Osnabrück. Es ist heiß und stickig, die Luft in der ausverkauften kleinen Freiheit ist zum Schneiden dick. Geballte Fäuste und ausgestreckte Mittelfinger recken sich in enthusiastischer Protesthaltung gen holzvertäfelter Zimmerdecke, die Menge skandiert immer wieder „You’ve gotta die, gotta die, gotta die for your government, die for your country? That’s shit!“ Auf der Bühne steht die amerikanische Punkband Anti-Flag aus Pittsburgh, Pennsylvania und heizen in Hemd und Krawatte dem Osnabrücker Publikum ein.
Mit ihren politisch aufgeladenen Texten, rasend schnell bretternden Gitarrenriffs und wütenden Hooks gibt das Punk-Quartett rund um Frontmann Justin Sane ab der ersten Sekunde Vollgas und peitscht die Menge unweigerlich nach vorne. So sehr, dass nach dem ersten Song zahlreiche Fans aus den vordersten Reihen umgeschubst auf der Bühne liegen. Nach kurzer Ermahnung zur gegenseitigen Achtung geht es weiter – roh, laut, hart, aber dennoch auf ganz eigene Art freundschaftlich. Statt einer „Wall of Death“ fordern Anti-Flag „Wall of Hugs“ – statt wie üblich wild ineinander zu springen, umarmt sich die Menge auf Kommando.
Anti-Flag sind dem Band-Namen entsprechend so ziemlich gegen alles –gegen die Regierung, gegen die Polizei, gegen das System, aber auch gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie. Justin Sane und seine Mannen werden während ihres schweißtreibenden, mit 18 Stücken vollgestopften 70-minütigen Sets nicht Müde, ihre Überzeugung immer wieder mit plakativen Parolen zu betonen. Der Masse gefällt das. Und so wird in der Zugabe besonders der sehnsüchtig erwartete Klassiker der Band „Die for the government“ noch einmal mit besonders viel Pogo und Crowdsurfing bedacht.