Interview mit Heathers: „Wenn es um unsere Musik geht, sind wir ganz schön selbstkritisch“

Musizierende Geschwister, und besonders die Zwillingspaare unter ihnen, sorgen immer mal wieder für frischen Wirbel in der Musiklandschaft. Eine der neuesten „Entdeckungen“ ist das Zwillingsduo Heathers aus Irland, dessen Single „It’s alright not to be ok“ ich auch schon hier im Blog vorgestellt habe. Die beiden Mädels Ellie und Louise Macnamara waren Anfang August zum ersten Mal in ihrem Leben in Deutschland. Als sie gerade in Berlin Station machten, habe ich kurz am Telefon mit ihnen gequatscht.

(Leider haben wir alle vergessen darauf zu achten, wer gerade am Telefon spricht. Da Ellie und Louise beide sehr ähnliche Stimmen haben, kann man das leider nicht mehr nachvollziehen. Die Antworten sind jetzt also immer von beiden zusammen.)

Ihr seid gerade zum allerersten Mal in Eurem Leben in Deutschland. Wie gefällt es euch bisher hier?
Es ist richtig toll. Die Leute sind klasse, das Essen ist super. Überall, wo wir bisher waren, war es absolut großartig. Wir hoffen, dass wir auch ganz schnell wieder kommen dürfen.

Gibt es irgendetwas, was euch besonders gut gefällt?
Das Bier (lachen). Und gestern haben wir zum ersten Mal Currywurst gegessen. Großartig! Allerdings bin ich  überzeugte Vegetarierin, deshalb habe ich mir fest vorgenommen, irgendwo eine vegetarische Version der Currywurst aufzutreiben.

Noch irgendetwas außer der Currywurst?
Ja, wie lieben Berlin einfach. Die tolle Architektur, die Menschen, die ganzen Graffitis, all die Kunst überall. Das hat uns echt beeindruckt. Wunderschön.

Interessiert ihr euch sonst auch für Architektur oder nehmt ihr das einfach so am Rande mit?
Wenn wir auf Tour sind, schauen wir uns sehr gerne die Städte an. Da interessiert uns auch die Architektur auf jeden Fall.

Ach schön! So, jetzt kommen wir aber mal zu eurer Musik. Bis vor ein paar Wochen kannte ich euch noch gar nicht. Als ich dann eure Musik zum ersten Mal gehört habe, habt ihr mich sofort ein bisschen an Tegan and Sara erinnert. Den Vergleich haben auch schon andere gemacht. Was ist das für euch für ein Gefühl mit den beiden verglichen zu werden?

Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn wir so viel mit denen verglichen werden. Vielleicht liegt das einfach an dieser ganzen Zwillingsgeschichte. Ich persönlich finde gar nicht, dass unsere Musik genau wie ihre klingt. Wir sind schon etwas anders unterwegs. Wir harmonisieren wesentlich mehr. Aber trotzdem sind wir von ihrer Musik total begeistert. Das neue Tegan and Sara Album ist absolut großartig.

Ich habe gesehen, dass eure Single „It’s alright not to feel ok“ eigentlich „Forget me Knots“ heißt. Wie kam es zu der Namensänderung?
Die Entscheidung kam von der Plattenfirma. Warner glaubt, dass die Message des Songs mit dem neuen Titel besser rüber kommt. „It’s alright not to feel ok“ ist ja auch der Refrain, und den versteht man als Titel wahrscheinlich einfach besser als das Wortspiel „Forget me Knots“. Und die Zeile bleibt im Ohr, fand das Label.

Titel hin oder her, „It’s alright not to feel ok“ ist ein toller Song. Welche Geschichte steckt denn dahinter?
Wir haben den Song für eine Freundin geschrieben, die sich das Leben genommen hat. Der Song ist voller Hoffnung, die Botschaft steckt mitten im Text und liegt auf der Hand. Es ist vollkommen in Ordnung, sich auch mal schlecht zu fühlen. In Irland, und vermutlich auch in vielen anderen Ländern, lastet ein großes Stigma auf Depressionen, Selbstmord und anderen psychischen Erkrankungen. Wir möchten mit dem Song die ganzen Vorurteile überwinden und den Leuten Mut machen. Es ist nicht schlimm, sich nicht wohl zu fühlen oder mit sich selbst unzufrieden zu sein. Vielen Menschen geht es so, vielleicht sogar jedem einmal irgendwann. Man muss sich dafür nicht schämen und sich erst recht nicht schuldig dafür fühlen, wenn man Hilfe benötigt. Das ist die Botschaft des Songs.

Das ist ja schon ein sehr ernstes Thema. Woher nehmt ihr sonst die Inspiration zu euren Songs?
Was die Texte angeht, verarbeiten wir darin viel von dem, was wir selbst um uns herum erlebt oder beobachtet haben. Aus musikalischer Sicht ziehen wir viel aus all der Musik die wir hören. Außerdem ist unser Bruder eine große Inspiration für uns. Er selbst ist ebenfalls Musiker und wir fragen ihn oft nach seiner Meinung und holen uns Rat bei ihm. Wir lieben beide sehr gute, starke Melodien. Das sticht bei uns immer wieder hervor. Gute Melodien, gute Hooks, die müssen sein. Erst danach kommen die Texte.

Welche Musik hört ihr denn so privat?
Das ist sehr verschieden. Im Moment hören wir zum Beispiel gerne Santigold, Paul Simon, Bruce Springsteen, Beyonce, also wirklich ganz bunt gemischt.



In den letzten Monaten habt ihr wirklich überall auf der Welt kleine und größere Gigs spielen dürfen. Wie war es für Euch, so viel unterwegs zu sein?
Es bedeutet uns sehr viel, jetzt so viel reisen zu dürfen. All die tollen Orte und Plätze. Man, vor einem Jahr hätten wir es uns niemals träumen lassen, dass wir mal nach Deutschland fahren würden. Es ist einfach wundervoll, so viele neue Menschen und Länder kennenzulernen und ihnen unsere Musik, die wir ja selbst geschrieben haben, vorzuspielen. Das an sich ist schon ziemlich cool. Wir genießen wirklich jeden einzelnen Augenblick!

Welcher Gig ist Euch bisher besonders in Erinnerung geblieben?
Im Februar haben wir einen Gig in Los Angeles gespielt, auf einer Pre-Party vor der Oscar Verleihung.  Unter anderem hat uns dort Steven Spielberg zugehört. Das war ganz schön aufregend.

Wie war das für Euch zu sehen, dass all die Celebrities dort Euch zuhören?
Das war vollkommen verrückt, regelrecht irreal. Es gibt ja diese Momente auf der Bühne, in denen deine Blicke die Blicke des Publikums treffen. Und plötzlich merkt man, oh, ich halte ja gerade Augenkontakt mit Steven Spielberg! (lacht) Das kann man dann gar nicht richtig begreifen, vor allen Dingen, wenn man als Kind schon immer viele Spielberg Filme gesehen hat. Aber es ist natürlich auch eine Ehre, all diese Leute mal zu treffen. Das sind am Ende ja auch nur ganz normale Menschen so wie du und ich.

Habt Ihr nach dem Gig noch irgendwelche besonderen Reaktionen der Stars mitbekommen?
Wir haben nachher wirklich noch mit Steven Spielberg und einigen anderen Stars geredet. Das war schon was ganz besonderes für uns.

Mochten sie Eure Musik?
Das hoffen wir doch 😉

Welche Pläne habt Ihr für die nächsten Monate?
Wir kommen hoffentlich recht bald für eine Tour wieder zurück nach Deutschland.  Im Oktober sind wir in den USA auf Tour und auch noch in vielen anderen Ländern. Da veröffentlichen wir ebenfalls unser Album. Dann freuen wir uns noch darauf, bald schon ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen. Ansonsten wollen wir einfach viel unterwegs sein und unsere Musik leben.

Was braucht Ihr, um einen guten Song zu schreiben? Und wann wisst Ihr, dass es ein guter Song ist?
Also wir wissen, dass es ein guter Song ist, wenn wir ihn einfach lieben und unser Instinkt uns sagt, dass wir alles richtig gemacht haben. Wir sind beide ganz schön selbstkritisch, wenn es ums Schreiben und unsere Musik geht. Wir spucken jetzt auch keine 100 Songs im Monat aus. Wir lassen uns viel Zeit und begutachten uns immer selbst sehr kritisch. Und wenn wir dann etwas schreiben, was uns selbst unglaublich gut gefällt, ist es ein super Gefühl. Also wenn wir uns richtig über einen Song freuen, dann wissen wir, dass er gut ist. Vor allem, wenn der Text dann auch noch auf irgendeine Weise inspirierend ist.

Was ist Euch wichtiger? Die Melodie oder der Text?
Da sind wir uns sehr ähnlich, die beiden Dinge bedeuten uns beide gleich viel. Wenn wir einen Song hören, hören wir nicht sofort den Text, sondern fühlen viel mehr den Rhythmus und die Melodie. Ich muss mich immer sehr konzentrieren, um den Text richtig zu hören. Es gibt so viele Songs, die ich eigentlich gut kenne, aber wenn man mich fragt, ob ich ihn singen kann, kenne ich den Text meistens nicht. Daher ist mir die Melodie so wichtig. Die sorgt in vielen Fällen ja auch dafür, dass man sich einen Song weiter anhört. Die Texte sind aber genauso wichtig, da man sich durch die Zeilen oft erst so richtig mit einem Stück identifizieren und sich darin verlieren kann. Die Textzeilen kreieren oft eine stärkere Bindung. Es ist also gleichwichtig.

Wenn Ihr Euch einen Künstler aussuchen könntet, mit wem würdet Ihr gerne einmal die Bühne teilen?
Ganz klar, mit Beyonce Knowles. Wir sind riesige Beyonce Fans. Die meisten Leute können das gar nicht glauben, wenn wir das erzählen, aber es ist einfach so.

Was gefällt Euch so gut an Ihr?
Sie ist einfach eine großartige Frau. Sie hat unglaublich gute Songs, ein wirklich beeindruckendes Selbstbewusstsein und sie ist einfach ein tolles Vorbild. Dazu hat sie auch noch eine atemberaubende Stimme. Sie steckt so viel Liebe und Energie in ihre Arbeit, singt und tanzt über zwei Stunden lang während ihren Shows, ohne jemals müde zu wirken. Sie ist einfach eine ganz tolle, unabhängige Frau.

Alle Infos zu Heathers findet Ihr unter www.heathersmusic.net

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