Ein Schloss, zwei Bühnen, acht Bands. Fairytale Festival! Am Samstag hat im Innenhof des Osnabrücker Schloss wieder das Fairytale Festival des AStA der Uni Osnabrück stattgefunden. Ein schöner, kulturell vielseitiger Tag. Wir haben mal vorbei geschaut.
In Zeiten, wo es einfach schick ist, auf ein Festival zu gehen und gefühlt jeder Schützenverein irgendwo in Stadt und Dorf sein eigenes (Plastik)Open Air veranstaltet, ist es doch schön, zwischen den kurzlebigen, musikalisch eher fragwürdigen Erscheinungen auch immer wieder kleine gute Bekannte zu sehen, bei denen man sich einfach wohl fühlt.
Dazu gehört eben auch das Fairytale Festival des AStA der Uni Osnabrück. Klein, überschaubar und vor allen Dingen authentisch. Hier schwingt noch der alternative Kulturcharakter mit, der vielen großen Festivals irgendwo im Saufrausch und Fashionbloggerwahn verloren gegangen ist. Vielleicht, weil es ehrenamtlich von Studenten organisiert wird, vielleicht, weil es ein Umsonst & Draußen ist. Vielleicht, weil hier noch gut sichtbar Aktivisten für den Kampf gegen Abschiebung rekrutiert werden und motivierte Studenten über ihre „gute Sache“ informieren (z.B. veganes Leben, Tierschutz oder Viva con Agua). Vielleicht, weil man hier wirklich aktiv versucht, jegliche Diskriminierung zu vermeiden. Und da wird auch schon mal eine Band wie Feuerschwanz für fragwürdige Textzeilen wieder ausgeladen.
Das Line-Up vom Fairytale Festival, das früher über Jahre als Schlossinnenhof Open Air veranstaltet wurde, pendelt meist irgendwo zwischen Punk und Reggae, Mittelalter und Rock. Studentenbands spielen neben Lokalhelden und Künstlern, die hin und wieder auch auf großen Festivalplakaten zu finden sind. Zugegeben, meist weiter unten, aber immer hin. Und wenn dann auch noch das Wetter so gut mitspielt wie am Samstag, dann ist das Fairytale Festival mit seinen zwei Bühnen vor altehrwürdiger Kulisse tatsächlich ein bisschen märchenhaft.
Bunt und vielseitig ist das Fairytale Festival. Hier spielen die kleinen Osnabrücker Bands Jon Son, Fenster auf Kipp und x-Sidaz vor gemütlich chillendem Publikum. Die Mädels-Punkband Biestig aus Karlsruhe verpasse ich leider. Mir wird allerdings von mehreren Seiten nahegelegt, die Damen auf jeden Fall mal abzuchecken, wenn sich die Gelegenheit bietet. Versprochen. Die Münchner Ska-Kapelle BeNuts wärmt die etwas mehr als 1000 Besucher gut gelaunt auf, für das, was da noch kommen mag. Wütender Deutschpunk von Radio Havanna auf der kleinen Bühne. Vor der Bühne tanzt ein kleiner Pulk Pogo, immer mal wieder mittendrin eine kleine Fee (oder als Tinkerbell verkleidete Braut auf ihrem Jungesellinnenabschied). Radio Havanna fackeln das komplette Punk-Attitüden-Programm ab, inklusive Bengalos und Traversenkletterei. Das wirkt manchmal ein wenig gewollt, aber jeder braucht eben seine Showeinlagen.
Das Kontrastprogramm folgt sogleich auf der gegenüberliegenden großen Bühne. Mittelalterrock von Reliquiae. Eigentlich kann ich mit kostümierten Bands nicht allzu viel anfangen, aber die Damen und Herren spielen ihre Rollen – und natürlich auch Instrumente – überzeugend und wissen das Publikum mit allerhand altertümlichen Klängen gut zu unterhalten.
Unzucht auf der Gegenbühne haben tatsächlich ein paar waschechte Fans mitgebracht oder angezogen. Jedenfalls steht ein fester, dunkelgekleideter Fanblock begeistert in der ersten Reihe. Musikalisch und optisch habe ich das Gefühl, dass hier Jack Sparrow aus Fluch der Karibik mit düsterer Miene über die Bühne geistert, bzw, auch mal ein sehr fürsorgliches Bad in der Menge nimmt. Für Dark Rock fehlt mir zur Zeit wohl einfach die Melancholie. Aber den Zuhörern gefällt es. Das ist alles was zählt.
Das Highlight des Fairytale Festival ist definitiv der Auftritt von Jaya the Cat aus Amsterdam. Die Herren machen ihrer selbst erfundenen Genre-Schublade „Drunk Reggae Rock“ alle Ehre und sorgen für feuchtfröhliche Partyaction sowohl auf als auch vor der Bühne. Die Menge ist begeistert, man sieht sogar vereinzelt Crowdsurfer über die Köpfe des Fairytale Festival schweben. Ob man will oder nicht, man tanzt mit. Egal ob das nun gerade „meine Musik“ ist oder nicht. Ein paar Meter neben mir wippt ein düster gekleidetes Goth-Mädchen gedankenverloren im Takt.