Der Freitag des diesjährigen Serengeti Festivals war schon großartig, jetzt geht es mit dem Samstag
weiter. Unter anderem stehen heute für mich Funeral for a Friend, Mega! Mega!, Itchy Poopzkid, Großstadtgeflüster, Danko Jones und die Broilers auf dem Programm. Da das gestern mit dem Tickern nicht so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt hatte, wird das meiste von heute wahrscheinlich auch wieder in der Nacht online gehen. Das ist eben der Nachteil, wenn es auf einem Festival keinen Pressebereich mit Internet gibt und auch sonst das mobile Datennetz auch eher ein Schweizer Käse ist.
Trotzdem, los geht’s! Der neueste Post steht wie immer oben.
23:30 Uhr: Der ganze Platz tanzt. Auf der Bühne spielen sich gerade die Broilers durch ihr Programm. Punkrock mit Pathos, Punkrock zum Mitsingen. Das funktioniert. Im Vergleich zum Rest kommen die Broilers sehr schön ohne großes Parolen Schleudern aus. Sehr schön, da lasse ich mich gerne zum Mittanzen animieren, sofern meine müden Beine das noch können. Insgesamt war das ein schöner, zweiter Festivaltag. Ich freue mich schon auf morgen!
Fotos der BROILERS gibt’s hier!
22:03 Uhr: Es ist fast dunkel, die Sommerparty der Irie Revoltes ist rum, aber im Zelt geht es schon wieder weiter. Großstadtgeflüster stehen auf der Bühne und mischen den Laden mit Elektro, Punk und NDW richtig auf. Sängerin Jen gibt sich als kackfrecher, extravaganter Paradiesvogel, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein bisschen erinnert mich diese Attitüde an Jennifer Rostock. Auch der Sound ist teilweise ähnlich, nur eben weniger gitarrenlastig. Und bei „Nein, muss ich nicht!“ könnte man auch wunderbar „8000 Mark“ gröhlen. Audiolith lässt grüßen. Zum Fotografieren ist das Licht beschissen, zum Feiern optimal. Das Zelt verwandelt sich binnen Minuten in einen kochenden Club. Statt einer Wall of Death gibt es eine Wall of Love, riesige, mit Konfetti gefüllte Luftballons schweben über den Köpfen. Man könnte fast meinen, es sei schon Zeit für die Aftershow.
Fotos von GROSSSTADTGEFLÜSTER gibt’s hier!
21:17 Uhr: Mit den Irie Revoltes, der Haus und Hof Band von Viva con Agua, kommt noch mal so richtig sommerliche Partystimmung auf das Serengeti. Ein bisschen hiphop, ein bisschen Ska und dazu deutsch-französische Texte. Die Botschaften der iries für eine bessere Welt kommen gut an. Gegen Homophonie, Sexismus, Rassismus und so ziemlich jeden anderen „Ismus“, den es gibt. Aber jemand muss es ja mal sagen. Und wenn es dann auch noch in derart ansprechende Musik verpackt ist, hört man gerne zu. Der Frontmann von Skindred lässt es sich dazu auch nicht nehmen, die Iries beim Song gegen Diktaturen mit ein paar freshen Raps zu unterstützen. die Masse singt lauthals mit, wenn es etwas zum mitsingen gibt, wirft die Hände und die Klamotten in die Luft, so sollen sein. Über der Bühne geht derweil der fast volle Mond auf. Wie kitschig romantisch und dennoch wunderschön. Merci, Merci, Mes Amis.
Fotos von IRIE RÉVOLTÉS gibt’s hier!
20:49 Uhr: Die schlimmste Ecke, in der man während des Serengetis sitzen kann, ist eindeutig der Bereich zwischen Marlboro Lounge, Autoscooter und Zeltbühne. Die Kackophonie aus Kirmes-Techno, der bespielten Zeltbühne und Soundcheck der Mainstage ist einfach grausam. Vielleicht sitzen hier deshalb so wenig Leute in der als Biergarten eingerichteten „Chill“-Area. Wo ich gerade schreibend sitze, könnt Ihr Euch sicher denken…
Hier gibt’s wohl Autogramme von Itchy Poopzkid. |
20:20 Uhr: quer über das Eingangsgelände steht eine riesige Menschenschlange. entweder haben Itchy Poopzkid heute Nachmittag mächtig Eindruck schinden können, oder es sind einfach so jede Menge Fans der Jungs hier. Ich gönne mir mal eine Pause und lasse Wirtz im Zelt Wirtz sein. Die Musik ist objektiv betrachtet zwar echt nicht schlecht, hat mich persönlich aber irgendwie noch nie so richtig mitgerissen, auch wenn ich es jetzt schon mehrfach versucht habe. Zu einem Festival gehört auch einfach mal nur so in der Sonne zu liegen. Und bevor diese gleich ganz untergeht und es wieder saukalt wird, mache ich genau das.
19:48 Uhr: Danko Jones diskutiert tatsächlich mit der Menge, ob er strippen soll! Angefangen hat alles mit einem spaßig gemeinten „Ausziehen!“ -Chor, und der charismatische Rocker ist direkt darauf eingestiegen. Nachdem ihm ein Stagehand übersetzt hat, was das Serengeti denn da von ihm will. Immerhin: das Schweißband nimmt er ab. In der tief stehenden Abendsonne liefert Danko eine straighte Rockshow, professionell und trotzdem extrem sympathisch. Was für eine Rocksau! Da skandiert die Menge gerne immer wieder den Namen des Kanadiers.
Fotos von DANKO JONES gibt’s hier!
18:57 Uhr: Mega! Mega! sind mega! Das habe ich schon nach dem Music Calling Festival in Osnabrück gesagt. Leider wissen das außer mir noch nicht ganz so viele Leute, daher ist es im Zelt noch verdammt leer, als die Jungs aus Süddeutschland losballern. Aber als Newcomer muss man sich eben erst mal seine Sporen verdienen. Das klappt dann auch ganz gut – mit dem ersten Ton trauen sich dann auch ein paar Leute ins Zelt, und nach den ersten fünf Songs ist es zwar immer noch nicht proppenvoll, aber auch alles andere als leer. Und es wird getanzt, nicht nur in den ersten Reihen. Stillhalten ist bei der Mucke auch eher schwierig. Mal sehen, ob sich nachher noch ein paar Menschen bei der Autogrammstunde einfinden.
Fotos von MEGA! MEGA! gibt’s hier!
18:07 Uhr: Juhu, Partystimmung bei Itchy Poopzkid! Die Herren sind gut gelaunt und die Menschen lassen sich gerne zum Feiern animieren. Die Jungs sind auf der Bühne nicht mehr ganz so verrückt wie vor ein paar Jahren noch – man hatte schließlich auch schon jetzt den ersten Hexenschuss mit Anfang 30, wie der Sänger verrät, aber trotzdem wissen sie, wie man Stimmung macht. Gitarrist Sebastian surft auf einem Gitarrenkoffer über die Köpfe der Zuschauer und man covert „it’s tricky“ von den Beasty Boys. Mit Unterstützung von Radio Havanna – vielleicht ist der Gitarrist also doch ein guter? Grotesk: nebenher spielt der Autoscooter Justin Bieber und die Backstreet Boys. Äh, Abwechslung?
Fotos von ITCHY POOPZKID gibt’s hier!
17:30 Uhr: Auf dem Gelände genießen die Sonnenanbeter die warmen Strahlen. Entsprechend leer ist es bei Radio Havanna im Zelt. Die Band hat zu Beginn ihres Sets mit massiven Tonproblemen zu kämpfen. Es knackt und kracht und ist einfach nicht schön. So richtig schön finde ich die Mucke von Radio Havanna aber auch so nicht. Eingängiger Mitgröhl-Prollpunk, den ich einfach nicht so richtig ernst nehmen kann. Es wirkt alles so nach „wir haben jetzt abi, wissen nicht was wir machen sollen… dann gründen wir mal eine Punkband, den Parolen schleudern können wir ja.“ Vielleicht tue ich ihnen unrecht, aber so kommt es bei mir an. Vor der Bühne übt ein Haufen augenscheinlich 17-Jähriger wie man mosht. Sehr bezeichnend, auch für Radio Havanna ist da schon irgendwie, dass die Hälfte selbstgestaltete Fußballtrikots in (pardon Anja) Dortmund-Farben mit der Aufschrift „Thekenproleten“ trägt.
Zeit, erst mal das kulinarische Angebot zu testen und es sich neben dem Stand von Viva con Agua in die Sonne zu hocken.
Fotos von RADIO HAVANNA gibt’s hier!
16:35 Uhr: Ich hechte gerade noch so in den Graben, kurz bevor Funeral for a Friend mit ihrem dritten Song starten. Eine der Secu Mädels am Einlass war mal wieder übereifrig, hat meinen fast leeren Rucksack (Inhalt: Das iPad, mit dem ich hier gerade auf der Wiese sitze) inklusive jeder noch so kleinen Innentasche gefilzt und wollte sogar unter meine Mütze gucken. Ja, weil ich hier mehr oder weniger arbeite, habe ich vor, hier jetzt irgendwelche Flaschen oder brennbaren Flüssigkeiten mit rein zu schleppen. Ja, sie macht nur ihren Job, aber wenn ich sieben mal am Tag mit meinem Lara Croft-Gurt an dir vorbei laufe, und nie was dabei habe, musst du mich dann jedes mal auseinander nehmen?!
Egal, ich knipse noch schnell einen Song von Funeral for a Friend. Der Auftritt ist irgendwie durchwachsen, vielleicht auch, weil vor der Bühne nicht mal mehr die Hälfte der Leute steht, die vorher bei Skindred da waren. Die Herren geben alles und versorgen die Zuhörer trotzdem mit einer ordentlichen Portion Emo-Hardcore. Mir persönlich gefallen die älteren, melodiöseren Sachen am besten und ich fühle mich nach Los Angeles zurück versetzt, wo ich einen Sommer lang ein Album der Band rauf und runter gehört habe. Ich hätte den Engländern definitiv mehr Publikum gegönnt. Aber vielleicht ist das ganze für den Nachmittag auf der Mainstage auch einfach eine kleine Nummer zu hart? Man weiß es nicht.
Fotos von FUNERAL FOR A FRIEND gibt’s hier!
16:00 Uhr: Schnell ins Zelt zu Valient Thorr. Die fangen überpünktlich an und dass, obwohl noch kaum einer im Zelt ist. Die Jungs haben Bock und donnern mit viel Headbanging ihren Stonerrock-Reigen in die Zelthöhle. Dabei haben sie so viel Energie mit im Gepäck, als ob sie nicht das Serengeti sondern gleich ein ganzes Stadion bespaßen müssten. Respekt! Jetzt haben Skindred auch ihren letzten Song gespielt und die sechs Rocker, die gerne mal Richtung Thin Lizzy und Iron Maiden schielen, bekommen die verdiente Aufmerksamkeit. Bei der Lautstärke ist das aber auch so kein Wunder. Ignorieren geht eh nicht 😉 Meine Gesicht juckt schon wieder von den Vibrationen der Boxen und ich gehe dann lieber mal eine Ecke früher wieder nach draußen. Mein Pulli muss vor Funeral for a Friend dringend wieder ins Auto.
Fotos von VALIENT THORR gibt’s hier!
15:24 Uhr: Unter dem üblichen Starwars Intro haben Skindred gerade die Mainstage geentert. Mit ihrer Mischung aus nu-Metal und Reggae Beats treibt Frontmann Bengie das Serengeti zur ersten Ekstase des Tages. Arme, bouncen, Crowdsurfer. Beautiful! Dafür hat er recht ungewöhnliche Methoden: um die Menge anzustacheln, beschimpft er die Meute, damit dennoch besser mitmachen. You fucking wankers! Und es funktioniert. Passend zur mitreißenden Musik kommt dann auch noch die Sonne raus, gerade als Skindred Macklemore mit Fucking awesome sampelt. Wo zum Henker habe ich meine Sonnenbrille gelassen?
Fotos von SKINDRED gibt’s hier!
15:09 Uhr: The Creepshow covern gerade „Hello Joe“ von den Beatsteaks, als ich auf das Festivalgelände schlendere. Und huch, da singt ja tatsächlich eine Frau! Das muss ich mir dann doch noch mal kurz anhören gehen. Die winzige Sängerin hat eine gewaltige, leicht raue Stimme und die Jungs ihrer Rockabilly Punk Truppe fest im Griff. Sie selbst stürmt über die Bühne wie tausend hyperaktive Eichhörnchen und klettert zu guter Letzt auch noch auf die Lichttraverse. Von da oben singt es sich schließlich auch ganz gut.
14:45 Uhr: Angekommen! Hallo Serengeti, ich bin gespannt, was du uns heute zu bieten hast. Gerade startet The Creepshow auf der Tentstage. In den Graben werde ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen, da ich gerade noch im Auto sitze. Kalt ist es heute in der Senne. Der Himmel ist bedeckt, man kann die Sonne hinter all den Wolken nur erahnen. Also doch Socken und den Pulli an, dann kann auch bei „nur“ 20 Grad nichts passieren.
12:30 Uhr: Es war schön, mal ausnahmsweise während eines Festivals in meinem eigenen Bett zu schlafen, allerdings habe ich jetzt wieder gut 90 Minuten Fahrt vor mir – für 70 Kilometer. Jetzt verzögert sich auch noch die Abfahrt ein wenig, weil meine Kameraakkus nicht so geladen werden wollten, wie ich das gerne gehabt hätte. Also verzichte ich heute auf das Frühschoppen mit den Monsters of Liedermaching und warte, dass die Lämpchen grün werden. Das ist auch gar nicht so furchtbar schlimm, da die Monsters morgen Mittag um 13 Uhr gleich noch zu einem zweiten Frühschoppen laden… und ich die Jungs ja gerade erst vorletzte Woche beim Reload Festival gesehen habe. Gäbe es vor Ort ein paar Steckdosen, wäre das alles kein Problem. Aber ich will ja nicht nörgeln. Der Rest des Festivals ist bisher klasse.