Vergangene Woche hatte ich die Tour der kanadischen Indierockband Young Rival im Blog schon angekündigt. Eine großartige Band, aus der meiner Meinung nach schon noch etwas größeres werden könnte. Irgendwann einmal zumindest. Wenn Ihr meinen Blog hier regelmäßig lest, wisst Ihr, dass ich gerne auf Konzerte von Bands gehe, die hierzulande noch kaum jemand kennt. Und so war dann auch der Freitagabend in der Kleinen Freiheit wieder ein echter Genuss für mich. Mit feinster, handgemachter Rockmusik und ihrem Support Cousins im Gepäck, hat Kanada gestern für eine Handvoll Zuschauer die alte Güterbahnhofskantine gerockt.
Young Rival sind zum ersten Mal in Deutschland unterwegs, genauso wie das sympathische Support-Duo Cousins aus Halifax, die dem Aussehen nach zu urteilen tatsächlich Cousin und Cousine sein könnten. Sie am Schlagzeug, er an der Gitarre. Manchmal ist es wirklich erstaunlich, mit welch minimalem Setup man eine derart kraftvolle und vielseitige Musik erzeugen kann. Und so spielen sich die beiden mit vollem Einsatz durch ihr gut halbstündiges Vorband-Set, dessen roter Faden sich irgendwo zwischen Indie, Punk und fröhlich rotzigem Garagenrock herrlich verheddert. Ein bisschen erinnert mich das an An Horse aus Australien, nur eine ordentliche Spur rockiger. Damit haben Cousins es in diesem Jahr bereits zum legendären SXSW-Festival in Austin, Texas geschafft und dort ebenfalls das Publikum begeistert.
Man merkt nicht nur durch die etwas eigene Art der beiden Musiker auf der Bühne, dass Cousins sich vom Rest der Bands abheben, die ich bisher in diesem Jahr sehen durfte. Der Aha-Moment des Abends: Cousins stehen unglaublich auf Tapes. Ja, auf echte, altertümliche Kassetten. Und die verkaufen sie auch an ihrem Merch-Stand. Hand-aufgenommen und mit drei unterschiedlichen Covern zur Auswahl. Meine Begleitung entscheidet sich für die Variante „Snacks“ und Cousins freuen sich über 5 Euro mehr in ihrer Bandkasse. Nur wo wir uns das Band anhören werden, ist noch fraglich. Funktionstüchtige Kassettenrekorder sind in meinem Haushalt Mangelware. Zum Glück habe ich meinen Kinderkassettenrekorder von circa 1989 noch aufbewahrt. Und der tut es auch noch.
Gerade als mir die Schlagzeugerin ihr Kassetten-Faible näher bringen will, beginnen Young Rival auch schon ihre Show. Das Trio gibt sofort Vollgas und bringt das kleine Publikum direkt zum Tanzen. Ihre eingängigen Melodien und mitreißenden Beats verwandeln sich sofort in hartnäckige Ohrwürmer, die mich den ganzen Abend über nicht mehr loslassen. Mal abgesehen von der äußerlichen Erscheinung komme ich mir ein bisschen so vor, als ob ich geradewegs auf das Konzert einer waschechten Beat-Band aus den Sechzigern gebeamt worden wäre. Dass die Beatles bei diesem Sound neidisch geworden wären, ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber anerkennend genickt hätten sie bestimmt allemal. Großartiger handgemachter Rock, bei dem sich selbst meine Eltern in ihre Studentenzeit zurück versetzt fühlen würden.
In ihren Songs voll überschäumender Energie, in den Spielpausen mit kanadischer Gelassenheit. So sympathisch spielen sich Young Rival durch ihr gut einstündiges Konzert, das zum größten Teil aus Songs aus ihrem aktuellen Album Stay Young besteht. Dabei darf ihre Ohrwurm-Single „Two Reasons“ natürlich nicht fehlen.
Auch die frisch gelernten Wörter auf Deutsch müssen mit eingebaut werden. „Prost“ steht dabei wieder einmal ganz weit oben auf der Liste. Die authentische Art der drei Kanadier kommt beim Publikum sehr gut an. Ausgelassene Tanzeinlagen wechseln sich mit langem, anerkennenden Applaus ab. Als die Band schließlich ihren vorletzten Song des Abends ankündigt, sind wir doch alle etwas wehmütig, dass diese heiße Rockshow jetzt gleich schon wieder vorbei sein soll. Der Beifall will nach der letzten Nummer einfach nicht verstummen, was bei einer Besucherzahl von etwas über 30 Leuten schon echt etwas heißen will. Von so viel Zuspruch lassen sich die drei Herren gerne wieder auf die Bühne locken. Sie verabschieden sich mit einem donnernden Ramones Cover von den Osnabrückern. Wunderbar!
Ich hoffe sehr, dass Young Rival in der Zukunft noch mal nach Deutschland zurück kommen und dann vor größerem Publikum spielen dürfen. Auch als Festivalband würden sie von mir beide Daumen hoch bekommen.