Ein heißer Tag Ende Juni. Osnabrück ist heute mal wieder etwas verschlafen, aber ich darf heute zum ersten Mal in meinem Leben echte Metal-Legenden live erleben: Anthrax.
Eins vorab: Diesen Beitrag habe ich vor unglaublichen vier Monaten angefangen. Ein paar Tage, bevor sich mein Vodafone-Internet für vier Wochen komplett außer Gefecht gesetzt hatte und ich quasi arbeitsunfähig war. Dann bin ich umgezogen und alles ist liegen geblieben. Tolle Fotos habe ich damals trotzdem gemacht. Die will ich Euch nicht vorenthalten (am 5.11.2017).
Jawoll, Anthrax kommen nach Osnabrück. Ich bin jetzt nicht gerade das, was man gemeinhin als Metalbraut bezeichnen würde. Vielleicht sogar eher das Gegenteil? Aber ich laufe nun auch nicht blind durch die Welt und weiß, welchen Stellenwert die Band in ihrem Genre hat. Meine Begleitung Felix freut sich schon riesig darauf, endlich eine seiner Lieblingsbands einmal live zu sehen. Er und sein Kumpel veranstalten in Bielefeld sogar eine Hair-Metal-Partyreihe. Der Anthrax-Patch ist da auch immer dabei. Glaube ich.
Nun denn, auf in den Hyde Park. Als wir ankommen, bin ich ein wenig erschrocken, wie leer es in meinem alten Wohnzimmer ist. Hier spielen doch gleich Anthrax, oder sind wir hier falsch? Die erste Vorband haben wir bereits verpasst, wie ich von einem Bekannten erfahre. Gerade spielen noch The Raven Age, die sichtlich verdattert sind, vor so wenig Leuten zu stehen. In England sind es für gewöhnlich ein paar Tausend mehr. Trotzdem geben sie alles, um die wenigen Leute auf Betriebstemperatur zu bringen. Mir tun sie dabei ein bisschen leid.
Anthrax – Ikonen lässt man sich nicht entgehen
Zu Anthrax wird es dann zum Glück wieder etwas voller im Park. Ich hüpfe in den Fotograben, in dem ich als blonde Frau auffalle wie eine lila Kuh auf der Skipiste. Ungläubige bis anerkennende Blicke und Bemerkungen der Kollegen: „Du hier? Respekt, cool, dass du die dir anguckst. Hätte ich von dir nie gedacht!“
Ikonen kann ich mir halt auch nicht entgehen lassen, wenn sie schon mal vor der Haustür spielen. Ab dem ersten Ton weiß ich, dass es auf jeden Fall die richtige Entscheidung für den Abend war. Es macht riesig Spaß die Band und ganz besonders Frontmann Joey Belladonna zu fotografieren. Dieser fegt wie ein wilder über die Bühne; so sehr, dass so manch jüngerer Bandmensch sicher nicht hätte mithalten können.
Nach den drei Songs im Graben geht es wieder raus ins Publikum. Und auch wenn ich zugegebenermaßen kaum einen Song wirklich kenne, macht das ganze hier unglaublich viel Spaß. Es ist einfach großartig zu sehen, dass eine Band nach fast 40 Jahren auf der Bühne immer noch so viel Energie hat und trotz Legendenstatus nicht die Diva raushängen lässt, sondern locker cool mit dem Publikum interagiert, Witze macht und für zwei Stunden so rüber kommt, als seien sie die juten Kumpels von nebenan, die hier gerade einfach nur für die Leute Musik machen wollen.