Viel Zeit ist vergangen, seit die Arctic Monkeys die erste Band waren, die durch das Internet berühmt wurde. Inzwischen ist die Kapelle aus England ein felsenfester Bestandteil der britischen Musiklandschaft und wird international gefeiert. Seit dem 3. Juni steht das nunmehr vierte Arctic Monkeys-Album „Suck It and See“ in den Startlöchern und wartet mit seinen zwölf brandneuen Stücken darauf, von Fans in aller Welt gehört zu werden.
Aufgenommen wurde das gute Stück im Winter in Kalifornien. Scheinbar beeinflusst der Aufnahmeort auch den Sound, zumindest fühlt man sich stellenweise in die Zeit der alten VW Bullis zurückversetzt, in denen die Insassen lebenslustig, frei und ohne große Sorgen den Highway No. 1 an der Küste entlang hoch- und runtergefahren sind. Sehr poppig, aber trotzdem frisch klingt das Ganze. Man spürt immer noch den Fahrtwind und die Seeluft im Gesicht, kann tief durchatmen und hat nicht das Gefühl, vor lauter Hitze und zu viel Sonnencreme gleich auf den alten Kunstledersitzen kleben zu bleiben, wie das bei so manch anderem Sommeralbum gerne der Fall ist.
„Suck It and See“ bildet in seiner Ganzheit eine Symbiose aus Old-School Rock`n`Roll mit Elvis-Feeling, Beatles-Beat, gestandenem Brit-Pop und eingängigem Indie-Rock. Aufwendige Arrangements und eine ordentliche Portion Retro sorgen für das beschriebene California-Cruising- Feeling, die Texte tun ihr Übriges.
„I poured my heart into a pop song / I couldn`t get the hang of poetry“ trifft den Nerv des Albums auf den Kopf. Zu wahrer Poesie reicht es auf „Suck It and See“ noch nicht, dafür aber für eine Menge ordentlicher, luftig-leichter Indie-Popsongs, die ihren reinen Unterhaltungszweck bestens erfüllen. Etwas düsterer, fast schon verruchter anmutende Stücke wie „Library Pictures“ und „All My Own Stunts“ bringen dazu etwas Abwechslung in die sonst schon beinahe etwas belanglos wirkende Pop-Atmosphäre und verhindern so gerade, dass das Album in einem schönen, eingängig melodiösen Friede-Freude-Indie-Einheitsbrei versinkt.
Die Arctic Monkeys haben mit ihrem neuen Album kein revolutionäres, wahnsinnig innovatives Album auf den Markt gebracht. Trotz ausgefeilter Arrangements beruft man sich musikalisch auf Altbewährtes: schöne Melodien in Kombination mit der beruhigenden Stimme von Alex Turner, die sich wie ein Bettlaken im sanften Sommerwind in den Songs bewegt. Streckenweise entdeckt man Elemente, die man sonst auch gerne bei Oasis oder The Gaslight Anthem wiederfindet. Nichtsdestotrotz ist „Suck It and See“ ein ordentliches, solides Album, das man am besten mit Sonnenbrille auf der Nase während der Fahrt mit einem alten VW Bulli hört. Und wenn man nicht gerade an einer Bucht am Highway No. 1 in Kalifornien anhält, tut es auch der Parkplatz am Deich an der Nordsee.