Heisskalt in der Kleinen Freiheit: „Fast eine private Saufparty!“

„Mit Liebe gebraut“ heißt die EP von Heisskalt, mit der die Stuttgarter Alternative Rock-Kombo gerade durch die Lande tourt. Vergangenen Samstag waren die vier Herren in der Kleinen Freiheit in Osnabrück zu Gast und haben den Laden mal ordentlich aufgemischt.
Es ist doch bei fast jeder aufstrebenden Band das gleiche Bild: in der ersten Reihe stehen brav ein paar verzückte Teenie-Fan Mädchen, die dem Frontmann aus der Hand fressen. So auch bei Heisskalt. Etwa 50 Leute im Raum und die erste Reihe ist fest in weiblicher Hand. Liegt das an den Texten? Oder an der Musik? Vielleicht am sympathischen Auftreten der Bandmitglieder? Man weiß es nicht.

Monoshoque mit wilder Lichtshow

Bevor sich die vier Stuttgarter jedoch auf die Bühne begeben, darf das Trio Monoshoque aus der Eifel mit ihrem Donnerwetter aus Alternative und Elektro schon mal die Soundanlage der Kleinen Freiheit vorwärmen. Statt dem typischen Vorband-Geplänkel gibt es hier ordentlich was auf die Zwölf – mit einer Lichtshow, die jedem Epileptiker wohl den Angstschweiß auf die Stirn treiben würde. Zwischen bunten Lichtblitzen spielen die drei Jungs eine gute halbe Stunde lang und überzeugen nicht nur die Damen aus der ersten Reihe von ihrem Können. Die Kapelle sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

Zurück zu Heisskalt. Man legt so los, wie Monoshoque die Bühne verlassen haben: laut, rockig, rotzig. Ich bin positiv überrascht. Der EP fehlt derweilen doch noch ein wenig das gewisse Etwas, der richtige Kick. Was Heisskalt an Energie nicht auf die Platte bannen konnten, lassen sie nun dafür live umso mehr raus. Die Nummern knallen angenehm, die Freiheit feiert ausgelassen, sowohl vor als auch auf der Bühne. Die Jungs suchen den Kontakt zum Publikum, erzählen immer wieder Anekdoten zu ihren Songs. Fast ist es wie eine private Saufparty, so nah stehen die Fans an der Bühnenkante, und so empfindet auch die Band.

Heisskalt in der Kleinen Freiheit OS

Besonders erfreulich für die Band: Heute sind ausnahmsweise mal so gut wie gar keine Leute im Publikum am Start, die Heisskalt durch Jennifer Rostock kennengelernt haben. „Da seid Ihr wohl echt die einzigen. Das freut uns!“ schallt es von der Bühne durch die ehemalige Bahnhofskantine. Da kann man ja schon fast ein bisschen stolz drauf sein, was?

Eine gewisse Eigendynamik treibt das gut 70-minütige Set voran. Da wird etwa nach der Hälfte kurz vor dem Song „Still“ eben auch noch mal das Mikro des Sängers gewechselt. Das alte war tatsächlich zugesabbert. Plötzlich versteht man auch alle Texte wieder 😉 Voller Einsatz, auch bei der Zugabe. Da gibt es „Dezemberluft“ auf die Ohren, die erste Ballade des Abends. Doch statt auf Kuschelkurs geht es auch hier trotzdem krachend energetisch weiter. Emotionsgeladen und fast schon wütend singt sich Frontmann Mathias die Textzeilen von der Seele.

Das große Finale liefern Heisskalt schließlich mit ihrer Single „Hallo“. Mein persönlicher Lieblingssong ist es nicht, weil er mich einfach immer an eine Band erinnert, die ich hier nicht erwähnen möchte. Aber ich kann rein objektiv trotzdem gut verstehen, warum er bei den meisten so super ankommt. Das Wohnzimmer der Kleinen Freiheit dreht noch mal richtig auf, es wird geklatscht, getanzt und gesprungen. „Sei die Mutter meiner Erben“ heißt es in dem Song. Man könnte fast den Eindruck bekommen, einige Damen aus der ersten Reihe fühlen sich angesprochen.

Sang sich die Seele aus dem Leib: Heisskalt-Frontmann Mathias Bloch am Samstag in der Kleinen Freiheit in Osna.

Fazit:
Heisskalt sind noch bis Ende April auf Tour (Support: je nach Stadt Marathonmann oder Monoshoque). Für schmales Geld erwartet einen eine ordentliche Rockshow, mit der man sich wunderbar einen tristen Winter-Frühlingsabend schön feiern kann.

Fotos: Karsten Rzehak 

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