Heiter bis Wolkig: Kate Nash Konzert in Hamburg

Rockig. Frech. Extravaganz gemischt mit einer ordentlichen Portion Exzentrik, Provokation und Klein-Mädchen-Charme. So präsentierte sich die Londoner Singer/Songwriterin Kate Nash am vergangenen Freitag Abend in Hamburg. 

Die Große Freiheit 36 ist seit Wochen ausverkauft. Die Erwartungen des Publikums an das Konzert des 22-jährigen Rotschopfes sind hoch. Da hat es die Support-Band Sister Lovers  aus Irland nicht leicht, die aus Studenten, Durchschnittshörern und kleinen Indie-Mädchen bunt gemischte Meute vor der Bühne aus der Reserve zu locken. Dabei ist der Indie-Rock, den die dreiköpfige Band da zum Besten gibt, streckenweise durchaus tanzbar und könnte unter anderen Umständen sicher auch einen ganzen (kleineren) Laden mitreißen. An diesem Abend sind die Reaktionen eher wechselhaft, so wie das Wetter in Hamburg. 
Umso frenetischer begrüßt das Publikum Kate Nash, als sie begleitet von Leierkastenmusik mit extrem dunklem Augen-Makeup die Bühne betritt. Mit im Gepäck hat sie hauptsächlich Songs ihres neuen Albums „My Best Friend is You“. Am Klavier geht es gleich mit Vollgas los. Gut gelaunt und energiegeladen fegt sie über die Bühne und erinnert in ihrer Art zeitweise an Beth Ditto von Gossip. „Ich will, dass ihr am Ende alle nass geschwitzt und völlig fertig seid und weint!“ schreit sie nach dem zweiten Song der Menge entgegen. Ob vor Freude, Erschöpfung oder Verzweiflung darf jeder selbst entscheiden.
Gründe zur Freude gibt es so einige. Auf der Bühne steht ein musikalisches Multitalent, das mit einer bemerkenswerten Energie und Attitüde abwechselnd in die Tasten haut und gleich wieder Gitarre, Bass und Stimmbänder bearbeitet. Dazu eine ordentliche Band, die das Ganze begleitet. Dafür feiern sie die Hamburger, singen und tanzen bei bekannten Songs wie „Foundation“ und „Do-Wah-Doo“ begeistert mit und gehorchen aufs Wort, als sie einen „quiet song“ ankündigt. Für einen Moment lang ist wirklich der komplette Laden mit knapp 1600 Leuten mucksmäuschenstill, was einige Fans zu Tränen rührt. 
Nur leider gibt es an diesem Abend zu wenige solcher Highlights. Der Sound ist die meiste Zeit mittelmäßig bis mies, das Zuhören dadurch oft überaus anstrengend. Die bissigen, provokativen Texte, die Kate‘s Musik ausmachen, gehen zwischen schrillen, gewollten Ton-Dissonanzen und Kreischexperimenten im Soundbrei oft chancenlos unter. Entsprechend schwankend ist die Stimmung im Publikum. Eine Achterbahnfahrt zwischen purer Euphorie und unterdrückter Langeweile. Die Menge will ja weiter feiern, erwartet den Kick oder die große Überraschung. Aber die bleibt aus. Auch etwas über eine Stunde nach Showbeginn. Und dann sagt Kate auch schon wieder Auf Wiedersehen. 
Setliste:
Paris
Do-Wah-Doo
Mouthwash
Kiss That Grrrl
Take Me To A Higher Plane
Don‘t You want to share the Guilt
I hate Seagulls
I‘ve Got a Secret
Grrrla Munch
Later On
Foundation
Mansion Song
I Just Love You More
Model Behaviour
_________
R&B Side
Merry Happy

Foto: Universal Music

Ein Kommentar auch kommentieren

  1. vinylgalore sagt:

    jaja ungefähr so hat der auftritt von frau nash auch in berlin ausgesehen. eigentlich schon eine frechheit für so eine solche show, so einen batzen geld zu verlangen. ich war wirklich selten enttäuscht von einem konzert – aber danke kate…

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