Es ist noch ungewohnt hell im Osnabrücker Hyde Park, als die zweiköpfige Elektropop-Kombo Captain Capa das Audiolith Schools Out Festival am frühen Abend eröffnet. Die Party steigt derweil noch draußen auf dem Parkplatz, wo der ein armer Kerl im überdimensionalen Pandabärkostüm Fotos mit einigen Frittenbude-Fans macht. Doch einige junge Besucher nutzen das kurze Warm-Up des Duos, um sich auf das Elektro-Spektakel des Abends einzustimmen.
Pünktlich zum Ferienbeginn hat das Hamburger Plattenlabel Audiolith ihre Zugpferde Frittenbude, Egotronic, Supershirt und Captain Capa nach Osnabrück gekarrt, um mit den Osnabrücker Schülern jeden jemals dagewesenen Schulfrust an einem einzigen Abend einfach wegzufeiern.
Während die Stimmung beim Opener Captain Capa noch etwas verhalten ist, hüpft, springt und tanzt die Menge bei Supershirt schon so sehr, dass bereits nach wenigen Minuten auf der Tanzfläche tropische Temperaturen herrschen. Auf Supershirts Frage „Was kostet ein Bier?“ grölt die Menge begeistert „8000 Mark“, es frisst Frontmann Henry Witt förmlich aus der Hand und verwandelt sich auf Kommando begeistert in den schönsten Wald, den das Sprachrohr der Band jemals gesehen hat.
Egotronic übernehmen das beinahe schon kochende Publikum, das inzwischen längst seinen Weg von der Parkplatzparty hinein in den Hyde Park gefunden hat, und treiben es mit fetten Beats und provokativen Texten nah an ihre Grenzen. Die Leute „Raven gegen Deutschland“ und „Kotzen“ zusammen mit Frontmann Torsun, bewusst oder unbewusst, die Antwort auf die Kritik für„Raven gegen Deutschland“ in die Atmosphäre. Sie frönen dem „Lustprinzip“ und bleiben auch bei „Ich kann’s nicht sagen“ nicht stumm.
Kein Halten mehr gibt es schließlich bei Frittenbude. Der Club gleicht einem Partytempel auf Ibiza, nur dass hier statt leichtbekleideten Gogos Osnabrücker Schülerinnen auf den Tischen tanzen, während sich in der Menge die verschiedensten Jugendkulturen, vom Emo bishin zum HipHopper, zu einem riesigen Feiervolk im „Raveland“ verbünden. Sie helfen Steffen, der in dem überdimensionalen Pandabär-Kostüm steckt, eine seiner unlösbaren Aufgaben zu lösen, damit er zusammen mit Frittenbude einen Song performen darf. „Er muss unserem Tontechniker ein Bier bringen, es durch die Menge tragen, darf nichts dabei verschütten und auch nicht den Boden berühren“, ruft Sänger Johannes den Leuten entgegen. „Uns wäre es lieber, wenn er es nicht schafft. Lasst ihn fallen!“ – Doch darauf hört das Publikum nicht – sie tragen den Kuschelbär bis ans andere Ende der Halle und es geht tatsächlich kein Tropfen Bier daneben.
Der absolute Höhepunkt des Abends ist erreicht, als Frittenbude das von vielen sehnlich erwartete „Mindestens in 1000 Jahren“ anstimmen. Der Schweiß rinnt in Strömen über ekstatische Gesichter, der Refrain „Das ist Kunst, mindestens in 1000 Jahren“ wird von jedem aus vollem Hals mitgesungen. Auf der Bühne feiert sich dabei alles aus dem Audiolith-Clan, was sich noch aus dem Backstagebereich die Stufen hochquälen kann. So endet der Abend im Hyde Park in einer schweißtriefenden, von Glückshormonen erfüllten Familienfeststimmung. Zum perfekten Weltfrieden fehlt eigentlich nur noch, dass plötzlich ein Audiolith-Remix von „We are the World“ aus den Boxen dröhnt. Dem ist nicht so, dafür gibt es frenetischen Jubel aus der dichtgedrängten, klatschnassen Menge. Osnabrück ist zerstört, im positiven Sinne.