Axel Bosse im Interview – Mit dem Taxi Richtung Sehnsucht


Am 6. Februar geht Axel Bosses drittes Album „Taxi“ an den Start. Die aktuelle Single „3 Millionen“ wird bereits fleißig von vielen Radiosendern gespielt und das Video gibt es bei MTV zu sehen. Ich hatte den netten Wahl-Hamburger zum Interview an der Strippe und habe mir viel zum neuen Album und der anstehenden Tour erzählen lassen. Dazu gab‘s noch Geheimtipps für Hamburg.

Du bist ja schon eine ganze Zeit im Geschäft und bringst jetzt dein drittes Album „Taxi“ raus. Trotzdem kennen viele Leute dich und deine Musik noch nicht so gut. Wie würdest du deine Musik beschreiben?

Bosse: Meine Musik besteht aus ein paar Gitarren, aus ein bisschen Klavier, hier und da einer Akustik Gitarre. Manchmal vielleicht auch ein paar Streicher. Ich singe auf deutsch. Und ich singe auf dem Album über Sehnsucht und über das Ende von Dingen und das Weitermachen.

Dein letztes Album „Guten Morgen Spinner“ hast du schon vor zweieinhalb Jahren heraus gebracht. Würdest du sagen, dass sich dein Sound in der langen Zeit verändert hat oder du dich mit dem neuen Album weiterentwickelt hast?

Bosse: Ja, sehr. Beim letzten Album hatte ich einfach Lust, ein Live Rock‘n‘Roll Album zu machen, wo man einfach fünf Tage mit einem Produzenten ins Studio geht, nicht viel probt, einfach nur jammt und Songs einspielt. Beim neuen Album war der Plan das eben genau nicht so zu machen, sondern sich extrem viel Zeit zu lassen, auf den Sound zu achten, viel auch ohne Band zu machen. Wir haben ganz viel auch nur zu zweit gemacht, mein Produzent Jochen Naaf und ich. Wir haben ziemlich viel an Texten und Songs gearbeitet und haben alles in allem wirklich ein Jahr gebraucht, bis das alles überhaupt so entstanden ist.
Der Sound hat sich auf jeden Fall immens verändert. Es ist keine Rock‘n‘Roll-Scheibe mehr sondern eher eine Indie-Pop-Scheibe, oder wie auch immer man das nennen will. Sie ist vor allem sehr liedlastig. Es geht gar nicht mehr darum, einen geilen Gitarrensound zu haben. Es ging uns in erster Linie um Songs und wie man die Songs umsetzt, damit sie am besten wirken. Darüber habe ich mir bei dem Album davor eigentlich echt superwenig Gedanken gemacht.

Du hast dein neues Album komplett ohne große Plattenfirma im Nacken aufgenommen. Was ist das führ ein Gefühl, das Endprodukt dann endlich in den Händen zu halten? Ist das irgendwie anders als vorher?

Bosse: Eigentlich ist Vieles beim Alten. Man bangt natürlich immer noch mit – Was schreiben die Leute darüber? Wie viele Klicks gibt‘s auf MySpace? Spielt MTV das Zeug? Wie läuft‘s im Radio und wie laufen die Konzerte? Alles das ist gleich geblieben, nur mit dem Unterschied, dass wir das alles gerade selber organisieren und finanzieren. Wir haben jetzt einfach ganz viel mit dem zu tun, was sonst bei der Plattenfirma Promoter übernehmen. Früher bei EMI haben bestimmt 25 Leute für mich gearbeitet und das macht man jetzt alles selber. Alles läuft über unsere eigenen Schreibtische. Das ist dann natürlich was ganz Anderes wenn du dann das Album in der Hand hältst und endlich alles fertig ist. Das ist jetzt umso mehr meins – oder unsers.

Dein neues Album heißt ja „Taxi“. Wenn ich das Wort „Taxi“ höre, denke ich erst mal an gelbe, stinkige Autos, aber auch an Aufbruch und unterwegs sein. Wie bist du auf den Titel Taxi gekommen? Hat der eine Besondere Bedeutung für dich? Kann man dieses Album auch als eine Art Aufbruch für dich sehen?

Bosse: Das ist gar nicht mal so auf mich bezogen. Ich habe einfach nur nach etwas gesucht, dass für mich das Gefühl des Albums, wenn ich es so höre oder auch wenn Andere es hören, zusammenfasst. Am Ende, wenn man das Werk dann seinen drei oder vier Leuten vorspielt, sagt einer vielleicht „wow, klingt aber ganz schön sehnsüchtig“ oder „ganz schön auf der Reise“ oder hier und da auch mal „endlich angekommen“. Taxi fand ich da ganz gut. Es gibt ein Lied auf dem Album, Irgendwo Dazwischen, da setzt sich die Person ins Taxi und fährt dann wirklich für immer weg. Und da es auf dem Album sehr oft um das Gefühl geht, was passiert wenn Sachen aufhören und andere Sachen neu beginnen, fand ich das Taxi ganz geil. Also eigentlich das Taxi zum Flughafen. Oder eben das Taxi nach Paris (lacht).

Am 23. Januar kommt als erste Single vom neuen Album „3 Million“ als Digitaler Download raus. Warum hast du dich gerade für den Song entschieden?

Bosse: Am Ende ist das überhaupt nicht mehr meine Entscheidung. Okay, ich entscheide das zwar schon, aber ich habe mich da auch sehr auf Jochen und meine anderen Leute verlassen. Die vierzehn, fünfzehn Lieder, die man für so ein Album aufnimmt, die höre ich seit einem Jahr andauernd – vom ersten Basston an. Und ich bin dann irgendwann einfach raus wenn‘s darum geht, zu sagen was die Leute berührt oder worauf ich eigentlich Lust habe. Alle empfanden 3 Millionen als einen guten Start, weil der Song auch immer noch so eine kleine Brücke zu meinem zweiten Album spannt. Gerade, weil da noch ein paar mehr Gitarren sind, er aber trotzdem textlich und vom Grundgefüge her das neue Album auch ganz gut zusammen fasst.

Du sagst, dass du nach all der Zeit nicht mehr genau weißt, was andere Leute berühren könnte. Gibt es auf dem Album denn einen Song, der dir selber richtig viel bedeutet und mit dem du persönlich besonders viel verbindest?

Bosse: Mit jedem Song verbinde ich irgendwas, ist ja klar. Ich habe da immer so meine Phasen. Im Moment höre ich schon sehr viel 3 Millionen. Das liegt aber nicht daran, dass ich das mir auf die Ohren lege, sondern weil ich das Video so gerne gucke. Was aber wiederum wohl daran liegt, dass ich da selber gar nicht so drin vorkomme. Ich gucke Laura Tonke ganz gerne beim Laufen zu und finde es toll, dass sie da mitgemacht hat. Deshalb ist das gerade so mein Lied. Ansonsten bleibe ich dann immer eher so bei den ruhigeren Nummern hängen. Gegen Murphy höre ich auch öfter mal.

Das ist schön, denn mir persönlich gefallen auch „Gegen Murphy“ und „Alter Strand“ besonders gut. Erzähl doch mal was zu den beiden Songs.

Bosse: Klar. Gegen Murphy. Darin geht es darum, dass alle immer über Murphys Gesetz sprechen. Ich habe das einfach genommen und auf eine Waagschale gelegt: Was passiert mit deinem Leben, wenn es wirklich Murphys Gesetz gibt und wenn alles immer schlecht ausgeht und man immer Pech hat? Im Song sage ich, dass ich das alles nicht glaube. Auch gerade weil ich im Bezug auf Liebe, Familie, Treue, Vertrauen, aber auch auf Freunde gar nicht darauf stehe, wenn mir jemand einen von Murphys Gesetz erzählt. Ich glaube, man hat superviele Sachen selbst in der Hand und muss manchmal einfach nur danach greifen und sich auch einfach mal vertrauen.

Alter Strand ist eigentlich ein Lied über alte Freunde und einen guten Ort. Ich hatte dabei die ganze Zeit ein Bild von meiner Lieblingsinsel Amrum vorm Auge. Das ist so ein Ort wo ich seit ich null bin wirklich jedes Jahr bin – jetzt bin ich 28. Da passiert mir das ganz oft, dass ich über den Strand gehe und viele Leute sehe, die mich gar nicht wieder erkennen und ich sie auch nur so halb. Dann hat man oft so das Gefühl: „Alter Schwede! Was ist da eigentlich passiert?“ Früher haben wir zusammen am Strand Löcher gebuddelt und mit Hölzern und Sand zugedeckt, damit irgendwelche Opas reintreten. Und jetzt sitzen wir hier, die Eine ist 35 und hat‘s in der Politik geschafft und der Andere ist Musiker geworden.

Im März geht‘s für dich auf „Taxi“-Tour quer durch Deutschland. Was können die Leute live von dir erwarten?

Bosse: Wir haben unsere Touren früher immer im Sommer gespielt. Das waren immer extrem energiegeladene Konzerte, wo es dann immer so unglaublich heiß war, dass von der Decke getropft hat. Ich glaube, das wird dieses Mal auch so sein. Wobei es eben einfach zwei, drei Momente mehr geben wird, in denen man sich auch mal ausruhen kann. Ansonsten sind wir die gleiche Band. Wir haben noch einen tollen Pianisten dazu bekommen der sonst für Peter Licht spielt. Der und ich sind dann dafür da, dass man hin und wieder auch mal ein paar ruhigere Momente hat. Und sonst werden das wohl alles recht lange Konzerte. Wir haben jetzt ja schon drei Alben, und ich habe jetzt schon so viele Songs, die ich spielen will. Da kann ein Konzert dann wohl so zwei Stunden dauern.

Du wohnst ja schon länger in Hamburg. Hast du da vielleicht einen „Geheimtipp“ für uns, wo man in Hamburg hingehen kann, wenn man nicht das typische Touristenprogramm absolvieren will?

Bosse: Ja, habe ich. Ich wohne etwas außerhalb, in Hamburg-Blankenese. Wenn man da die Elbchaussee runter immer weiter geradeaus fährt, dann kommt man nach Wittenbergen. Wittenbergen ist so eine Art Nordseestrand, nur eben an der Elbe. Den kennen auch gar nicht so viele – die meisten biegen immer zu früh links ab. Da gibt‘s echt ganz schöne, weiße Sandstrände mit so kleinen Dünen und Heidelandschaft. Da mal mit seiner Freundin spazieren zu gehen, das kann ich nur empfehlen. Und ansonsten noch das BP1 auf der Schanze am Schulterblatt. Direkt neben dem Bedford Café. Da ist es auch immer richtig nett, obwohl das auch nicht so viele Leute kennen.

Mehr Infos zu Bosse, Album und Tour gibt es auf www.bosse-rockt.de , www.myspace.com/axelbosse

Bosse „Taxi“ Tour 2009
06.03. Dortmund – VISIONS PARTY @ Suite023
07.03. Bielefeld VISIONS PARTY @ Forum
12.03. Berlin, Kleiner Postbahnhof
13.03. Hamburg, Knust
14.03. Lingen, Alter Schlachthof
17.03. Frankfurt/Main, Nachtleben
18.03. München, 59 to 1
19.03. Köln, Luxor (Ex-Prime Club)
21.03. Stuttgart, Jugendhaus West

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