Zwischen all den Festivals war am Dienstagabend noch kurz Zeit für ein sehr feines Clubkonzert. We Were Promised Jetpacks waren in der Kleinen Freiheit in Osnabrück zu Gast, als Support waren Neufundland mit am Start. Ein schöner Abend voller wunderbar wabernder Klangwände und noch mehr waberndem Nebel.
We Were Promised Jetpacks sind gerade eigentlich mit Death Cab for Cutie auf Europatour. Zwischen ihren Gigs in Stockholm und Zürich haben die Schotten mal eben in Osnabrück angehalten. Wie wunderschön! Das finden auch geschätzte 300 andere Menschen, die an diesem Abend die Kleine Freiheit bevölkern. Oder zunächst vielmehr den Außenbereich.
Neufundland
Als die Kölner Indie-Kapelle Neufundland gegen 20.30 Uhr in einer dichten Nebelwand die kleine Bühne betreten, ist daher die Menschenmenge in der alten Kantine noch relativ überschaubar. Diese hört dafür aufmerksam zu, was die Kölner, die zum Teil eigentlich Cloppenburger sind, da zum Besten geben. Durchdachter Indierock mit deutschen Texten, gepaart mit elektronischen Elementen weht den Zuhörern entgegen. Mich erinnert die Stimme des Sängers an Herrenmagazin zu Zeiten von Atzelgift, die Aufmachung der Songs entfernt an Fotos. Keine schlechte Kombination. Die Band wirkt streckenweise noch ein wenig nervös, was ihnen aber auch irgendwie Sympathie entgegen bringt. Falls Neufundland mir in der nächsten Zeit noch mal irgendwo über den Weg laufen, werde ich sie mir sicher noch mal ansehen.
We Were Promised Jetpacks
Und plötzlich ist der Laden rappelvoll. So voll, dass die Band sich fast schon ein bisschen auf die Bühne kämpfen muss, als es vorne an der ersten Reihe vorbei geht. Vor der Bühne stehen alle dicht gedrängt, strahlende Gesichter. Mit dem ersten Ton steht kaum ein Fuß mehr still. We Were Promised Jetpacks starten energiegeladen in ihr Set, immer zuverlässig umwabert von dicken Nebelschwaden, die jedem Foto einen unfreiwilligen Hipster-Filtereffekt verleihen.
Genauso wie der Nebel sich immer wieder wie aus dem Nichts auf der Bühne ausbreitet, bauen We Were Promised Jetpacks ihre Soundwände auf, verschwurbeln Klänge mit Texten, nur um sie wenig später dann in einem mitreißenden Refrain frei zu schlagen. Ab dem etwa fünften Song gibt es vorne kein Halten mehr – „Quiet little voices“ bewirkt mal wieder, wofür er bekannt ist. Vollkommene Ekstase.
We Were Promised Jetpacks gelingt es an diesem Abend hervorragend, ihr Publikum sicher durch ihr Labyrinth aus treibenden Rocknummern und fragilen Melodie-Intermezzi zu führen. Eine Achterbahnfahrt durch alle Alben, mit allen emotionalen Höhen und Tiefen. Selbst mit ihren komplexen Instrumentalstücken schaffen die Jungs es, emotional zu berühren. Das Publikum ist verzückt und fordert nach etwas mehr als einer Stunde lautstark Zugabe. Die bekommt es. Mit einem musikalischen Sahnehäubchen, garniert mit bunten Lichtstreuseln, verabschieden sich We Were Promised Jetpacks in die kühle Sommernacht. Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch.
Bei all dem Nebel war es gar nicht so leicht, wirklich vernünftige Bilder zu machen. Ich hoffe, dass sie trotzdem gefallen. Auch mit Hipster-Filter-Optik 😉