Osnabrück. Die Donots aus Ibbenbüren haben am Freitagabend ihr traditionelles Jahresabschlusskonzert im Osnabrücker Rosenhof gespielt. Auf dem Programm: Das Album Amplify the Good Times, das in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag feiern durfte. Aber was haben nackte, schweißgetränkte Männerkörper, ein Saxophon im Bühnengraben und ein Eimer auf der Theke damit zu tun?
Foto: Katharina Leuck |
Nicht besonders viel, doch sind es ja immer die kleinen Randerscheinungen, die einen Konzertabend unvergesslich machen. So startet er für mich gleich ganz ungewohnt. Im Bühnengraben liegt ein Saxophon, inklusive Ständer. „Gehört das irgendwem hier?“ fragt uns der Sicherheitsmann verdutzt, als wir Fotografen uns am linken Bühnenrand häuslich einrichten. Haben die Donots etwa einen Altsaxophonisten engagiert? Gerade beim Jahresabschlusskonzert ist den Ibbenbürenern ja viel zuzutrauen, aber das Saxophon gehört wohl nicht dazu.
Stattdessen nutzt die Münchner Posthardcore-Band Marathonmann ihre Support-Position und rockt sich 45 Minuten lang den alten Kinosaal. Das Quartett klingt wie das Erbe von Turbostaat. Intelligente deutsche Texte, rotzige Stimme, Melancholie, Wut und Energie. Ein bisschen erinnern sie auch an Frau Potz, jedoch weniger wütend und eine Ecke entspannter. Das gefällt und wird im Kopf auf der „Im Auge behalten“-Liste notiert.
Umbaupause. Immer noch weiß niemand, wem das Saxophon im Graben gehört. Von der Bühne ist es auch nicht gefallen, auch wenn es sich sicher gerne hinter dem Keyboard versteckt hätte, das wir von unserer Position aus gar nicht sehen können. Die Donots legen gegen 21 Uhr mit Vollgas los. Statt der üblichen Setliste des Jahres gibt es Amplify The Good Times. Und zwar komplett, in der richtigen Reihenfolge, wie auf CD. „Wir dürfen die Vergangenheit nicht ändern!“ ruft Ingo der Masse entgegen. Wer weiß, was sonst passiert. Die Gefahren hat man schließlich zuhauf bei „Zurück in die Zukunft“ gesehen.
Foto: Katharina Leuck |
Manchmal merkt man ein wenig, dass die Jungs viele der Songs seit Jahren nicht mehr gespielt haben. Ingo gibt zu: „Wir mussten ein paar Texte wirklich im Internet nachgucken. Das ist gerade ein bisschen wie eine große Covershow für uns. Bei manchen Songs wussten wir gar nicht mehr, dass die wirklich von uns sind!“ Doch was macht das schon. Die Stimmung ist ab der ersten Sekunde auf dem Siedepunkt. Die Crowdsurfer fliegen nur so in den Graben und die Herren ziehen sich aus. Ganz.
Naja, fast jedenfalls. Nach den ersten fünf Songs ist es vor der Bühne schon so heiß, dass die ersten Kleidungsstücke auf die Bühne fliegen. Daraus wird schließlich eine Art musikalisches Strippoker. Nach jedem Song muss ein einziger Auserwählter im Publikum ein Kleidungsstück auf die Bühne werfen. Erst fliegen die Gürtel, dann die Schuhe. Am entgeisterten und angeekelten Gesichtsausdruck der weiblichen Fans um ihn herum lässt sich bald ablesen: Oh Gott, er ist nackt! Oder so gut wie. Nur mit Boxershorts und einer soliden Schweißpelle bekleidet, steht der kräftige Junge Mann in der Menge und feiert sich und die Welt.
Als er und ein anderer Fan ähnlicher Statur beide halbnackt über die Köpfe der Leute gesurft kommen, haben die Ordner alle Hände voll zu tun, um die beiden wieder sicher auf den Boden zu stellen. Eine glitschige Angelegenheit. Da wird dann auch mal der Wassereimer, der eigentlich zur Versorgung der ersten Reihe gedacht war, als Waschbecken zweckentfremdet. Es ist den beiden Secu-Jungs definitiv nicht zu verdenken. Und keine Sorge, der Eimer blieb für den Rest des Abends das private Ordner-Waschbecken. Der Inhalt wurde nicht mehr in Bechern weitergereicht.
Das ist auch gut so, denn einige Herren haben schon beim Bier zu tief ins Glas geschaut. Wer nach der ersten Hälfte des Sets an die Theke geht, wird Zeuge eines Rockshow-Schauspiels: Ein völlig fertiger Fan hängt mit einem Eimer über dem Tresen und isst rückwärts. Glanzvoll. Immerhin geht anscheinend nichts daneben. Die Herren Donot zocken sich dafür weiter durch die Amplify The Good Times-Trackliste. Big Mouth, Saccharine Smile, Lady Luck. Nichts fehlt, nicht einmal der Bonustrack. Doch weil ein Donots-Konzert keinesfalls nur 16 Songs lang sein kann, geht es danach gleich weiter. Songs vom aktuellen Album Wake The Dogs kommen als Krönchen noch obendrauf. Insgesamt stehen letztlich amtliche 27 Stücke auf dem Kassenzettel. Die Akustikzugabe, die es bereits beim Grand Münster Slam gab, fehlt natürlich auch nicht und wird kurzerhand aus dem Pit heraus gespielt. Lagerfeuer-Romantik. Herrlich. Und da ist es natürlich logisch, dass „Good Bye Routine“ als Closer des Abends auch am Start ist. Die Masse ist gerührt, die Band auch. Was will man mehr? Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf’s 10. JAK im nächsten Jahr!
Foto: Katharina Leuck |
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