YA-HA! sollte man überall irgendwann mal schreien, finden zumindest YA-HA!-Sängerin Janna und der Blumentopf-Rapper Flo Schuster. Seit dem 3. Februar steht das Album „Immer & Überall“ der Band aus München in den Regalen. Im Interview haben uns Janna und Flo erzählt, was YA-HA! ausmacht, und wie Janna ihre Jugend im Rainer-Langhans-Harem erlebt hat.
Wie würdet Ihr Eure Musik in drei Wörtern beschreiben?
Flo: NDW, Rap und Beat.
Janna: Energetisch, manchmal gefühlvoll, elektronisch.
Woher kommt der Hang zum 80er-Sound?
Flo: Wir haben früher selbst viel aus den Musikrichtungen gehört und uns inspirieren lassen. Ich mag das Unterkühlte, leicht introvertierte der Achtziger mit den Synthesizer-Sounds sehr gerne. Das ist ein Jahrzehnt, das im Rückblick immer schlechter wegkommt, als es eigentlich war.
Janna: Auch textlich war das eine Inspiration, weil damals ja hauptsächlich auf Deutsch gesungen wurde.
Janna, du drehst sonst Filme, Flo, du bist sonst Rapper bei Blumentopf. Wie habt Ihr als Band zusammengefunden?
Flo: München ist klein.
Janna: Wir kennen uns eigentlich alle schon sehr lange, aber so wie die Band jetzt ist, in der Viererkombination aus Flo, mir, unserem Gitarrist Dirk Dirksen und unserem Bassisten Flo Laber, die auch in der Blumentopf-Liveband spielen, gibt es uns seit etwa 1,5 Jahren. Wir haben vorher schon in unterschiedlichsten Konstellationen Musik gemacht. Das was jetzt ist, ist daraus entstanden.
Wie entsteht ein Song bei Euch? Ist zuerst der Text oder die Melodie da?
Flo: Es entsteht schon ziemlich parallel, aber meistens ist schon zuerst eine musikalische Idee da, bevor der Text draufgelegt wird. Das meiste richtet sich nach der Gesangsmelodie.
Wer bringt die Ideen meistens mit?
Janna: Also textlich fange ich meistens an, zeige es dann Flo und dann arbeiten wir zusammen daran weiter, wenn er es gut findet. Meistens habe ich einen Refrain oder einen Textfetzen, und dann gehen wir das zu viert gemeinsam an.
Euer Album „Immer & Überall“ steht frisch in den Läden. Was bedeutet für Euch der Titel?
Flo: Der erinnert mich an einen meiner Lieblings-EAV-Songs, ehrlich gesagt.
Janna: Banküberfall oder was? Nein, das haben wir wirklich auf YA-HA!, den Schrei und unseren Bandnamen bezogen. YA-HA! kann man einfach immer und überall mal schreien.
Welche drei Songs hört Ihr gerade selbst am liebsten?
Janna: Vom Gefühl her die neuen Songs. Wir haben einige alte dabei und einige, die wir erst in den letzten Monaten ganz frisch aufgenommen haben.
Flo: Bei mir sind es gerade „Elektrisch ist die Nacht“, „Magie“ und „Robotermädchen“, aber das können morgen schon wieder ganz andere sein.
Eure erste Single heißt „F.C.C“ – Fake Coco Chanel. Worum geht‘s?
Flo: Es geht ein bisschen um den Wunsch, mehr zu sein als man ist oder zumindest nach etwas anderem zu scheinen, indem man dann mit gefälschten Statussymbolen durch die Gegend läuft, und dann sich selbst und anderen etwas vormacht.
Janna: Die Idee dazu hatte ich beim Feiern bei einem Auftritt von Digitalism. In München gibt es einige Mädchen, die versuchen, immer solche Fake-Taschen rumzutragen. Das ist modisch gerade so ein Hype.
Welche Story steckt hinter dem Song „Made in China“?
Flo: Augen auf beim Keyboard-Kauf!
Janna: Zu der Zeit, wo das Lied entstanden ist, habe ich sehr viel über das Phänomen „Made in China“ gelesen. Zum Beispiel hatte ich ein Buch von einer Amerikanerin, die versucht hat, ein Jahr lang ohne „made in China“ zu leben. Sie hat es kaum geschafft, weil in Amerika fast alles aus China kommt.
Wo sollte man Euer Album am besten hören?
Flo: Ich finde es cool, wenn man es hört und sich dabei bewegt. Das finde ich besser, als wenn man dabei im Zimmer sitzt. Also Autofahren, U-Bahn fahren, Spazieren gehen.
Janna, du bist im Rainer-Langhans-Kommune aufgewachsen. Das kann man sich als Außenstehender nur schwer vorstellen. Erzähl doch mal, sah das aus?
Meine Mutter und die anderen vier Frauen waren zusammen mit Rainer Langhans Teil dieser Kommune. Als wir Kinder auf der Welt waren, war es aber nicht mehr so eine Kommune, wo alle zusammen in einem Haus leben. Alle hatten ihre Wohnungen und ich habe eben mit meiner Mutter zusammen gelebt. Aber es gab eben diese täglichen Treffen, Psychogespräche und Analysen, spirituelle Sitzungen und in diesem Kreis bin ich aufgewachsen.
Wie war das für dich, so im Nachhinein betrachtet?
Ich hatte sehr viel Zeit für mich, konnte alles machen, war auch immer lange weg und hatte eine sehr tolerante Mutter, die immer alles mitgemacht und mich in meinen Entscheidungen unterstützt hat. Ich war richtiger Punk, dann ganz schwarzer Grufti. Ich habe oft die Schule gewechselt, weil ich ziemlich schwierig war und oft Probleme hatte, aber sie hat mich immer unterstützt. Das liegt auch daran, dass die in der Gruppe alle ziemlich offen sind.
Janna, du drehst Dokumentarfilme und machst gleichzeitig jetzt Musik. Welche Leidenschaft ist größer?
Gerade ist es die Musik, allerdings muss ich mich jetzt auch um meinen Abschlussfilm für die Uni kümmern. Ich studiere noch, habe mir die letzten Semester freigenommen und den Film für die Musik einfach nach hinten geschoben.
Weißt du schon, worüber der sein soll?
Es gibt zwei Themen. Die eine Geschichte wäre sehr persönlich, über meine Mutter und ihre Schwester, die früher auch Musik gemacht haben. Oder eben noch ein Drehbuch eines Norwegers, Plan C, was dann eine Mockumentary werden würde, also eine fiktionale Doku.
Flo, du bist sonst bei Blumentopf. Was kannst du bei YA-HA! machen, was bei Blumentopf nicht geht?
Auf der Bühne Keyboard spielen und Knöpfchen drücken. Ich bin da mehr auf die Musik auf der Bühne eingebunden. Ich rappe zwar auch und sing-sange sozusagen, aber ich habe eben auch mehr musikalische Funktionen. Keyboard spielen, Samples abfeuern. Beim Liedermachen ist es dann viel Sounddesign und Schreiben. Bei Blumentopf ist es ja doch eher so, dass wir zwar alle an den Beats und Songs arbeiten, aber nicht so, wie ich es jetzt bei YA-HA! machen kann. Bei Blumentopf hat Sepalot da eher die künstlerische Freiheit, hier bin ich das. Außerdem ist das Texten bei YA-HA! ganz anders als bei Blumentopf. Der fünffache Doppelreim wäre zum Beispiel vollkommen Fehl am Platz.
Foto: Christian Stangassinger