Endlich wieder Popsalon! Nach einem Jahr Pause ist gestern die Ausgabe Popsalon 6 des Osnabrücker Clubfestivals gestartet. The Lytics, OK KID und Schnipo Schranke haben mir gestern einen super Abend und einen tollen Start in die Festivalsaison beschert.
The Lytics
Los geht’s kurz nach acht in der Lagerhalle mit The Lytics. Ich weiß gar nicht so recht, was ich erwarten soll, also lasse ich mich einfach überraschen. Und wie. Die Herren aus Winnipeg, Canada tischen schnieke Beats und Reime auf. Es kommt nicht allzu oft vor, dass man mich mit HipHop wirklich begeistern kann, aber The Lytics machen das ganz wunderbar. Super motiviert, super sympathisch und absolut keinerlei Faxen des sonst oft typischen „Ich mach HipHop, ich bin ein geiler Gangster“-Gehabes. Am Ende groovt die ganze Lagerhalle gut gelaunt vor sich hin. Kein Wunder bei einer Band, die verspricht, zur für die nächste Party „the friction, the chips, the dip and the chicken – all the party fixings“ mitzubringen. Ich glaube ihnen aufs Wort.
Bildergalerie – The Lytics
Zwischen Campfire, OK KID & Schnipo Schranke
Nach The Lytics ist erst mal eine kleine Pause angesagt. Ich laufe mit Marius und Carla rüber zum Stadtgalerie Café, wo zum ersten Mal die Campfire Lounge mit Singer Songwritern Teil des Popsalons ist. Wir hoffen, noch irgendwie einen Blick auf Tigeryouth oder Luckless zu erhaschen, aber als wir ankommen, ist auch da gerade Pause. So bleibt mir nur ein kurzer Blick auf die leere Bühne, wo ein paar Lagerfeuer auf nostalgischen Röhrenfernsehern flackern. Ich freue mich schon wieder auf die Outdoor Saison.
Da ich pünktlich wieder bei OK KID sein muss, um dort Fotos machen zu können, gibt es nur einen kleinen Schnack mit Tilman Tigeryouth, bevor es die 100 Meter zurück in die Lagerhalle geht. Mit leichter Verzögerung begeben sich die Herren auf die Bühne und spielen für ein verzücktes Publikum. Viel Nebel, viel Licht, viel, ja, Melancholie? Ich weiß bei OK KID immer nie so genau, ob ich die Musik wirklich mag oder sich mein Gehirn einfach nur so sehr daran festkrallt, weil mir die Texte gefallen. Trotzdem zieht mich so eine volle Ladung OK KID immer ein bisschen runter, auch wenn das live alles wirklich sehr beachtlich dargeboten wird. Und aus irgendwelchen Gründen sucht irgendwas in meinem Hirn immer wieder nach Casper auf der Bühne. Geht es nur mir so, dass mich die Mucke teilweise an Casper erinnert? Ich habe Hunger.
Das ist Schnipo Schranke
Da heute noch kein Shuttle zwischen den Popsalon 6 – Locations unterwegs ist, verlasse ich OK KID ein wenig früher cruise mit dem Fahrrad einmal quer durch die Stadt zur Kleinen Freiheit. Etwas zu Essen auf die Faust finde ich unterwegs auch noch. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass die Band wohl kaum um 23 Uhr anfängt zu spielen, wenn doch noch kaum jemand da ist (da alle noch in der Lagerhalle sind). Warum habe ich mich noch mal so beeilt? Naja, wenigstens habe ich keinen Hunger mehr und ich muss mich nicht mit meiner Kamera nach vorne durchdrängeln. Und nach kurzer Zeit kommt dann ja auch die Horde an Gästen auf ihren Drahteseln an, sodass Schnipo Schranke vor voller Hütte loslegen können.
Was soll ich zu Schnipo Schranke erzählen? Ich finde es geil, dass die Mädels kein Blatt vor den Mund nehmen. Mit wie viel genialer Selbstironie sie in ihren Blümchen, slash Brautkleidern(?) auf der Bühne stehen, dicke goldene „Pisse“-Ketten um den Hals (perfekt in Harry Potter-Schriftzugoptik) tragen, dabei auf parodistische Art von den ganz normalen Ekeligkeiten des Alltags singen und vor der Bühne damit einen Haufen Menschen zum Tanzen und fast zum Ausrasten bringen. Ich kenne mich mit Kunst und Performance zu wenig aus, aber auf ihre ganz eigene Art empfinde ich den Abend als sehr unterhaltsames Gesamtkunstwerk. Ich habe lange nicht mehr so viel auf einem Konzert gelacht. Innerlich zumindest – nicht dass mir hier einer der mich gesehen hat, Falschheit unterstellt, weil mein Gesicht anders aussah. Meine Kameras nerven mich, sind schwer, tun weh und belasten dabei anscheinend meine Mundwinkel. Aber ich bin eigentlich gut gelaunt, wirklich.
Popsalon 6 – Tag 1 insgesamt so?
Insgesamt war das ein sehr entspannter, gelungener Einstieg für den Popsalon 6. Die Bandauswahl war super passend für einen Donnerstagabend und macht auf jeden Fall Bock auf mehr. Ich freue mich jetzt sehr auf den zweiten Abend und bin gespannt auf Gloria im Haus der Jugend, aber auch ganz besonders auf Motorama und TÜSN in der Lagerhalle. Und wenn ich das mit den Shuttles auf die Reihe bekomme, mache ich auch noch einen kleinen Ausflug zu Ida Gard in die Kleine Freiheit.