Currywurst und Superhelden im Musikspagat: 5 Erkenntnisse zum Hurricane Festival 2014

Das Hurricane Festival 2014 ist schon wieder Geschichte, der Vorverkauf für 2015 hat bereits begonnen. Drei Tage lang wurde getrunken, gefeiert und zur Musik meist großartiger Bands der Alltag vergessen. Mit ein wenig Abstand ist es nun Zeit, Bilanz zu ziehen. Hier sind meine 10 fünf Erkenntnisse zum Hurricane Festival 2014.

1. Die Currywurst hat viel Konkurrenz. Bei meinem ersten Hurricane 2005 war die kulinarische Auswahl sehr überschaubar und beschränkte sich auf das Volksfest-Standardprogramm: Bratwurst und Pommes in unterschiedlichen Variationen, Hot Dogs, Pizza, Döner, Chinanudeln, Crépe und irgendwo gab es auch noch Backfisch neben Fischbrötchen. Die Mantaplatte an der Mantaplattenbude war ein Highlight und man stand auch schon mal eine Viertelstunde dafür an. Hauptsache fettig. Heute ist das Angebot so groß, dass ich mir selbst eine Woche später nicht sicher bin, ob ich wirklich alle Buden gesehen habe. Das Standardprogramm ist natürlich immer noch dabei, dazu gibt es aber noch mindestens einmal genauso wenn nicht doppelt so viele weitere Buden. Vom veganen Snack-Bräter über ungarische Teigfladen und Burritos, Futter wie bei Mutter (Königsberger Klopse und Hühnerfrikassee), Hipster-FroYo bis hin zu regelrechtem Luxus aus der Festivalküche gleich mehrerer TV-Köche (Steffen Henssler für alle, Tim Mälzer im VIP-Bereich) hat man die Qual der Wahl. Wer genug Geld dabei hat, kann die obligatorische Campingbratwurst eigentlich fast schon zu Hause lassen.

2. Bananen, Superhelden und andere Plüschtiere werden nicht etwa auf die Bühne geworfen sondern getragen. Als Kostüm. Während sich früher diverse Festivalreisegruppen vielleicht gerade noch  gemeinsame Motto-T-Shirts drucken ließen, greifen motivierte Festivalbesucher von heute lieber gleich auf das Angebot diverser Kostümverleiher und Onlineversandhäuser zurück. Zwischenzeitlich wusste man auf dem Gelände nicht so ganz, ob man nicht gerade versehentlich eine Zeitreise zum Karnevalsumzug gemacht hatte.

3. Das Festival als Laufsteg. Galt bis vor wenigen Jahren auch für Klamotten noch die Devise „Nimm nichts mit zum Festival, was du bei Verlust vermissen würdest“, liefen einem dieses Jahr erstaunlich viele Designer-Handtaschen an perfekt gestylten Damen und Herren über den Weg. Waren früher vor allen Dingen praktische Klamotten angesagt (ich hatte mir damals auf Anraten meiner festivalerfahrenen Freunde extra eine alte Bundeswehr-Hose gekauft), spielt heute gerade bei der Mehrheit der Damen der perfekte Style auf jeden Fall eine nicht zu vernachlässigende Rolle.

Spätestens seit Urban Outfitters ganze Festival-Modekollektionen mit zugehörigen Newslettern herausbringt und der größte Stand auf dem Hurricane Festival einer schwedischen Modekette gehört, ist es aber auch einfach „chic“ geworden, ein Festival zu besuchen. Die Mehrheit der perfekt gestylten Menschen hätte früher (oder in ihrem früheren Leben) vermutlich naserümpfend einen großen Bogen um das Gelände gemacht 😉

4. Musikspagat. Es ist wirklich beachtlich, wie breitgefächert das Musikprogramm in den letzten Jahren geworden ist. Während auf einer Bühne gitarrenlastiger Hardcore gespielt wird, schallt parallel über die andere Bühne leichter Mädchenpop, auf der nächsten Bühne bouncen die Arme zu HipHop-Beats und im das Zelt wird vom nächsten angesagten Electro-Act zerlegt. Ein Festival, fast jede Musikspielart. Respekt, dass man versucht, möglichst viele Geschmäcker zu erfreuen.

5. Go Green! Oder so ähnlich. Gab es früher lediglich den Müllpfand, möchte das Hurricane heutzutage eine wesentlich grünere Veranstaltung werden. Green Camp, propagierte Fahrrad- oder Bahnanreise, Müllsammelstellen, Umweltpunkte. Das Müllproblem ist zwar wohl immer noch nicht ganz gelöst, aber nach der katastrophalen Müllbilanz von 1000 Tonnen (gut 14 Kilogramm pro Besucher) im vergangenen Jahr, haben wohl auch viele Besucher endlich ein wenig umgedacht. Pfandsammeln ist dank des Lidl Rockshops und seiner Pfandhallen Volks-, äh, Festivalsport und die Aussicht auf aus alten Hurricane-Bannern handgenähte Tragetaschen animiert die Hurricanianer zum Müllsammeln. Ich kenne die diesjährige Müllbilanz zwar nicht, aber im Vergleich zu den Vorjahren sah es am Sonntag auf dem normalen Campingplatz nahezu wie gefegt aus. Ich wünsche allen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Vielleicht traue ich mich dann ja auch irgendwann mal wieder zum Campen auf den normalen Platz 😉

Hurricane verpasst?

Hier sind unsere Live-Blogs von Freitag, Samstag und Sonntag. Dazu haben 3sat und Arte Concerts unter der Kategorie Rock/Pop auch noch einige Konzerte in voller Länge vorrätig.

Foto: Jochen Melchior

4 Kommentare auch kommentieren

  1. Mia Schwarz sagt:

    Sehr interessant. 🙂 Ich überlege auch, mal ein Festival zu besuchen.
    Du schriebst, dass du 10 Erkenntnisse schreiben möchtest, ich seh aber nur fünf… Gibt es etwa einen zweiten Teil?
    LG, Mia

    1. Oh, danke für den Hinweis! 🙂 Es sollen erst 10 werden, aber dann war der Text schon so lang und ich habe es bei fünf belassen. Festivals kann ich nur empfehlen 🙂 Irgendwann poste ich hier auch noch mal die ultimative Festival-Packliste 😉

  2. Anonymous sagt:

    Mädchenpop. Aha. Ein Hoch auf Klischees.

    1. Mädchenpop ist hier nicht negativ gemeint, lediglich beschreibend. Ich stehe auf Mädchenpop und stehe auch dazu. Als Mädchen. So. 🙂

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