Owls by Nature und Worst Days Down in der Kleinen Freiheit

Owls by Nature – Konzert Nummer drei in dieser Woche. Man könnte meinen, ich hätte meine alte Form wieder gefunden. Die Kanadier, und besonders ihre Vorband Worst Days Down, sollen mir noch einen sehr schönen Abend bereiten. Nicht nur wegen ihrer großartigen Musik, irgendwo zwischen Frank Turner, Gaslight Anthem und Dave Hause. Eins ist klar, so schnell werde ich diesen Abend wohl nicht vergessen.

Das weiß ich nur noch nicht, als ich kurz nach 20 Uhr noch von extremer Demotivation und Fresskoma geplagt auf dem Sofa liege. Ich könnte den Abend genauso gut mit Netflix und lahmem Gechille zu Hause verbringen. Oder früh schlafen. Man wird ja alt. Aber irgendwo ahne ich, dass ich das am nächsten Tag bereuen würde. Also schleppe ich mich doch noch zu meinem Auto, nehme nicht mal eine Jacke mit. Fünf Euro, Schlüssel und Handy müssen reichen.

Worst Days Down

Als ich gegen halb neun in der Freiheit eintrudele, schallt mir schon jede Menge laute Musik entgegen. Melodischer Punkrock, der mir sofort im Ohr bleibt. Aber Moment, sollten Owls by Nature nicht Folk Rock spielen? Ich bin eine Sekunde lang positiv verwirrt, bis mich Klara vom Veranstalter aufklärt, dass das noch der Support ist. Worst Days Down. Allerdings spielen ein paar der Mitglieder ebenfalls bei Owls bei Nature. Na gut, auch nicht schlecht.

Worst Days Down geben auf der kleinen Bühne alles, was ihre Instrumente und Körper hergeben. Sänger Ben wird nicht müde zu betonen, dass es für sie das erste Mal ist, mit der kompletten Band in Deutschland zu spielen. Vielleicht zocken sie jeden Song deshalb mit so viel Leidenschaft, als ob sie gerade anstelle von 40 Leuten eher 3000 von sich überzeugen müssten. Es lohnt sich auf jeden Fall. Eine ihrer Hardcore-Fans rühren sie sogar zu Tränen, den Rest des Publikums haben sie am Ende ihres Sets nahezu restlos auf ihrer Seite. Und ich? Ich habe zwischendurch arge Gänsehaut und merke, wie sehr ich solche Konzerte in den letzten Monaten vermisst habe.

Owls by Nature

Etwas später geht es weiter mit Owls by Nature. Wie Frontmann Ian McIntosh erzählt, spielen sie bereits zum dritten mal in der Kleinen Freiheit. Warum habe ich davon eigentlich nichts mitbekommen? Ärgerlich im Nachhinein, denn was Mr. Ian da zusammen mit seinen fünf Band-Kumpels aufspielt, lässt sich hervorragend anhören. Starke Stimme, starke Melodien und feine Texte. Ich merke, wie ich mich immer wieder völlig darin verliere und meine Müdigkeit vom frühen Abend wie weggeblasen ist.

Würde ich jetzt noch auf meinem Sofa liegen, hätte ich in der Tat Einiges verpasst. So viel positive Energie habe ich schon lange nicht mehr aus einem Gig gezogen. Sei es durch die Musik selbst, oder die sympathische Art der Musiker. Die lustigen Momente, als Sänger Ian nach dem ersten Song sein Mikro erst einmal abtropfen und abtrocknen muss, da Worst Days Down es bei ihrem Set zuvor einfach zu gut, äh, ja, „geölt“ haben. Oder als Owls by Nature nach vehementen Zugabe-Rufen zugeben müssen, dass sie am Ende ihres Tour-Repertoires angekommen sind und Ian nun nur noch solo spielen kann. Was er tut, und damit der Kleinen Freiheit noch mal einen sehr intimen Moment zum Abschluss des Konzertabends liefert. 

Was bleibt?

Neben einem unermesslichen Haufen positiver Energie bleiben mir von diesem Abend insgesamt drei Alben: The Great Divide von Owls by Nature und Money, God, and Other Drugs sowie Elsewhere von Worst Days Down. „Du bist übrigens die zweite Person in Deutschland, die das Album auf CD hat“, freut sich Ben von Worst Days Down, als ich mich für Elsewhere entscheide. Anscheinend haben sie die CDs erst heute geliefert bekommen.

Obendrauf bekomme ich dann von ihm gleich auch noch eine persönliche Band-Empfehlung. Wie sich nämlich am Merch-Tisch nach einem kurzen, sehr netten Gespräch herausstellt, kennt Ben Carbondale, IL – das Kaff im Mittleren Westen der USA, in dem ich studiert habe. Ich müsse mir daher unbedingt Dear Landlord anhören, die im Prinzip nur davon singen, wie öde das Leben dort sei.  Also läuft Dream Homes seit Freitag jetzt auch noch bei Spotify rauf und runter. Warum kannte ich die vorher noch nicht?! 

Owls by Nature live

Wenn Ihr Owls by Nature und Worst Days Down auch noch sehen wollt, hier sind die Herren diesen Monat noch unterwegs:

27.03.17 – Hamburg, Hafenklang
28.03.17 – Hannover, Lux
29.03.17 – Bremen, Tower
31.03.17 – Karlsruhe, Alte Hackerei
01.04.17 – Nürnberg, Z-Bau
02.04.17 – Wiesbaden, Schlachthof
04.04.17 – München, Orangehouse

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Jörg und Kathi sagt:

    Ein schöner Bericht. Wir waren auch da und sehr angetan von der tollen Band mit ihren liebenswürdigen Musikern. Hätte mehr Kulisse verdient gehabt.

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