Am 14. November haben Die Toten Hosen in der Barclaycard Arena in Hamburg gespielt. Quasi vor meiner Haustür, also musste ich da natürlich hin. Die Toten Hosen begleiten mich schon seit Ewigkeiten. Doch ist das noch Punk? Es ist Zeit, für einen etwas anderen Konzertbericht.
Beinahe hätte ich Euch jetzt erzählt, dass ich die Hosen zuvor das letzte mal 2013 auf ihrer „Der Krach Der Republik“-Tour gesehen habe, aber das stimmt ja gar nicht. Im Mai war doch noch das Konzert in Flensburg der „Zurück auf dem Bolzplatz“-Tour und im Juli habe ich sie zusammen mit den Well-Brüdern in der Hamburger Laeiszhalle mit ihrem „Im Auge des Trommelfell“-Programm gesehen.
Aber was sind schon Zahlen und Termine?
Wer die Hosen schon einmal live gesehen hat, weiß, dass da nicht einfach eine Band auf der Bühne steht, die einfach nur ihre Show abzieht. Oder bei der alle Zuschauer sich das Ganze brav ansehen und anhören und man dann einfach wieder nach Hause fährt.
Im Gegenteil: Das Publikum spielt an solchen Abenden immer eine ganz entscheidende Rolle. Sobald das Konzert beginnt, steht kaum noch jemand still. Es wird gesungen, getanzt, gesprungen und gegröhlt, sich gemeinsam hingesetzt oder auch Parolen wie ‚Nazis raus!‘ gerufen.
Letzteres wird von allen Beteiligten besonders gern gehört. Auch wenn viele behaupten, dass Die Toten Hosen im Laufe der letzten Jahre an Punk verloren haben, verteidigen sie einen festen Standpunkt.
Dies wurde auch in der Hamburger Barclaycard Arena wieder einmal deutlich. „Willkommen in Deutschland“, ein Song, der vor fast 15 Jahren veröffentlicht wurde, wurde mit Streichern und Piano zum Besten gegeben. Ein Song, der auch nach all der Zeit heute in Deutschland mehr als zutreffend ist, wenn man die Reaktionen auf die so genannte ‚Flüchtlingspolitik‘ beobachtet! Aber auch bei „Liebeslied“ (VÖ 1987) wurde einem vor allem in Hamburg wieder einmal bewusst, wie wenig die Menschen dazu lernen und weiterhin wegsehen, wenn es wichtig ist, Stellung zu beziehen. So kommt es dann, dass Randalierer wie neulich beim G20 die Übermacht gewinnen und Protestierende als Idioten dargestellt werden.
Aber was ist schon Punk? Und ist das überhaupt wichtig?
In erster Linie besuche ich Konzerte um einen schönen Abend zu haben. Klar werden die Hosen auch älter uns gehen mit der Zeit. Aber in meinen Augen bleiben sie sich selber treu.
Der „Wannsee“-Radiosong kommt zu Hause aus den Lautsprechern tausend mal poppiger rüber als in der Arena, wenn ca. 10000 Menschen ihn mitsingen und ihn feiern. Aber gerade das ist es auch, was die Konzerte der Toten Hosen so besonders macht. Das gemeinsame Singen, die Sprechchöre, die wehenden Fahnen der Hosen-Ultras, die seit Jahren dabei sind, die Band. Jeder einzelne ist hier ein Teil davon.
Einmal Die Toten Hosen, immer Die Toten Hosen
Ob Punk oder nicht, für mich gibt es einfach kaum einen besseren Live-Act als Die Toten Hosen. Und daher werde ich so schnell auch nicht aufhören, immer wieder zu ihren Konzerten zu gehen.