Okay – Lasst es mich gleich zu Beginn sagen: Ich bin kein Musik-Experte, forsche nicht nach den neuesten Künstlern oder den besten Alben. Meistens empfehlen mir Freunde, die Ahnung haben, die wirklich gute Musik. Aber es gibt Künstler die lassen einen nicht los. Auch, wenn sie lange aus dem Blickfeld verschwinden. Einer von ihnen ist Glen Hansard, irischer Singer und Songwriter aus Dublin, der jetzt für seine Solo-Tour auch in den Rosenhof nach Osnabrück kam.
Zu Glen Hansard und seiner Musik habe ich eine besondere Verbindung. Es muss circa 2010 gewesen sein, als wir mit unserem Englisch-Kurs aus der Oberstufe nach Dublin gefahren sind. Zur Einstimmung zeigte uns unser Englischlehrer den irischen Independent Film „Once“ in dem Glen Hansard einen Straßenmusiker spielt. Machen wir uns nichts vor, die meisten Filme die wir in der Schule sehen sind Mist, aber „Once“ definitiv nicht – und das lag neben der Geschichte vor allem an der Musik der beiden Hauptdarsteller Hansard und Markéta Irglovádie dafür sogar den Oscar für den besten Song erhielten. Die Lieder wurden für einige von uns zum Soundtrack der kommenden Kursfahrt.
Mit den Jahren verlor ich den irischen Künstler aber aus den Augen. Dieses Jahr teilte mir die Facebook-Seite vom Rosenhof mit, dass Hansard mit seiner Solo-Tour auch in Osnabrück halt macht. Erinnerungen an grüne Wiesen, verrauchte irische Pubs und Guinness stiegen in mir auf. Aber über 40 Euro für ein Ticket stoppen die sentimentale Euphorie. Dennoch ergatterte ich im letzten Moment ein Ticket für das schnell ausverkaufte Konzert.
Glen Hansard live im Rosenhof
Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist Mittwochabend. Glen Hansard betritt die Bühne, ohne großen Auftritt. Still und heimlich schleicht er sich vor das Mikro während die Musik vom Band noch läuft und der Saal noch hell erleuchtet ist.
Ich kann euch leider nicht fachmännisch erzählen, ob viele Lieder von der neuen Platte dabei waren oder was genau Glen Hansard da mit seiner Stimme anstellt und wie fingerfertig er Gitarre spielt. Aber: Bereits nach fünf Sekunden hat bei mir eine Gänsehaut die nächste von den Zehenspitzen bis über die Kopfhaut gejagt. Noch nie habe ich einen Künstler live gesehen, der nur mit seiner Präsenz und einer Gitarre einen ganzen Raum so ausfüllen kann. Ich bin mir sicher, an der einerseits lauten und rauen, aber manchmal auch unfassbar zarten und zerbrechlichen Stimme ist der ein oder andere Whiskey nicht ganz unschuldig.
Wenn Hansard vehement, fast schon fanatisch auf seine Gitarre eindrischt, wundert man sich wie das Instrument und der Arm des Künstlers das überstehen. Aber vom Publikum erntet der Ire nach jedem Song tosenden Applaus – zu Recht.
Zwischen den Songs erzählt Hansard aus seinem Leben, der Liebe zur Musik. Dabei berichtet er immer wieder von Menschen die ihn und sein künstlerisches Schaffen geprägt haben. Er erzählt, wie es ist ganz allein, ohne große Band, auf Tour zu sein. Wie er die Songs allein finden muss, was ihm ein bisschen Angst mache. Das gelingt ihm aber zweifellos meisterlich. Glen Hansards Solotour ist keine Selbstdarstellung, kein Runterbeten von alten Songs, sondern pure Liebe zur Musik. Diese merkt man dem Singer Songwriter in jeder Sekunde und mit jeder Faser seines Körpers an.
(Es tut mir leid, dass ich euch keine schöneren Fotos von dem Abend zeigen kann, aber bei den über 40 Euro für das Ticket, musste das neue Handy doch vorerst warten. Was übrigens die goldrichtige Entscheidung war: Dieser irische Mann und seine Gitarre, sind jeden Cent wert.)