Bereits über 120 Konzerte haben WirFürWen auf ihrem Band-Buckel. Nachdem die Live-Routine der vierköpfigen Truppe aus Bremen und Umgebung seit langem sitzt, ist seit April das neue Album „Soweit alles gut“ am Start, und wartet darauf, unter die Lupe genommen zu werden.
Mit „Soweit alles gut“ haben WirFürWen, die ihren deutschsprachigen Poprock stilistisch zur Bremer Schule zählen, zwölf Tracks ins Rennen geschickt, die sich mal heiter, mal wolkig ihren Weg in die Gehörgänge suchen. WirFürWen legen viel Wert auf ihre Texte, dessen Aussagen sie als augenzwinkernd bis appellierend charakterisieren. Beim ersten Hören merkt man sofort, dass für eben diese Texte Sänger und Gitarrist Daniel Hohorst selbst verantwortlich ist. Seine Stimme transportiert spürbar jede Emotion, jeden versteckten, noch so kleinen Seitenhieb, wie es eben nur der Schreiber selbst kann. Dabei singt er von Alltagsproblemen, Liebe, Spaß und Sehnsucht. Teilweise wirken die so entstehenden Songgebilde dadurch fast schwerelos, an anderen Stellen beschwert die große, oft vorherrschende Melancholie das Album wie Blei und überschattet an einigen Stellen manchmal ein wenig die textliche Qualität.
Musikalisch wird das ganze von Daniels Bandkollegen Dennis Bokelmann, Jörg Niedderer und Torben Abt begleitet. Neben dem klassischen Rock-LineUp bringt die Band gerne Piano und Mundharmonika ins Spiel, um ihrem Sound eine eigene Note und einen Hauch von Abwechslung zu verleihen. Leider bleibt es oft bei dem Hauch. Je mehr man versucht, anders zu klingen, desto mehr ähneln sich die einzelnen Songs. Erst bei mehrmaligem Hören fallen die kleinen musikalischen Unterschiede auf, die beim einfachen Hören leider viel zu schnell übersehen werden.
Läuft das Album einmal, weiß man nach dem ersten Song „Mir ist schlecht“, der durch den eingebauten Keyboard-Orgel-Sound ein wenig an eine Schülerband erinnert, nicht so recht, ob man in diesem fahrenden Zug sitzen bleiben oder sich doch lieber einen Platz in der Nähe vom Ausgang suchen sollte um im Notfall schnell aussteigen zu können. Der Notfall kommt Gott sei Dank nicht, allerdings vermutet man hinter so manchem Tunnel doch noch die ein oder andere schwer einschätzbare Überraschung. Dabei erwarten einen erfreulicherweise auch einige positive. Der zweite Song „Ende vom Tag“ sowie der dritte „Auf der Suche“ gehören dazu, von denen letzterer auf dem ganzen Album wohl das größte Ohrwurmpotenzial mit sich herumträgt. Auch schön: die tiefgreifend melancholische Ballade „Du denkst zu viel“ oder der letzte Song des Albums „Nacht und Nebel“.
Insgesamt präsentiert sich hier eine Band mit viel musikalischem Potenzial, dass auf diesem Album an vielen Stellen jedoch erst beim zweiten und dritten Hören wirklich zu Tage tritt. „Soweit alles gut“ bietet einige wirklich schöne Ideen, Melodien und Arrangements, sowie fast durchweg gute Texte, nur gibt es auf der Platte einfach zu wenig Songs mit „Den muss ich jetzt sofort noch mal hören“-Charakter. Die so oft wiederkehrende Melancholie wiegt dazu zu schwer, sodass man nach der Reise durch „Soweit alles gut“ nicht unbedingt entspannt aussteigt, auch wenn die Aussicht gut war.