Bosse mit „Kraniche“ – CD Review

Vor zwei Jahren saß Bosse noch im Wartesaal zum Glücklichsein. Jetzt hebt er wieder ab, ist unter die Zugvögel gegangen: Am Freitag, 8. März, erscheint sein neues Album Kraniche. Frau LEISE/laut hatte Gelegenheit, schon vorab in das neue Werk reinzuhören.

Gleich vorweg: Es klingt ganz so, als ob Aki Bosse mit Kraniche endlich die Momente, ja die Geschichten (wieder)gefunden hat, auf die er vor zwei Jahren voller Sehnsucht und Melancholie auf Wartesaal wartete. Die immer währende unterschwellige Suche nach dem Glück, der Herzschmerz und die düstere Melancholie sind in den zwölf neuen Stücken deutlich leiser geworden. Ganz verstummt sind sie zwar nicht — Ein Bosse-Album ohne jegliche Melancholie und Sehnsucht wäre wahrscheinlich auch einfach kein echtes Bosse-Werk — Allerdings kommt die ganze neue Platte mit einer positiveren, im Vergleich zum vorigen Album, regelrecht zufriedenen Grundstimmung daher. Man verliert sich in der Vergangenheit („Schönste Zeit“), blickt aber auch hoffnungsvoll auf die schönen Momente der Gegenwart und freut sich auf das was da wohl noch kommen mag.

Inhaltlich und musikalisch versprüht Kraniche eine hoffnungsvolle Weltoffenheit, die es auf Taxi und Wartesaal so noch nicht zu hören gab. Während die Geschichten der letzten Alben irgendwo in einem Mikrokosmos zwischen Braunschweig, Nordseeinseln, Hamburg und Frankfurt/Oder bewegten, zieht es die Geschichten nun auch die europäischen Metropolen. Der Blick über den Tellerrand und die Erweiterung des Handlungshorizonts tut dem Sound Platte unglaublich gut. Statt schwermütiger Balladen überwiegen teilweise durchaus tanzbare Nummern mit internationalem Flair. Die leichten elektronischen Einflüsse („Vive la Danse“) und leicht orientalischen Elemente („Istanbul“) sorgen für frischen Wind in den klassischen Bosse-Klangmustern. Gleichzeitig finden sich auch auf dieser Platte wieder einfach tolle Melodien und schöne musikalische Spielereien, die die Texte sehr gut unterstützen und den einzelnen Stücken zu einer angenehmen Fallhöhe verhelfen.

Besonders textlich hat Bosse sich deutlich weiterentwickelt. Fast jeder Song erzählt eine abgeschlossene Geschichte („Familienfest“), malt ohne verkopftes Getue eindrucksvolle Bilder („Alter Affe Angst“, „Kraniche“) und zieht einen direkt in die Szenen hinein. Zwar gibt es immer mal wieder Stellen, die für einen Lyriker sicherlich eher holperig daher kommen, jedoch machen gerade diese Ecken und Kanten den besonderen Charme der Stücke aus. Insgesamt ist Kraniche ein schönes Album, das aus dem Trott der Gewohnheit ausbricht, neue Wege ausprobiert und dabei doch im Grunde genau eines ist: unverkennbar Bosse.


Bosse – Kraniche

1. Kraniche
2. Schönste Zeit
3. Vier Leben
4. So oder so
5. Istanbul
6. Alter Affe Angst
7. Vive La Danse
8. Familienfest
9. Brilliant
10. Müßiggang
11. Sophie
12. Konfetti

Foto: Universal Music

2 Kommentare auch kommentieren

  1. ira s. sagt:

    Ich finde es ist ein schönes Album.

    Ich verlose grad auf meinem Blog das Debut Album des Berliner Künstlers Finn Martin (wäre übrigens auch eine Review wert!). Schau doch mal vorbei:

    http://honeylaceandsugar.blogspot.de/2013/03/finn-martin-giveaway-gewinnspiel.html

  2. Ach cool, der liebe Finn. Danke für den Hinweis! Ich habe hier irgendwo auch noch das Asherlane Album von ihm herum liegen. Ich werde mal reinhören, vielleicht passt es ja auch noch hier hinein 🙂

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