Eine Band, die mir mit ihrer Musik in den letzten Monaten langsam aber sicher immer ein kleines Stückchen mehr ans Herz gewachsen ist, ist die überaus sympathische Osnabrücker Indierock-Kapelle TAIGA. Und das nicht nur, weil sie im September spontan ein ganz famoses, unglaublich intimes Konzert in meinem Wohnzimmer gespielt haben. Die drei Herren haben nach jahrelanger harter Arbeit und einem erfolgreichen Crowdfunding nun vor wenigen Wochen endlich ihr Debütalbum veröffentlicht. Ich bin frei heißt das gute Stück, welches ich Euch heute wärmstens empfehlen möchte.
Nachdem man in den vergangenen Jahren so manche deutschsprachige Indie-Band hat kommen und gehen sehen, und sich nicht wenige davon auch einfach im musikalischen Einheitsbrei verloren haben, ist TAIGA mit Ich bin frei eine wahre Erfrischung für die Ohren. Anstatt einfach auf Nummer sicher zu gehen und just noch eine Ansammlung von vor Emotionen triefenden, in undurchdacht schrabbelige Gitarrenklänge verpackte Texte auf den Einheitsbreihaufen zu werfen, kommen TAIGA bei ihrem Debüt Ich bin frei mit einem überraschend vielseitigen, filigran ausgeklügelten und dennoch unprätentiösen Album um die Ecke, das gerade als Erstlingswerk hoch erhobenen Hauptes an vielen anderen Debütplatten vorbeimarschieren darf.
TAIGA gelingt es hier, mit einem ganz eigenen Sound zu überzeugen. Dieser besticht gerade durch seine harmonische Verheiratung von Stimme, Gitarren, Keyboards und Percussion und schafft es dazu noch, in jedem Song seine markanten Ecken und Kanten zu bewahren. Dafür mitverantwortlich ist sicherlich auch ihr Produzent Jean-Michel Tourette, der den meisten wohl besser als Keyboarder von Wir sind Helden bekannt sein dürfte.
Mit Ich bin frei durchlebt man binnen einer knappen Stunde alle Gemütslagen des Alltags. Melancholie, Freude, Feier- und Tanzwut, gleichsam gesuchte und ersehnte sowie gefundene Freiheit und Leichtigkeit. Man schüttelt sich im treibenden „Leicht sein“ den angestauten Mock der Woche von den Schultern, lässt sich in „Sommer ist vorbei“ noch einmal von den letzten Sonnenstrahlen die Nase kitzeln und vergräbt sich in „Manchmal wünscht ich mir du wärst“ tief gemeinsam mit Sänger Angelino Wegener in einem Bett aus schmerzhafter Sehnsucht und Melancholie. Nebenbei zieht einen der „Clown“ mit seinem schaurig-schönen, schon leicht ins Morbide reichenden Wahnsinn in seinen Bann. Brilliant. Nun weiß ich endlich, warum manche Menschen sich vor Clowns gruseln.
Genug der Worte. TAIGA haben mich mit Ich bin frei wirklich überrascht und definitiv gezeigt, dass man die kleine Lokalband von nebenan niemals unterschätzen sollte. Mit etwas Glück wird man von dem Trio bald auch weit außerhalb Osnabrücks noch sehr viel hören. Ich würde es ihnen von Herzen wünschen. Und jetzt, Musik bitte!
TAIGA – Ich bin frei
Ich bin frei bei
JPC – http://tinyurl.com/lfo7hjf
iTunes – http://tinyurl.com/po5u79z
Foto: Friso Gentsch/eye-work.com
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