Kreuzfahrt durch die Tomte-Welt


„AUSVERKAUFT“ ist dick und fett von mehreren Schildern am Rosenhof zu lesen. Die Nachfrage für das Abschlusskonzert der Frühjahrstour von Tomte am 28. März war so groß, dass bereits ein paar Tage vorher alle Tickets vergriffen waren. Somit waren die Erwartungen auch recht hoch an das, was Thees Uhlmann und seine Mannen am Samstag Abend dort in Osnabrück zum Besten geben würden.

Den Anfang macht um 19.45 Uhr die Münsteraner Kapelle Ghost of Tom Joad, die eigentlich für äußerst tanzbaren Indierock und mitreißende Bühnenshows bekannt ist. Die drei Westfalen spielen ein ordentliches halbstündiges Set, das klar die musikalischen Stärken der Band präsentiert. Jedoch wirken die Jungs streckenweise etwas erschöpft und unkonzentriert, was es ihnen nicht unbedingt leichter macht, das Osnabrücker Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Vielleicht sind das bereits die Nachwirkungen von sieben Tagen Tour mit Tomte, denn ihr aktuelles Album „Matterhorn“ ist wirklich gut und macht sonst Lust auf mehr.

Danach endlich: Tomte. Um 20:45 Uhr entern Thees Uhlmann, Dennis Becker, Nikolai Potthoff, Max Schröder und Simon Frontzek, mit ihren Instrumenten und Rotwein bewaffnet, die Bühne. Sie legen gleich mit Für immer die Menschen los und nehmen so den ganzen Rosenhof mit auf eine Kreuzfahrt durch den Ozean der Tomte-Alben. Ob man Tomte bereits seit ihrem 2000er Album Eine sonnige Nacht wegen ihrer ungewöhnlichen Texte verehrt, oder erst durch Der letzte Große Wal vom aktuellen Album Heureka auf den Geschmack gekommen ist, bei dieser detailverliebten Setliste ist für jeden Fan garantiert etwas dabei.

Frontmann Thees Uhlmann scheint bestens gelaunt, widmet mal allen Leuten über 30, mal sich selber den ein oder anderen Song und spielt mit vollem Einsatz, so dass ihm die Schweißperlen von der Nase tropfen. Zeit zum Ausruhen gibt es für die Band dann zum ersten Mal richtig nach 13 Songs. Begleitet von einem Cello, sorgen die fünf Hamburger mit einem wunderbaren Akustikset, bestehend aus Schrei den Namen deiner Mutter, Voran Voran, Es ist so dass du fehlst und New York, bei den fast 1000 Besuchern sicher für so manche Gänsehaut.

Licht aus, Vorhang, Zugabe. Bevor sich das Konzert endgültig dem Ende zu neigt, überrascht die Band ihre Crew noch mit einem anständigen Lobgesang, wie es sich bei einem ordentlichen Tourabschluss gehört. Rufus Wainwright‘s Hallelujah wird kurzerhand in eine Dankeshymne an die Tomte-Crew umgedichtet, was bei den Technikern für breites Grinsen und im Publikum für anerkennenden Jubel sorgt.

Nach insgesamt 21 Songs und fast zwei Stunden hat das Tomte-Kreuzfahrtschiff auch schon wieder seinen Hafen erreicht. Es war eine schöne Fahrt, aber für einen Tourabschluss war sie recht ruhig. Allerdings stehen die Festivaltermine auch schon wieder auf dem Plan, und wer weiß, vielleicht wagen sich Thees und seine Mannen mit Beginn des Sommers wieder in ganz andere Gewässer.


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