Am 23. August erscheint auch endlich in Deutschland das neue Album von The Civil Wars. Bereits vergangene Woche erschien The Civil Wars in UK und USA und landete ebenfalls in meinem Briefkasten. Nach erstem Reinhören kann ich nur sagen, dass es absolut kein Wunder ist, dass das Self-Titled Album auf der anderen Seite des großen Teichs gleich auf Platz 1 der iTunes Charts geschossen ist. Die Platte ist großartig. Aber von Anfang an.
Vor knapp zwei Jahren schafften The Civil Wars mit ihrem Debüt Barton Hollow ihren großen Durchbruch. Das Album schlug ein wie eine Bombe und sahnte in den USA einen riesigen Musikpreis nach dem anderen ab. Der Rummel um die Band war riesig. Ein bisschen zu riesig, die angekündigten Europatour vergangenen Herbst wurde kurzfristig abgesagt. The Civil Wars erklärten, sie würden eine Pause auf unbestimmte Zeit einlegen, um sich wieder zu ordnen. Dann, vor wenigen Wochen, wurde trotz dieser Auszeit ein neues Album angekündigt – The Civil Wars. Die Single „The One that Got Away“ lieferte schon einen interessanten Vorgeschmack. Und anders als bei vielen Alben ist dieser Song längst nicht der einzige richtig starke Song auf der neuen Platte.
The Civil Wars kommt mit zwölf äußerst berührenden Stücken daher, die einen mal angespannt melancholisch auf die emotionale Erlösung warten lassen und dann doch wieder verträumt dazu einladen, sich entspannt in seinen eigenen Gedanken zu verlieren.
Beinahe hat man das Gefühl, dass das Duo aus Alabama auf diesem Album seinen ganz persönlichen inneren Bürgerkrieg ausgefochten hat. So beginnt die Platte zum Beispiel gleich mit dem vor Schmerz und Enttäuschung nur so sprühenden „The One that Got Away“ und nimmt die Stimmung, nun angereichert mit etwas mehr sehnsüchtiger, reminiszenter ( ja unerfüllter?) Leidenschaft, mit in die nächste Nummer „I Had Me a Girl“, in der sich beide Duett-Partner spürbar aneinander reiben und sich scheinbar ihre Gefühle vom Leib singen. Im Verlauf des Albums schleicht die Stimmung vom großen konfliktbeladenen Ungetüm und vor Verzweiflung und Melancholie schwer beladenen Tsunami-Welle mit ebenso tiefen Wellentälern langsam aber sicher von Track zu Track in etwas hoffnungsvollere Sphären. Emotional ist das definitiv keine leichte Reise. Wer sich dabei zu sehr in die zarten, perfekt durchdachten Lyrics hineindenkt und sich dabei auch noch von den gewaltigen Stimmen der beiden Musiker mitreißen lässt, sollte damit rechnen, hier und da auch schon mal eine Träne verdrücken zu müssen.
Überhaupt bestimmt hier während der gesamten Spielzeit schlichtweg großartiges Songwriting das Bild. Fluffig locker leichte Folkpop-Nummern darf man hier nicht erwarten, dafür umso mehr tief schürfende Geschichten über gewonnene und zerronnene Liebe und Leidenschaft, schicksalhaften Begegnungen und der Suche nach Perspektiven und dem Sinn des Lebens. Dabei ist absolut beeindruckend, mit welch minimalistischer Instrumentierung, ja beinahe allein durch Modulation ihrer Stimmen es Joy Williams und John Paul White hier gelingt, derart kraftvolle, bewegende Stimmungen zu erzeugen. Chapeau!
Kurzum, dieses Album hat mich überwältigt. Es ist definitiv keine Platte, die man einfach nur im Hintergrund dudeln lassen sollte. Dafür sind die Songs geradezu zu schade. Dieses Album muss man mit all seinen Sinnen, Fasern und Zellen aufsaugen und spüren – nicht nur hören. Auch wenn es manchmal schon fast wehtut, wenn The Civil Wars einen vollständig entführen und dann so richtig an der eigenen Seele herum kratzen. Aber sie haben für die aufgerissenen Wunden auch ein paar sensitive Pflaster parat, mit denen sie einen am Ende wieder zusammenflicken. Über den Kopf streicheln sie einem dann spätestens mit dem französischen „Sacred Heart“, sodass man zwar tief bewegt und mitunter etwas derangiert, aber nicht emotional vollkommen zerstört aus diesem Civil War wieder nach Hause zurückkehrt.
Für mich ist The Civil Wars bisher eines der besten Alben des Jahres. Nicht mehr und nicht weniger.
The Civil Wars – The Civil Wars
VÖ: 23. August 2013
Sony Music
1. The One That Got Away
2. I Had Me A Girl
3. Same Old Same Old
4. Dust to Dust
5. Eavesdrop
6. Devil’s Backbone
7. From this Valley
8. Tell Mama
9. Oh Henry
10. Disarm
11. Sacred Heart
12. D’arline