Nach 10 Jahren auf Konzerten von Revolverheld dachte ich eigentlich, dass ich mittlerweile alles gesehen habe, was die Band live so zu bieten hat. Am Freitag wurde ich in Oberhausen bei der MTV Unplugged Tour jedoch noch mal schön überrascht. Rappende Schlagzeuger, Lichtermeer, Gänsehaut und jede Menge Fotos inklusive.
Hätte mir jemand vor 10 Jahren im alten Substage in Karlsruhe mal gesagt „Hey, die spielen irgendwann mal in der ausverkauften Arena Oberhausen“ – ich hätte ihm vermutlich nicht geglaubt. Aber jetzt stehe ich hier gerade wirklich mitten im proppenvollen Innenraum und warte, dass die Show beginnt.
Greg Holden hat mir vorhin schon im Fotograben mit den Songs seines aktuellen Albums Chase the Sun ein dickes Lächeln ins Gesicht und eine große Gänsehaut auf die Arme gezaubert. Das Gefühl zu wissen, dass gerade hinter der Absperrung 10000 Menschen stehen, die trotzdem zwischen den Songs so leise sind, dass man fast eine Stecknadel, na gut, einen Plastikbecher fallen hören kann, ist nur schwer zu beschreiben.
Das Licht geht aus. Auf der großen Leinwand über der Hauptbühne spielt der Prolog des 1. Akts des Revolverheld MTV Unplugged. Oliver Wnuk erzählt von seinen Erinnerungen, von den Zeiten, die einem keiner nehmen kann. Dann Jubel – die Revolverheld-Jungs marschieren die Seitentribüne hinunter, mitten durch die Menge zu einer kleinen Bühne mitten in der Halle. Barhocker, gemütliche Enge. Bands deiner Jugend, Spinner, Hamburg Hinter uns, Ich werd‘ die Welt verändern, Das kann uns keiner nehmen mit Duett mit Greg Holden. Man mag es nicht glauben, aber irgendwie kommt dabei auch in dieser riesigen Halle so etwas wie intime Atmosphäre auf.
Zweiter Akt. Immer in Bewegung, zwischen Feierei und leichtem Herzschmerz. Die Halle feiert, tanzt. Revolverheld auf der Bühne erst Recht. Bei „Darf ich bitten“ entschuldigt sich Johannes beim Publikum, Das Bo sei mit dem Fahrrad auf der Autobahn in Osnabrück hängen geblieben (haha 😉 ). Man lost und nun muss Schlagzeuger Jakob Sinn aka MC Jay den Rap-Part übernehmen. Beachtlich. Jakob fegt so fix über die Bühne, dass man als Fotograf im Graben schon fast Probleme hat, ihn abzulichten. Trotzdem kommt Das Bo nachher zur Überraschung des Publikums doch noch auf die Bühne und feuert seinen Part ab, mit mehr Herz als Artischocken. Zu spüren, wie die Menge hinter mir von einem Jubelsturm in den nächsten taumelt, ist Wahnsinn. Aber es soll noch besser kommen.
Im dritten Akt führen Revolverheld gemeinsam mit ihrer ganzen Armada aus hervorragenden Live-Musikern durch großes Fernweh zwischen Strand und Meer, das Nicht erwachsen werden, Neuanfänge, Erinnerungen. Die Gänsehaut des Jahres gibt es aber bei „Ich lass für dich das Licht an“. Es ist fast so, als hätte die ganze Halle nur auf diesen Moment gewartet. Nach dem Intro aus Klavier und Cello singt Johannes am Bühnenrand nicht einmal die ersten drei Wörter und schon versinkt die Arena Oberhausen im Chorgesang des Publikums und einem atemberaubenden Lichtermeer. So richtig glauben kann ich das nicht. Und auch das Foto kann nur einen kleinen Eindruck vermitteln, wie besonders dieser Moment ist.
Nach knapp zweieinhalb Stunden ist der Abend vorbei und ich frage mich im Graben, während die Band sich auf der Bühne verabschiedet, ob das gerade wirklich alles passiert ist. Und irgendwie muss ich grinsen.
Sehr schöne Bilder und auch sehr gut beschriebenes Konzert.
Ich und eine Freundin waren in Berlin dabei, und auch wir waren erstaunt, wie perfekt das Konzert war. Es hat an nichts gefehlt. Die Atmosphäre, die musikalische Leistung aller Instrumentalisten und die von Revolverhelden, alles war perfekt.
Ich lass für dich das Licht an war für uns auch ein ganz besonderer Moment.. Wie die ganze Halle sofort angefangen hat zu singen.
P.S. Schöne Ostern 🙂