Bochum, Jahrhunderthalle. 7. Dezember. Es ist saukalt, die Finger frieren ein. Das heißt, es ist wieder Zeit für die 1Live Krone. Es ist ziemlich genau 9 Jahre her, dass ich zum ersten Mal live bei der 1Live Krone dabei sein durfte. Nach ungefähr 4 Jahren Pause bin ich wieder da und darf für LEISE/laut zwischen dem roten Teppich, Pressezentrum und all dem Glitzer auf der Aftershow Party berichten.
Bis zum Vormittag bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich es wirklich nach Bochum schaffen würde. Stimmbandentzündung. Aber dank mehrerer Liter Husten und Bronchialtee, mehreren Packungen Salbeibonbons und GeloRevoice kann ich mich gegen Mittag doch wieder ein bisschen artikulieren. Schnell das „I just threw this on“-Krone-Outfit über geworfen, Kameras eingepackt und los.
An der Jahrhunderthalle ist in diesem Jahr vieles anders als ich es in Erinnerung hatte. Überall Absperrungen, Bauzäune, Sichtschutz, Straßensperren, Personalausweiskontrollen. Es sind einfach andere Zeiten als noch 2012 oder 2013.
Am Roten Teppich
Trotzdem kleben hinter den Bauzäunen bibbernd kreischende Teenager, die hoffen, einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen. Gerade Youtuber wie Dagi Bee, Die Lochis oder „Künstler“, in deren Zielgruppe ich einfach nicht mehr gehöre (z.B. Mike Singer oder Lukas Rieger) sorgen für solche Begeisterungsstürme, dass man selbst drinnen am Roten Teppich gefühlt noch davon eingeholt wird.
Ich weiß noch, wie unglaublich aufgeregt ich 2008 war, als ich zum ersten Mal hier auf dem Teppich stehen und die Künstler fotografieren durfte. Jetzt stehe ich hier wesentlich älter und abgeklärter und filme einfach nur das, was mir gefällt. Nur die Künstler und Bands, die mir wichtig sind. Die Donots, Bosse, Die Toten Hosen, Nicholas Müller, Marteria, Beatsteaks und noch ein paar andere, die gerade interessant aussehen. Insgesamt bestehen die 2,5 Stunden auf dem Teppich allerdings hauptsächlich aus Warten, vielen Verzögerungen und am Ende einem wahren Künstlerstau. Ich bin heilfroh, dass ich nicht draußen bei den TV-Teams stehen muss. Dann hätte ich jetzt sicher eine Lungenentzündung und würde meine Stimme niemals wieder zurück bekommen.
In die Show. Oder ins Pressezentrum.
Kurz vor Beginn der Show geht es für mich zurück ins Pressezentrum im Pumpenhaus neben der Jahrhunderthalle. Hier sitze ich nun und schreibe diese Blogbeitrag. Als Journalist wird man hier hervorragend versorgt. Bei meiner ersten Krone bin ich im Zirkuszelt fast erfroren. Jetzt sitze ich gemütlich mit Kollegen großer Tageszeitungen am Tisch, schreibe, esse und schaue die Show auf Großleinwand.
Klaas Heufer-Umlauf führt „zusammen“ mit Sido als Co-Moderator überraschend kurzweilig durchs Programm. Der „Opening-Song“ der Krone ist ein Knaller. Wenn ich das Video finde, werde ich es hier verlinken. Eine Kategorie jagt die nächste, hochkarätige Liveacts und lustige Einspieler mischen die früher doch eher steife Stimmung ordentlich auf. Macklemore legt gemeinsam mit Adel Tawil eine energiegeladene Version von „Can’t Hold us“ hin. Überhaupt überrascht mich Macklemore schon am roten Teppich mit seiner sympathischen Art. Da hat er sich am Abend vorher einfach mal beim Italiener mit dem Kellner angefreundet, den er jetzt kurzerhand mit zur Verleihung geholt hat.
Was auch in diesem Jahr auffällt ist, dass mal wieder kaum Frauen nominiert sind. Immerhin sind jetzt Amanda, Alice Merton und SXTN mit dabei, aber Klaas Heufer-Umlauf appelliert an die Sender: Spielt die Musik doch einfach mal häufiger. Das könnte helfen. Sido, Amanda und Alice Merton legen zusammen ein schickes Medley aus „Blau“ und „No Roots“ hin. Sido garniert das Ganze noch mit ein paar Reimen. Die Kombination geht in die Beine. Eigentlich würde ich gerne ein bisschen tanzen, aber das geht hier im Pressezentrum nicht so wirklich.
Lustig, aber auch ein bisschen drüber ist die Verschlagerung diverser HipHop-Acts. RAF Carmora, die da die Kategorie gewinnen, sagen mir ehrlich gesagt gar nichts. Astrein an mir vorbeigezogen.
Mark Forster, der mehrfach nominiert ist und auch eine Krone mit nach Hause nehmen darf, bohrt sich mit seiner Akustikversion von „Kogong“ in meinen Kopf und bleibt da „wie ein alter Katy Perry Song“. Sehr untypisch, denn sonst kann ich mit der Musik eigentlich nicht allzu viel anfangen.
Ingesamt ist die 1Live Krone unterhaltsam, kurzweilig und wesentlich weniger selbstbeweihräuchernd, als in den vergangenen Jahren. Das ist extrem angenehm und überrascht mich. Früher haben die Gäste wirklich nur auf die Aftershow Party gewartet, jetzt haben sie sichtlich Spaß während der Show. Juhu!
Die Gewinner
Kraftklub nehmen die Kronen als Bester Liveact und Beste Band mit nach Hause. Das ist bereits ihre 4. und 5. Krone.
Mark Forster gewinnt nach 6 Nominierungen ohne Preis die erste und zweite Krone seines Lebens in der Kategorie Bester Single und Bester Künstler.
Die Comedy Krone geht an Dennis aus Hürth.
Der Sonderpreis der Krone geht an Kevin-Prince Boateng. Der Fußballer setzt sich für mehr Toleranz und gegen Rassismus im Fußball ein.
Die Krone als Bester HipHop Act darf RAF Carmora für sich beanspruchen.
Das Beste Album 2017 ist dagegen in den Augen der 1Live-Hörer ist EROS von RIN. Auch die sagen mir leider gar nichts, freuen sich aber offensichtlich sehr.
Die Aftershow Party
Hier werdet Ihr morgen ein bisschen von der Aftershow Party lesen, die auch gerne als die Weihnachtsfeier der deutschen Musikbranche betitelt wird. Da geht es jetzt hin. Die Kamera darf für ein Stündchen auch noch dabei sein.
Aftershow-Update: Ich war morgens um 3.30 Uhr wieder zurück zu Hause in Osnabrück und liege jetzt mit meiner 1Live Krone Goodiebag auf dem Sofa und erhole mich (bis ich heute Abend wieder für die Zeitung arbeiten muss). Eins muss man der 1live Krone lassen: Hier weiß man, wie eine ordentliche Aftershowparty auszusehen hat. Beste Drinks, großartige DJ-Sets, bombastische Stimmung. Dazu jede Menge leckeres Essen. Dafür ist nämlich einfach mal Vapiano verantwortlich und wenn man auf eine Party ist, wo einfach mal ein komplettes Vapiano aufgebaut worden ist… Das ist schon ein wenig beeindruckend.
Ich habe ein bisschen gefilmt und die bunte Stimmung eingefangen, jedoch keine Fotos gemacht. Ich bin schon bei normalen Partys kein guter Partyfotograf und hasse es, Leute anzuquatschen, ob ich Fotos von ihnen machen darf. Dass sich das auf einer proppenvollen Aftershowparty zwischen Kraftklub, Cro und Macklemore nicht wundersamer Weise ändert, sollte verständlich sein. Also habe ich es gleich gelassen. Cros Bodyguard hat mich übrigens schon aus 3 Metern Entfernung angeschissen, weil ich zufällig auch gerade in der Nähe der Vapiano-Pizza stand und ein wenig in Ungedanken ein paar Einstellungen an meiner Kamera geändert habe. Ja, der Mann macht nur seinen Job, und den gut.
Trotzdem hatte ich danach dann auch keine große Lust mehr, noch lange weiter zu filmen. Tanzende Menschen sind halt tanzende Menschen, Getränke sind Getränke und Pizza ist Pizza. Zeit also, meine Sachen wieder ins Schließfach zu bringen und selbst noch ein bisschen mit alten, ganz normalen Bekannten zu feiern, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Nur eben zwischen Kraftklub, Annenmaykantereit, Casper und Krone-Co.