Über Binoculers habe ich zum ersten Mal auf etwas kuriose Art und Weise erfahren: Eines Tages Anfang Oktober lag plötzlich eine Postkarte in meinem Briefkasten, die eine Videopremiere ankündigte. Etwas ganz digitales auf plötzlich ganz einfach herrlich analoge Weise. Einige Wochen später fand ich ebenso analog plötzlich eine Promoversion des Albums There is not enough Space in the Dark in der Post. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, der Platte einmal die Zeit zu widmen, die sie verdient.
Hinter Binoculers verbirgt sich die Hamburger Musikerin Nadja Rüdebusch. Ihre Musik beschreibt sie auf der Seite ihres eigenen Indie Labels Insular Music als zeitlosen, aber trotzdem modernen Folk. Ihr zweites Album There is not enough Space in the Dark veröffentlichte sie bereits im November 2012 und überrascht dort mit 15 fragil melancholischen Stücken, denen man einfach gerne zuhört. Das Album verströmt mit seinen simplen, aber dennoch intensiven Stücken eine unglaubliche Ruhe, der man sich nur schwer entziehen kann. Gerne lässt man sich in die kleinen Geschichten und großen Bilder der Songs hineinziehen, die allesamt eine mal mehr, mal weniger stark ausgeprägte dunkle Note durchschimmern lassen. Ganz passend zum Albumtitel also.
Trotz der größtenteils recht einfachen Melodien wirkt dieses Album alles andere als einfach produziert. Bei genauem Hinhören entdeckt man eine regelrechte Plethora an Instrumenten, die, wie ein Blick auf die Presseinfo des Albums, größtenteils von Rüdebusch selbst eingespielt worden sind: Gesang, Gitarre, Orgel, Glockenspiel, Keyboards, Bass, Harmonium, Piano, Wurlitzer, Akkordeon, Mellotron, Philicorda, Melodica, Claviset, Rhodes, Celesta, Percussions. Nur das Schlagzeug überließ sie vollständig Daniel Gädicke.
Immer wieder findet man so neue Facetten, die einem beim ersten Hören vielleicht gar nicht richtig aufgefallen sind. Stellenweise erinnern die Stücke an entfernte Großcousinen von Imogen Heap, einige Grundmelodien könnten gar auf ihre ganz eigene Art über mehrere Ecken mit The Soundtrack of Our Lives verbandelt sein. Aber hier wird wohl jeder seine ganz eigenen Assoziationen herstellen, wenn man sich richtig auf die Platte einlässt.
Insgesamt ist There is not enough Space in the Dark ein Album, das man sich von Binoculers gerne einmal an einem kalten Winterabend bei einem Glas Wein persönlich im eigenen Wohnzimmer vorspielen lassen würde. Nur sollte man darauf gefasst sein, dabei von der Melancholie gepackt und mit vielleicht schon lange verdrängten Gefühlen konfrontiert zu werden.
There is not Enough Space in the Dark ist in digitaler Form via Bandcamp käuflich zu erwerben oder in physischer Form direkt per booking(a)binoculers.de – Da gibt es dann nicht nur die obligatorische CD, sondern es stehen auch LP und Tape zur Auswahl. Sehr sympathisch!
Foto: Inga Seevers |
Binoculers – There is not enough Space in the Dark
Insular Music, November 2012
1. Monsters
2. Windbreak
3. Sparks
4. Sisters
5. The Place You Come From
6. Grandmother’s House
7. Song for a River
8. Bricks/Walls
9. Endless Tides
10. Trapped
11. Interlude
12. Beat
13. About Travelling
14. Flock of Birds
15. Old Mind
Einen kleinen Einblick in das Album geben die Singles „Monster“ (oberes Video) und „The Place you come from“, die man dank Soundcloud auch ganz legal gratis herunterladen kann.