Revolverheld sind immer noch „Immer in Bewegung“ und waren am Dienstag, 2. Dezember, in der Emsland Arena in Lingen zu Gast. Mit einem bunten Programm neuer und alter Songs, Guter-Laune-Anekdoten und Gänsehaut-Momenten begeisterte die Hamburger Band ihre Fans.
In der langen Schlange vor der Emsland Arena Lingen bibbern die Revolverheld-Fans in der eisigen Dezemberkälte dem Einlass entgegen. Die Hamburger Band ist hier heute mit dem zweiten Teil ihrer „Immer in Bewegung“- Tour zu Gast. Vom 8-jährigen Dötz mit Mama und Papa über aufgeregte Teenie-Mädchen und entspannte junge Paare bis hin zur Hausfrauen-Clique im besten Alter, Revolverheld scheint in diesen Tagen fast jede Altersgruppe anzusprechen. Die Vorfreude vibriert durch die Räumlichkeiten der nahezu ausverkauften Emsland-Arena. Zuletzt haben Revolverheld von 10 Jahren auf dem Gelände derEmslandhallen gespielt, damals noch als Support von Silbermond.
Support für Revolverheld: Stereotide
Als Anheizer haben Revolverheld das Rockquartett Stereotide mit dabei. Die aus Nürnberg stammende Band ist bereits seit Beginn der Tour mit Revolverheld unterwegs und ist redlich bemüht, das Lingener Publikum aus der Reserve zu locken. Das gelingt heute jedoch nur schwerlich. Freundliche Stimmen würden sagen, dass die Musik, die sich da irgendwo zwischen 30 Seconds to Mars, Tokio Hotel und Fall Out Boy bewegt und mit einer Prise 80s-Rock-Revival-Attitüde und ordentlich Synthies gepaart daher kommt, einfach nicht den Geschmack des bunt gemischten Revolverheld-Publikums trifft. Vielleicht hat der Tonmann von Stereotide auch einfach nicht den allerbesten Tag erwischt.
Oder liegt es etwa einfach nur daran, dass Frontmann Stephan Kämmerer mit erschreckender Selbstsicherheit einen Ton nach dem anderen konsequent daneben haut? Man möchte seinen Ohren kaum glauben. Stereotide wirkt aufgrund des aufgesetzten Gehabes des Frontmanns alles andere als authentisch. Leider trifft künstlich, aufgeblasen und vor allen Dingen generisch es da wohl eher. Schade. Für die letzten zwei Songs ernten die Nürnberger vom Lingener Publikum dann doch noch Applaus. Vermutlich aber eher aus Erleichterung, dass es endlich vorbei ist.
Revolverheld – Immer in Bewegung
Während der Umbaupause vibriert die Vorfreude wieder durch die Arena. Als dann endlich das Licht ausgeht und das stampfende Intro zu „Immer in Bewegung“ sich über die Halle legt, verwandelt sich der Raum direkt in eine große Party mit schwenkenden Armen und jubelnden Fans.
Revolverheld spielen sich gut zwei Stunden lang durch eine bunte Mischung ihrer aktuellen Platte „Immer in Bewegung“ und älteren Nummern der Vorgänger-Alben „In Farbe“, „Chaostheorie“ und „Revolverheld“. Man merkt, dass das Publikum anscheinend vornehmlich der neuen Fan-Generation angehört und die Nummern des aktuellen Albums besonders abfeiert. Aber auch bei „Klassikern“ Wie „Ich werd‘ die Welt verändern“ und „Die Welt steht still“ singt die Halle lautstark mit. Songs mit Party-Charakter wechseln sich mit Balladen ab. Von Feierstimmung bis hin zum sehnsüchtigen Schmachten schicken Revolverheld ihre Fans während ihres Set auf eine wilde, emotionale Achterbahnfahrt.
Die Revolverheld-Jungs können es gar nicht so recht fassen, dass wirklich 4300 Menschen nur für sie gekommen sind. Im November 2007 hatte man schon einmal versucht, die Emslandhalle nebenan zu füllen und musste dann kurzfristig aufgrund einer zu geringen Nachfrage in den wesentlich kleineren Schlachthof umziehen. Diese Zeiten sind aktuell definitiv vorbei. Die Konzerte der Tour sind nahezu restlos ausverkauft. Die Massen bejubeln jeden Witz, jeden Akkord, jeden Song.
Für absolute Gänsehaut sorgen Revolverheld gleich mehrere Mal an diesem Abend. Für den Song „Spinner“ schiebt die Crew ein schweres Ledersofa auf die Bühne und richtet eine Art Wohnzimmer ein. Revolverheld spielen den Song im Schein einer alten Stehlampe nahezu unverstärkt. Ihre Fans singen der Refrain lautstark mit. Ein „Spinner‘-Chor sozusagen. Später erklingt „Ich lass für dich das Licht an“ in einem Lichtermeer aus Handy-LEDs und Feuerzeugen.
Während das Publikum später in der abgedunkelten Halle der Bühne zugewandt die Band am Ende des regulären Konzertteils bejubelt, ziehen Revolverheld unerkannt in den hinteren Teil der Halle und überraschen die Lingener mit einer intimen Performance der Ballade „Deine Nähe tut mir weh“ aus der Mitte der Masse als Zugabe. Danach noch einmal abfeiern und durchdrehen zu „Lass uns gehen“ und „Freunde bleiben“. Eine absolut runde Sache, offensichtlich für Band und Publikum.
Revolverheld spielen 2015 eine große, eigene Open Air Tour. Unter anderem spielen sie am 17. Juli im Schlossgarten in Osnabrück.