Es ist 6 Uhr morgens. Ich sitze gerade im Zug nach Berlin, während ich diesen Text schreibe. Und das passt auch irgendwie, schließlich kommen Milliarden aus Berlin. Am Samstag waren die beiden Herren Ben und Johannes mit ihrer Band und ihrer Blaue Augen Tour in der Kleinen Freiheit in Osnabrück am Start. Jetzt habe ich wieder eine Band, die ich Euch live wärmstens empfehlen kann.
Milliarden. Ein Begriff und ein Konzept, das man kaum greifen kann. Fast so geht es mir auch mit der Band. Aber nur fast, sonst könnte ich den Text hier ja auch gar nicht schreiben. Irgendwo zwischen Punk und Pop, zwischen NDW und Deutschrock bewegen sich die Herren aus Berlin mit ihrer Musik. Mal rotzig laut geradeaus, dann wieder leise und gefühlvoll, fast schon sentimental. Was nach einem recht schmerzhaften Spagat klingt, funktioniert bei Milliarden erstaunlich gut.
Auf der kleinen Bühne der Kleinen Freiheit bauen Milliarden binnen weniger Momente ein Vortex aus überschäumender Energie auf, der fix das Publikum fest in er Hand hat. Frontmann Ben singt ist seiner Reibeisenstimme von Kokain und Himbeereis, der Hure Freiheit, von Milliarden. Daneben verwandelt sich Johannes in das Ebenbild vom Tier der Muppets. Nur dass er nicht hinter dem Schlagzeug sitzt, sondern scheinbar seine ganze Seele in ein kleines, rotes, drehbar gelagertes Piano hämmert.
Das Publikum tanzt und singt begeistert mit. Offensichtlich sind hier hauptsächlich Fans von außerhalb angereist. Von den typischen Osnabrücker Konzertgängern sehe ich nur wenige. Da habt ihr was verpasst. So. Ich kann mich bisher an kein anderes Konzert erinnern, auf dem ich mich innerhalb von einer guten Stunde durch so viele Facetten der Popmusik schleusen lassen habe. Hin und wieder habe ich leichte Flashbacks in meine Kindheit, in der ich vom Deutschrockpop der Achtziger begleitet wurde. Und dass liegt nicht nur an der Tatsache, dass Milliarden auch ein Cover von Ideals „Blaue Augen“ mit am Start haben, das Herr Benni größtenteils mitten aus der Menge singt.
Insgesamt liefern Milliarden hier eine rundum ordentliche Show, die gehörig Spaß bringt und mir mit zwei, drei Lieblingsmomenten in Erinnerung bleiben wird. Da ist zum einen die Textzeile „ich will mit dir im Bett verhungern“, die Sänger Ben laut seiner Anekdote vorab in seiner Wohnung in einem besetzten Haus in Leipzig geschrieben hat. Zum Anderen wäre da noch die spontane Zugabe „Scheinen“, die erst beim fünften Anlauf klappen will. Bei den Malen davor sabotiert das Publikum und singt einfach „Angels“ von Robbie Williams.
Vor dem Konzert durfte ich Ben und Johannes noch beim Interview ein bisschen kennenlernen. Super locker, super sympathisch. Das Video vom Interview könnt Ihr ganz bald auf YouTube bewundern. Fotos habe ich beim Konzert auch jede Menge gemacht. Die werde ich euch allerdings nachliefern, wenn ich aus Berlin zurück bin. Hier könnt Ihr schon mal reinschauen. Und mittlerweile sind auch die Fotos fertig bearbeitet.
Übrigens auch nicht zu verachten ist die Vorband The Rangals aus Irland. Wunderschöner Indie von einer sympathischen Band, die sich nach dem Konzert noch wie die kleinen Kinder über das Cover-Foto ihres Albums freuen.
das ist die große Liebe…