Zuckersüß. Wie Erdbeersahnebonbons. Das ist der erste Eindruck, den Katy Perrys zweites Album Teenage Dream macht. Schuld daran ist nicht unbedingt das Cover, auf dem sich Katy wie gewohnt nur leicht bekleidet und verführerisch räkelt. Vielmehr „duftet“ die CD selber subtil nach dieser süßen Versuchung.
Mit Erdbeerduft in der Nase geht es also ab dem ersten Ton auf die 12 Tracks andauernde turbulente Reise durch Miss Perrys Candy Store des „Teenage Dream“. Katy besingt darin Altbewehrtes. Party, Liebe, Freundschaft, Herzschmerz. Eben das, was kleine „California Gurls“ in den Irrungen und Wirrungen der (Post)Pubertät so beschäftigt. Da wundert es auch nicht, dass hier freche, elektronische Tanzbeats auf süßsaure, gefühlsduselige Mädchen-Poprock-Nummern treffen. Die Kombination liefert klebrigen, nett kunterbunten Plastikpop, der sein Ziel erreicht: Eingängigkeit.
Wie schon im Vorgänger One of the Boys erzählt jeder Song eine von Katy selbstgeschriebene Geschichte, in denen sie mal überspitzt scharf und dann wieder bittersüß wie Herrenschokolade die Typen auf‘s Korn nimmt. Das meiste davon schön schillernd verpackt, in mit künstlichen und natürlichen Aromastoffen gespickten Hooklines, die sich schneller als Karies ins Gehirn fressen und dort zum ausgewachsenen Ohrwurm mutieren. Ganz vorne mit dabei der Sommerhit „California Gurls“, „Last Friday Night (T.G.I.F.)“, „Firework“ und „Peacock“.
Wie praktisch, dass all diese Tracks wie eine bunte Gummibärchenparade direkt aufeinander folgen. Das macht den einsetzenden Zuckerschock perfekt und betäubt so mit geballtem Ohrwurmpotential den Eindruck, manchen Song irgendwo schon mal gehört zu haben. „Last Friday Night“ scheint da nämlich der inhaltliche Aufguss von Katys „Waking Up in Vegas“ zu sein. Alkohol, vergessene Küsse und überstrapazierte Kreditkarten inklusive.
Das freche „Peacock“ erinnert musikalisch dagegen stark an Gwen Stefani‘s „Hollaback Girl“. Man kann gar nicht anders, als sich plötzlich gedanklich inmitten lauter knallbunter Pom-Poms und aufreizend tanzender Cheerleader wieder zu finden.
Wirkliche Zahnschmerzen bereitet in dieser Sirup getränkten Pop-Parade aber nur der Titel „E.T.“, der inklusive Außerirdischem irgendwo zwischen Tokio Hotel und „All the things she said“ vom russischen Kommerzlesbenduo t.A.T.u. ins Schokoladenfondue gefallen zu sein scheint.
Das ist eben der Nachteil am Traum vom Candy Store. Am Ende wacht man auf, und die Süßigkeiten schmecken trotz bunter Farben, fantastischer Formen und schöner Spielereien doch fast alle gleich. Aber trotz drohender Bauchschmerzen kann man einfach nicht die Finger davon lassen – Ebenso wenig von Teenage Dream.
Zuckerschock: 5/5
Originalität: 2,5/5
Ohrwurmattacke: 4/5
Foto: EMI Music