Bei manchen Konzerten muss man einfach ganz vorne mit dabei sein. Sonst ist man nicht dort gewesen. Doch wie schafft man es ganz ohne zu drängeln dort hin? Am besten noch in die erste Reihe? Hier bekommt Ihr den ein oder anderen Tipp, wie Ihr das am besten anstellt.
Ich habe gerade mit Schrecken festgestellt, dass mein allererster Konzertbesuch seit wenigen Wochen tatsächlich schon über 20 Jahre her ist. Es war Ende November 1995, ich war 11 Jahre alt und durfte mit einer Freundin zu einem Boyband-Konzert in die Stadthalle. Natürlich wollten wir damals auch in die erste Reihe oder überhaupt weit nach vorne. Aber wie man das schaffen sollte, ohne die Schule zu schwänzen und/oder draußen halb zu erfrieren, war uns ein Rätsel.
Nach grob geschätzten 400 bis 500 Konzert- und Festivalbesuchen habe ich mittlerweile meine ganz eigenen Strategien entwickelt, um bei Konzerten ganz entspannt ganz vorne zu stehen. Ganz ohne unangenehm zu drängeln oder schon unzählige Stunden vor Einlass wie eine Salzsäule vor der Halle auszuharren. Ebenso habe ich in der Zeit viele andere Bandfans beobachtet und ihre Geschichten gehört. Daraus habe ich Euch heute 4 ganz praktische und 3 weniger ernst gemeinte Tipps zusammen geschrieben, mit denen Ihr es ganz sicher in die erste Reihe schafft. Oder eben so weit nach vorne, wie die Masse es zulässt.
Tipp 1 – Gegen den Strom
Stelle dich niemals dort an, wo alle Leute anstehen und gehe nicht einfach dahin, wo der Strom der Masse dich hinzieht. Dieser Tipp gilt sowohl für die Zeit in der Halle selbst, aber auch schon für den Einlass. Wenn es nicht gerade ein winziger Kellerclub ist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es mindestens noch eine zweite Einlassschleuse gibt. Der Mensch ist ein Herdentier. Bevor du dich also in die Schlange einreihst, die schon einmal um den Block reicht, geh nach vorne und prüfe, ob es dort nicht noch einen zweiten parallelen Eingang gibt. Ich habe es schon erlebt, dass fünf Minuten vor Einlass auf der einen Seite der Tür 500 Leute anstanden und auf der anderen Seite nur zehn. Leichter ist der Weg in die erste Reihe selten.
Bei großen Hallen strömen die meisten Leute auf den mittleren (Haupt-)Eingang zu. Suche dir also einen etwas seitlich gelegeneren. Vorteil: Dort steht man sich drinnen meistens auch nicht die Beine an Garderobe, Getränken oder Toilette in den Bauch.
Überhaupt sind die Seitenwände dein Freund. An Stelle sich mitten durch die Menge zu kämpfen, was meistens super anstrengend und dazu auch noch ziemlich aussichtslos ist, schlängele dich so weit wie möglich ganz am Rand an der Wand entlang durch die Leute, bis du auf der Höhe bist, wo du stehen möchtest. Von dort aus ist es wesentlich leichter, sich nach vorne in die Mitte zu mogeln. Dabei such dir immer die Wand, die am weitesten vom Hauptzugang der Halle entfernt ist (sofern die Türen senkrecht zur Blickrichtung der Bühne liegen) und vermeide so, der Herde zu folgen. Manchmal bedeutet das auch, über Tribünen auszuweichen um dann weiter vorne wieder in den Innenraum zu gehen. Sei kreativ 😉
Tipp 2 – Wissen ist Macht
Ok. Deine Lieblingsband spielt in einer Halle oder einem Club, in dem du noch nie warst und du willst unbedingt ganz nach vorne. Damit du richtig gegen den Strom schwimmen und der Herde ausweichen kannst, mach dich schon im Vorfeld mit der Location vertraut. Auf den Homepages der Hallen findet man häufig einen Grundriss des Innenraums, manchmal sogar einen Plan mit eingezeichneten Eingängen und Fluchtwegen. Auch Ticket-Buchungsportale haben in der Regel ebenfalls einen genauen Saalplan vorliegen. Wenn es keine genauen Pläne gibt, gibt es aber eigentlich fast immer im Netz wenigstens eine Galerie mit Bildern der (leeren) Location. Schau dir zu Hause schon alles gut an und präge dir die Bilder ein, damit du vor Ort ganz gemütlich Tipp 1 befolgen kannst.
Tipp 3 – Lächeln und Bier mitbringen
Es ist kurz vor „Anpfiff“, die Halle ist schon voll, du hast dich aber hinten am Merch oder der Bar verquatscht. Jetzt aber schnell nach vorne! Doch halt, auf Teufel komm raus drängeln und quetschen wollen wir ja nicht. Bestell dir einfach zwei Bier (oder andere Getränke), balanciere sie leicht über deinem Kopf, erinnere dich an Tipp 1 und tu so, als ob du jemandem weiter vorne sein Getränk vorbei bringen möchtest. Dabei lächele immer freundlich, entschuldige dich höflich, wenn du dich vorsichtig, aber bestimmt, durch eine etwas engere Lücke schlängelst. Dabei geh einfach so weit nach vorne wie möglich. Wenn es nicht mehr weiter geht, drück der Person neben oder hinter dir, die dich am unfreundlichsten anguckt oder die schlechtesten Vibes abgibt, einfach mit deinem charmantesten Lächeln das zweite Getränk in die Hand: „Hier, habe ich dir mitgebracht“. Das wirkt Wunder.
Tipp 4 – Shake it out!
Du hast Tipp 1 bis 3 befolgt, stehst aber immer noch nicht so weit vorne, wie du gerne würdest? Da hilft nur noch tanzen. Sofern es sich bei dem Konzert nicht um einen sentimentalen Singer Songwriter handelt, feiere die Band einfach dort wo die stehst mega ab. Tanzen, hüpfen, alles ist erlaubt. Meistens gehen einem die Leute, die „nur gucken“ wollen, dann schon fast von alleine aus dem Weg. Lächeln nicht vergessen und über dumme Sprüche einfach ganz gezielt hinweg hören.
Diese 4 Tipps kann wirklich jeder anwenden. Die nachfolgenden, mit * gekennzeichneten Tipps sind dagegen zwar durchaus effektiv, jedoch meist etwas „risikobehaftet“. Kein Erfolg garantiert, alles auf eigene Gefahr! 😉
Tipp 5* – Über die Bühne in die erste Reihe
Zugegeben, dieser Tipp funktioniert nicht in jeder Halle. Wenn es sich aber um ältere Mehrzweckhallen handelt, stehen die Chancen nicht schlecht. Diesen „Tipp“ habe ich von einer Freundin, die jetzt sicher sofort weiß, dass sie gemeint ist 😉 Man sucht sich den (bestenfalls schlecht gesicherten) Backstage Eingang für die Crew, wartet dort bis kurz vor Einlass. Wenn die Uhr sagt, es müsste jetzt Einlass sein, nimmt man seine Beine in die Hand und rennt einfach in die Halle. Eventuell muss man dafür auch über die noch nicht besetzte Bühne, von dieser runterspringen und über die Absperrung in den Innenraum klettern. Man läuft natürlich dabei Gefahr, Hausverbot zu bekommen. Aber da die Secus vor der Absperrung ja dazu angehalten sind, auf Leute zu achten, die vom Innenraum über die Absperrung wollen und nicht umgekehrt, stehen die Chancen relativ gut, dass man mit der Aktion in Einzelfällen davon kommt. Ich hätte dafür zu viel Schiss.
Tipp 6* – Waden beißen
Ja, Ihr lest richtig. Diese Geschichte habe ich von mehreren Bekannten erzählt bekommen. Es hält sich unter alten Take That-Fans das hartnäckige Gerücht der „Wadenbeißerin“, die bei Konzerten der Herren im vollen Innenraum auf die Knie gegangen sein soll, und dort vorwärts krabbelnd den Fans, die ihr im Weg standen, wortwörtlich in die Waden biss, um weiter nach vorne zu kommen. Diese Geschichte habe ich bereits von mehreren Leuten gehört. Und da ich weiß, wie verrückt Fans sein können, glaube ich sie. Mir wäre das zu krank.
Tipp 7* – Crowdsurfen
Die Crowdsurfing-Strategie funktioniert wenn überhaupt nur bei sehr großen Konzerten und ist mit viel Vorsicht zu genießen. Da, wo es nicht verboten ist, kann man sich so von der Menge von relativ weit hinten nach vorne tragen lassen. Wenn man „Glück“ hat, weiß die Menge, einigermaßen etwas mit dir als Mensch über ihren Köpfen anzufangen, lässt dich aber vor der Absperrung wieder runter und du stehst weiter vorne als vorher. Wenn man „Pech“ hat, macht die Security einen guten Job und zieht dich raus. Entweder du genießt dann den kurzen Weg „ganz vorne“ durch den Bühnengraben nach draußen und stellst dich an den Rand. Oder du versuchst es noch mal.
Was sind Eure Lieblingsmethoden, um bei Konzerten nach vorne zu kommen? Schreibt mir einen Kommentar 🙂
Erst zum und dann durchs Moshpit —> biste mindestens in Reihe fünf !
Da hast du Recht, das habe ich auch schon öfter gemacht 😀 Wie konnte ich das nur vergessen?! Ich werde wohl alt, haha. Danke Franzi!
Hahaha, sehr schöner Artikel. Besonders das mit den Wadenbeißern habe ich wirklich noch nie gehört. Gibts das wirklich? Hätte ich vielleicht auch auf den ein oder anderen Shows machen sollen, auf denen ich in den letzten Jahren in Berlin so unterwegs war. Aber für mich als 1,90 Typ gibts da eh wenig Chancen außer nach vorne tanzen. Deichkind war da total gut für mich. Habe da neulich auch was auf dem Musik Blog herzmukkegelesen zu der Show. Mega abgefahren muss das da in der Max Schmelling Halle gewesen sein 😀 Wart ihr schon bei DK?
Oh, Deichkind Shows sind immer ein Abenteuer. Man weiß nie, was einen erwartet 🙂 Dieses Jahr waren wir noch nicht bei Deichkind, aber vielleicht ergibt sich ja noch was. Das Jahr ist ja noch jung. Die Wadenbeißer-Taktik habe ich von Boygroup-Fans erzählt bekommen, dass sie das dort erlebt haben 😉 Aber Tanzen ist definitiv die entspanntere Methode.
ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen unfähr, einige Leute sind nunmal schon morgens um 5 Uhr bei Konzerten und es ist einfach nur fair wenn diese auch in die erste Reihe kommen. klar möchte jeder in die erste Reihe, aber wie würdet ihr euch fühlen wenn ihr seid morgens um 5 ansteht um dann nicht in der ersten Reihe zu stehen weil Leute die erst kurz vor Einlass gekommen sind vordrängeln ?
Find ich auch
Früher war ich immer weit vorne vor der Bühne. Mittlweile brauche ich das nicht mehr. Ich bleibe eher weiter hinten , muss mich nirgendwo mehr reinquetschen, habe einen guten Überblick und trinke in Ruhe mein Bier.
Ich bin immer je nach Veranstaltung 6-12h eher da, somit schafft man es in die 1. Reihe zu kommen. Allerdings muss man bei längeren Veranstaltungen Windeln tragen um nicht dann von der 1. Reihe weg zu müssen. Bsp. Schlagerhammer von Radio B2. 5 Uhr losmachen 6 Uhr da gewesen, 12 Uhr Einlass, 13 Uhr Beginn und 0 Uhr Ende und 1 Uhr dann ca. zu Hause. Sind dann also ca. 20h ohne Toillette.. Da ist dann Windelpflicht für solche VA xD
Okay… krass xD Das wäre mir ne Nummer zu hart. Aber es würde einige Begleiterscheinungen erklären, die ich bei manchen Großveranstaltungen beobachtet habe.