Eine große, rote Plastikscheibe, die viele nur noch aus ihrer Kindheit oder von den Eltern kennen. Genau das bekommt man, wenn man sich Red Plastic der Osnabrücker Band Nezzer besorgt. Ganz so, wie es der Albumtitel verspricht, erscheint das Album der Band exklusiv in einer limitierten Vinyl-Auflage, die in rot geprägt wurde. Darauf sind elf knallende Rocksongs, die sich echt hören lassen und weit weg von gewöhnlichem Provinzpop sind.
Dass Nezzer das Potenzial haben, nicht sofort unter „ferner liefen“ in der Musiklandschaft unter zu gehen, beweisen die Nezzeraner überzeugend auf ihrem Album. Gleich mit dem ersten Titel des Albums „Radio“ geht es geradeaus und mit viel Druck nach vorne. Man hat fast das Gefühl, dass dieser Song einer Vorhersage gleich kommt: Wundern würde es nämlich nicht, wenn einige der Songs auch ihren Weg irgendwann ins Radio finden würden. Das Zeug dazu haben sie auf jeden Fall.
Beeinflusst von Velvet Underground, Joy Division und Duran Duran erinnern die Stücke auf „Red Plastic“ oft an klassische Rocknummern der Achtziger, gespickt mit einer frischen, eigenen Note und ein wenig Grunge der Neunziger, die ihnen eine gewisse Zeitlosigkeit verleihen. Besonders die markante, dunkle Stimme von Sänger Tifty sorgen für einen hohen Wiedererkennungsfaktor und fesselt die Ohren an die Lautsprecher.
Ordentliches Gitarrengeschrammel, ohrwurmverdächtige Hooklines, treibende Drumsounds und eine nette Prise Gefühl auf der Platte, machen Lust auf mehr und machen vor allen Dingen neugierig auf Nezzer live. Bei Songs wie „Wasted“, „Send me out“ oder „Insight“ sieht man unweigerlich Szenen von Haare schüttelnden, tanzenden, hüpfenden und klatschenden Menschen vor einer großen Bühne. Ausprobieren konnten das Nezzer schon zu genüge. Vom kleinen Kellergig bis zur Bühne im Rosenhof haben sie schon so einige Mengen begeistert und unter anderem mit Jupiter Jones und Tito & Tarantula die Bühne geteilt.
Trotz großer Kreativität in der Aufmachung, Liebe fürs Detail in der Produktion und spürbarem Herzblut in jedem einzelnen Song, hat das Album „Red Plastic“ aber doch einen kleinen Wermutstropfen. Auch wenn die Songs im Einzelnen großes Ohrwurmpotenzial haben und mitreißen können, wirkt das ganze Album auf einmal auf Dauer streckenweise etwas eintönig. Etwas mehr Abwechslung und Mut zu unterschiedlichen Sounds wären wünschenswert gewesen. Trotz alledem ist „Red Plastic“ ein ordentliches Debüt und kann sich insgesamt auf jeden Fall hören lassen.
„Red Plastic“ ist in Osnabrück in ausgesuchten Plattenläden wie zum Beispiel Shock Records zu haben. Ab dem 5. August gibt es das gute Stück auch in digitaler Form auf allen bekannten Download-Portalen. Wer sich außerdem von Nezzers Livequalitäten überzeugen will, hat dazu am 27. August Gelegenheit. Dann spielt die Band in Georgsmarienhütte beim Hütte Rockt Festival.