Weiter geht’s in meiner Runde „Ich schreibe über Singer/Songwriter, die keinen Weichspüler getrunken haben“. Dazu gehört auf jeden Fall auch Tigeryouth mit seinem neuen Album Tigeryouth, das am 12. August erscheint. Ich habe mir die Platte einen Nachmittag lang auf Dauerschleife reingezogen und meine Gedanken dazu fliegen lassen. Hier das Ergebnis.
Kurzer Hinweis vorab: Ich habe mich, während das Album durch meine Kopfhörer pustete, dazu hinreißen lassen, assoziativ zu schreiben. Für alle Nicht-Sprachwissenschaftler: Ich habe einfach aufs Papier geschmiert, was mir genau in dem Moment in den Sinn gekommen ist. Wer braucht schon hochtrabend ausformulierte Reviews? Diese ist umso ehrlicher. Ein Transkript.
Neuer Hinweis: Mein Transkript war am Ende so verwirrend, dass ich Euch das doch lieber erspare. Dieses Album hat mehr verdient als meinen komplett ungefilterten Pseudo-ADS-Gedankenstrom. Den gibt es jetzt dafür in verständlich und hübsch.
Tigeryouth – Tigeryouth
Tigeryouth. Ein Mann mit seiner warmen, leicht kratzigen Stimme, seiner Gitarre und seinen ehrlichen Gedanken. Auf seiner neuen Platte versteckt sich Tigeryouth nicht wie so viele andere hinter leeren, hohlen Phrasen oder aufgeblasenen Melodien. Stattdessen schreit Herr Tigeryouth Tilman Benning mal laut, mal leiser, anscheinend genau das hinaus, was ihn umtreibt, was ihn stört, was ihn berührt.
Durch die aufs Wesentliche reduzierte Verpackung bleibt mein Fokus beim Hören genau da, wo er hingehört. Auf Text, Stimme, Melodie und Emotion. Wie ein Magnet hält Tigeryouth so meine Aufmerksamkeit ganz nah bei jeder Geschichte, die er in seinen Songs erzählt. Geschichten, die gegen den ganzen Wahnsinn da draußen klar Stellung beziehen; Geschichten von Anfängen, Schlusspunkten, sich im Kreis drehen. Dabei kann ich mich mit so vielen Zeilen identifizieren, dass es mir fast schon ein kleines bisschen unheimlich ist.
Das traut sich was
Tigeryouth ist kein Album, dass man mal eben so im Hintergrund laufen lässt – zumindest nicht die ersten fünf Mal. Ich habe es versucht. Nach fünf Songs habe ich gemerkt, dass ich immer noch genauso dasitze wie vorher, die Dinge, die ich eigentlich machen wollte, immer noch nicht erledigt sind und sich mein Bauch mit der Platte auf eine kleine Achterbahnfahrt begeben hat. Fast jedes emotionale Hoch und Tief der Songs hat er mitgemacht. Jedes Mal. Das ist nicht unbedingt leicht, aber leicht wäre ja auch irgendwo wieder langweilig. Ein ganz kleines bisschen erinnert mich das an den Moment, als ich vor gut 10 Jahren zum ersten Mal im Auto das Album „Guten Morgen Spinner“ von Bosse gehört habe. Das hatte mit den aktuellen Platten noch nichts zu tun, kam wesentlich „lauter“ daher und transportierte längst nicht so viele plastische Bilder, wie Tigeryouth in Tigeryouth. Aber das Gefühl war sehr ähnlich.
Mit dem neuen Album liefert Tigeryouth wunderschönen, auf seine ganze eigene Weise tiefschürfenden Akustikpunk. Und das hatte ich formuliert, bevor ich auf seiner Facebook Seite las, dass er sich selbst dieses Karteikärtchen schon ausgesucht hat. Weichspüler gibt es hier also wirklich absolut keinen. Alles ist roh, voller Energie, absolut echt. Es gibt kein Blatt vor dem Mund, keine tausend verzerrende Instagram- oder Snapchat-Filter. Nur hin und wieder mal eine elektrische Gitarre oder Gast-Stimmen im Background, die diese ganze wunderschöne, rohe Energie von Tigeryouth noch mal unterstreichen. Ein wunderschönes Album, das sich traut, etwas eigenes zu sein.