Greg Holden im Nochtspeicher – „Wie geil ist das denn?!“

Ich war mal wieder in Hamburg unterwegs. Eigentlich um meine Video-Skills zu verbessern, aber auch, um endlich mal wieder etwas Musik aufzusaugen, die man in Osnabrück nicht so schnell findet. Wie praktisch: Greg Holden spielt im Nochtspeicher. Nach einem vollgepackten Workshop-Tag genau das richtige, um den Abend über einfach mal die Welt zu vergessen. Und um Greg Holdens Worte vorweg zu nehmen: „Wie geil war das denn?!“

Montagabend, Elena und ich sind nach einem spontanen Burger-Mahl an der Bar des The Bird etwas spät dran. Als wir den Eingang des Nochtspeichers gefunden haben und schnell durch die Glastür neben dem Tresen schlüpfen, eine kleine Überraschung: das Konzert ist vollbestuhlt. Das bin ich einfach (noch) nicht gewohnt, aber zu der Musik von Greg Holden passt das durchaus.

Antje Schomaker, Opener des Abends, steht bereits auf der Bühne. Nach einem Song finde ich es fast schon ein bisschen schade, dass ich den Anfang ihres Sets verpasst habe. Die junge Singer-Songwriter-Dame nimmt mit ihrer authentischen Art den ganzen Raum mühelos ein. Niedliche, gewitzte Texte winden sich wortgewandt durch oft melancholische Themen, aber ohne die Künstlerin dabei in Selbstmitleid ertrinken zu lassen. Hervorragend.

Leider hat Antje Schomaker noch keine Homepage oder Musikvideos, sodass ich Euch hier keine Hörprobe liefern kann. Aber folgt der Dame bitte auf Facebook, damit Ihr ganz bald selbst hören könnt, wie toll sie ist.

Greg Holden im Kerzenschein

Na gut, vielleicht waren es auch einfach schöne, alte Glühbirnen auf der Bühne, die den Raum in behaglich warmes Licht tauchten. Wer weiß das bei der gemütlichen Location wie dem Nochtspeicher schon so genau. Greg Holden ist mit minimalem Set-Up unterwegs. Einzig sein guter Freund und musikalischer Kumpane Tofer Brown steht zusammen mit ihm auf der Bühne und unterstützt ihn mit Backing Vocals und zweiter Gitarre. Obwohl sich die beiden bereits seit fünf Jahren kennen und regelmäßig zusammen Songs schreiben, spielen sie heute erst ihr drittes Konzert zusammen. Warum eigentlich? Greg und Tofer ergänzen sich auf der Bühne hervorragend und verleihen so dem Set eine ganz eigene Dynamik.  Fragile, herzanrührende Passagen wechseln sich mit fröhlichen, ausgelassenen Momenten ab. Man spürt die Ferienlagerstimmung auf der Bühne, die gerade bei Songs wie „Give it Away“ oder „Free Again“ auf das Publikum überschwappt.

Greg Holden wirkt äußerst gut gelaunt und erzählt zu fast jedem Song die Geschichte, die dahinter steckt. Von einem Polizisten, der einen Jungen erschießt. Über seinen 30. Geburtstag in Tibet, wo er überfallen und traumatisiert wird. „Ich singe so gut wie keine Songs über Liebe. Davon gibt es schon mehr als genug“, erzählt Greg Holden grinsend auf der Bühne. Da hat er Recht. Zudem verpacken er und Tofer die Songs live mit einem leichten Country-/Americana-Einschlag, der die Musik sehr schön vom alltäglichen Singer-Songwriter-Einheitsbrei abhebt. Und so geht die musikalische Reise einmal quer durch alle Alben von Greg Holden.

An dieser Stelle ein ganz dickes Lob an den Tonmann direkt hinter uns: Einen solch glasklaren Sound in einem so kleinen Raum habe ich bisher nur sehr, sehr selten erlebt.

Das Publikum ist heute Abend wirklich extrem aufmerksam, was Greg Holden sichtlich freut. Obwohl die Bar mitten im Raum ist, könnte man zwischendurch glatt Stecknadeln fallen hören. Es ist fast so, als ob jedes Ohr im Raum jede Silbe des Wahl-New-Yorkers wie ein Schwamm aufsaugt. Wenn man Gänsehaut hören kann, dann heute Abend. Besonders bei Songs wie „The Lost Boy“ oder „Boys in the Street“ wollen fast ein paar kleine Tränchen der Gänsehaut Gesellschaft leisten.

Elena und ich, der Background-Chor

Nicht, dass hier nun der Eindruck entsteht, der Abend wäre deprimierend gewesen. Ganz im Gegenteil. Zwischen den Gänsehauteinschlägen wird herzlich gelacht und mitgesungen. Ein seltener Moment: Greg Holden bewegt sein Publikum bei „The Lost Boy“ dazu, mehrstimmig zu singen. Und das klappt erstaunlich gut.

Warum sollte das dann beim vorerst letzten Song des Abends nicht auch so funktionieren? Greg Holden, der dank Feels Like Home in Hamburg eine Art Zuhause in der Fremde gefunden hat, widmet „Bar on A“ seinem guten Freund Johannes Strate, ohne den er vermutlich nie nach Deutschland gekommen wäre. Elena und ich freuen uns riesig über den inzwischen 6 Jahre alten Song und bereiten uns auf den obligatorischen Sing-Along-Part vor. Nach wenigen Phrasen, in denen das Publikum den Refrain eigentlich alleine singen soll, merken wir verdutzt, dass wir anscheinend mit einigen wenigen anderen die einzigen sind, die lauthals „and it makes no difference what city I’m in, the drinks cost the same and they do the same thing“ in den Raum hinein singen. So laut, dass sich die vorderen Reihen zu uns umdrehen. Ja, wir waren beim ersten Konzert in Hamburg damals auch schon dabei und kennen den Song. Na und? 😉

Nach Standing Ovations und lautstarken Zugaberufen, beendet Greg Holden den Abend endgültig mit der Country-Ballade „The Next Life“. Ich hoffe, dass Greg Holden nicht erst in meinem nächsten Leben zurück nach Hamburg kommt. Um ihn auch noch einmal zum Abschluss zu zitieren: „Wie geil ist das denn?!“

 

Falls Ihr Euch jetzt wundert, warum hier die obligatorische Bildergalerie fehlt: Dieser Blogbeitrag ist spontan entstanden. Die Kamera hatte schon Feierabend, und meine überbelichteten Handyfotos möchte ich Euch lieber ersparen. Sorry 🙁 Dafür gibt’s ein paar bei Greg Holden auf Instagram

2 Kommentare auch kommentieren

  1. Susanne Nasarke sagt:

    Schönes Interview ☺ Ich finde Greg’sMusik super, hab ihn leider 2014 das letzte mal bei Revolverheld gesehen ,dieses Jahr verpasse ich ihn leider weil er bei Revolverheld in Magdeburg nicht mehr dabei ist Ich hoffe er kommt dieses Jahr nochmal nach Deutschland

    1. Ich drücke dir die Daumen, dass du ihn noch mal solo sehen kannst 🙂 Die Shows sind wirklich hervorragend!

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