
08 Am Fluss                              – Tiemo Hauer
09 Schon so lang                        – Finn
10 Traumtänzer                          – Glasperlenspiel
11 Die Möwe                             – Bosse
12 Du träumst von alten Zeiten  – Das Bierleben
13 Heute hier, morgen dort        – Slime
14 Kokain                                  – Apfel S. 

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