Rekord für die Donots: Nach nur einer Woche waren alle Karten für ihr Jahresabschlusskonzert am 27.12. im Rosenhof weg. Grund genug für die Band aus Ibbenbüren, eine Zusatzshow am 28.12. anzuhängen. Gitarrist Guido Knollmann hat vorab mit uns über verrückte Shows in Japan, Urlaub in Münster und soziales Engagement gesprochen.
Eure „The Long Way Home“-Tour ist jetzt erst mal vorbei. Was waren Eure Highlights?
Da waren schon eine Menge geiler Konzerte dabei. In Wiesbaden war der Laden mit 1600 Leuten rappelvoll und wir haben uns echt gefragt, „für wen sind die denn jetzt alle gekommen?“ Richtig geil war aber auch unsere „Short Way Home“-Tour mit drei Konzerten von ganz klein bis ganz groß in Münster. Erst in der Gorilla Bar, dann im Gleis 22 und dann in der Halle Münsterland vor 3000 Leuten. Wahnsinn!
Das Konzert in der Halle Münsterland war das größte eigene Eurer Bandgeschichte. Was ist das für ein Gefühl, wenn man da steht und weiß „die 3000 Leute sind jetzt nur für uns gekommen“?
Die tun mir dann erst mal alle Leid, weil die ja total verwirrt sein müssen, wenn die wirklich alle nur für uns gekommen sind! (lacht) Das ist schon ein geiles Gefühl, dass das jetzt nach 16 Jahren Bandgeschichte so nach vorne geht. Wir haben die Band gegründet um live zu spielen und wenn dann 3000 Leute bei der Sause mitmachen, ist das um so genialer.
Anfang Dezember stehen Euch noch ein paar Gigs in Japan ins Haus. Wie kam‘s dazu?
Das wird jetzt schon unsere sechste Japantour. Über den Import haben die da früher schon laufend Platten von uns gekauft, aber wir wussten da gar nichts von. Als wir dann irgendwann mal in New York gespielt haben, sind wir von ein paar Japanern angesprochen worden. Als sie unseren Bandnamen gehört haben, waren sie ganz begeistert und meinten, dass wir in Japan total angesagt wären. Wir dachten, das wäre nur japanische Höflichkeit, aber es war wirklich so und unsere alte Plattenfirma hat uns dann da drüben rausgebracht. Es macht aber echt Spaß dort zu spielen. Die Leute sind total verrückt, haben immer gute Laune und alles ist bunt.
Was ist bei den Konzerten da drüben anders als hier?
Die Leute dort leben ihren Alltag ja sehr geregelt und lassen dafür auf den Konzerten dann so was von die Kuh fliegen. Unfassbar! Es gibt auf jeden Fall Unterschiede. Beim ersten Mal haben wir unseren ersten Song gespielt, dann gab es 4 oder 5 Sekunden tierischen Applaus und plötzlich war Totenstille. Wir dachten schon wir hätten was falsch gemacht. Das war aber nach jedem Song so. Die Leute wollen einfach die Ansagen nicht unterbrechen, so höflich sind die. Das muss man auch erst mal wissen.
Auf Festivals bringen die ihren eigenen tragbaren Aschenbecher mit, weil die nicht auf den Boden Aschen wollen. In Deutschland sieht‘s nach Konzerten ja meistens aus, als ob da gerade „Herr der Ringe“ gedreht wurde. Alles ist im Arsch. Da drüben räumen alle nach den Konzerten zusammen auf. Das ist echt Wahnsinn!
Was für eine Rolle spielt der traditionelle Jahresabschluss in Osnabrück für Euch?
Das ist schon was ganz besonderes. Ein richtig schönes Fest mit ein bisschen in die Saiten hauen. Über die Jahre hat sich das so etabliert. Das geile ist, dass es keine normale Donots-Show ist. Wir spielen da jedes Mal ein komplett anderes Set als sonst und lassen uns auch ganz spezielle Sachen für die echten Die-Hard-Fans einfallen. Das ist schon was besonderes weil alle unsere Freunde und Familien auch da sind. Ich hab‘s ja nicht so mit Lampenfieber aber wenn meine Eltern da sind, geht mir schon ein bisschen der Kackstift. Da ist dann der Ehrgeiz alles richtig zu machen.
Wenn man Euch im Netz verfolgt hat man fast den Eindruck dass Ihr jetzt so beliebt seid wie noch selten. Wie geht ihr damit um?
Darüber machen wir uns eigentlich nicht so viele Gedanken. Wir genießen das einfach und freuen uns, das jetzt so viele Leute zu unseren Shows kommen. Das bockt einen als Band auch noch mal ein bisschen an, und wenn es dann jetzt so viele Leute interessiert, was wir machen, ist das umso geiler.
Wird Euch die zusätzliche Aufmerksamkeit durch das Internet manchmal auch zu viel?
Man darf sich da einfach nicht stressen lassen. Wir haben alle noch eigene Facebook-Profile und wenn ich da online gehe, dauert das keine 3 Minuten und mir schreiben 20 Leute gleichzeitig im Chat „Hey, wie geht‘s?“ und alle fragen immer dasselbe. Ich versuche zwar meistens alles zu beantworten. Aber das ist dann schon etwas schwer, wenn man eigentlich mit seinen richtigen Freunden schreiben will. Das klappt dann nicht immer.
Wie viele „Freunde“ hast du da?
Puh, so knapp 3000 etwa, glaube ich. Ich kenne mich in dem Laden so schlecht aus.
Respekt, wenn du da versuchst wirklich noch jedem zu antworten.
Ja, ich probier das zumindest. Es ist ja auch erst mal schön, wenn sich die Leute für einen interessieren. Das nimmt zwar manchmal etwas überhand, aber dann sag ich den Leuten halt, dass ich gerade keine Zeit zum Antworten habe.
Ihr beginnt Euer Bandjahr 2011 mit drei Konzerten im Januar. Was macht ihr danach?
Wir werden uns schon wieder an die neue Scheibe setzen. Ich bin auch jetzt schon wieder dabei, neue Songideen zu sammeln und zu schreiben. Das ist zwar immer ein langwieriger Prozess, aber wir wollen jetzt nicht lange warten, sondern sehr bald ein neues Album nachlegen. Und ich hab schon wieder so Bock auf Studio! Das ist immer das lustige, wenn wir auf Tour sind, will ich ins Studio und im Studio kann ich‘s kaum erwarten wieder auf die Straße zu kommen. Das ist immer ne ganz schöne Abwechslung.
Also keine Pause?
Richtig Pause gönnen wir uns jetzt vielleicht einen Monat, wo wir gar nichts machen. Ich bleib in Münster, ich weiß, nicht ob die anderen weg fahren. Ich werde auf jeden Fall weiter Songs schreiben und Urlaub in Münster machen. In meiner Lieblingskneipe nebenan, da kann man super Urlaub machen (lacht). Danach werden wir uns dann im Probenraum zusammensetzen und an neuen Songs basteln.
Du sagst du gönnst dir nur einen Monat Ruhe. Was bedeuten Pausen für Euch?
Ich weiß nicht, woran das liegt, aber ich stehe komischerweise gar nicht so auf Urlaub. Ich hab auch schon ein bisschen Bammel vor dem Monat, weil mir da echt schnell die Decke auf den Kopf fällt. Deshalb mache ich da auch nicht die ganze Zeit Pause, sondern schreibe weiter Songs und bleibe hier in Münster. Wenn ich mal wegfahre, ist mir nach einer Woche so stinklangweilig, unglaublich. Die anderen freuen sich immer, wenn sie richtig wegfahren können, wenn wir frei haben. Ich bin da einfach froh, wenn ich mal am Stück zu Hause bin und richtig was mit meinen Freunden in Münster unternehmen oder einfach meine Eltern in Ibbenbüren besuchen kann. Das ist eigentlich so mein Urlaub.
Ihr unterstützt viele soziale Organisationen wie Viva con Agua oder Peta. Welchen Stellenwert hat soziales Engagement für Euch?
Generell sind wir keine Band, die großartig politische Texte hat. Aber uns ist es wichtig, dass wir uns auch engagieren. So Geschichten wie Viva Con Agua, die Trinkwasserquellen ausbauen, sollte man unterstützen. Das ist echt ne gute Sache. Wenn man als Band schon so eine Art Vorbildfunktion hat, muss man den Leuten auch mal sagen, dass es nicht immer nur Party gibt, sondern auch noch wichtigere Sachen.
Könntet Ihr Euch vorstellen, selber so etwas ins Leben zu rufen?
Das ist natürlich ne Menge Arbeit und wir haben einfach wahnsinnig viel um die Ohren, weil wir ja unser eigenes Label haben. Aber wenn da mal irgendwann etwas mehr Luft wäre, fände ich so etwas in die Richtung aber auch ganz cool.
16 Jahre Punkrock made in Ibbenbüren, Shows in Japan, große Festivals. Ihr habt schon sehr viel erreicht. Wo wollt Ihr mit Eurer Band noch hin?
Das klingt zwar wie ein Klischee, aber eigentlich ist ja der Weg das Ziel. Ich bin einfach dankbar, dass ich das so machen darf. Ich kann von meiner Musik leben, ich bin mein eigener Chef, lerne viele Leute kennen, fahre quer durch die Weltgeschichte und hab ne gute Zeit. Das ist eigentlich das Größte. In dem Sinne haben wir wirklich das Leben bei den Eiern gepackt. Ich will nichts anderes. Wenn das alles so bleibt wie es jetzt ist, wäre dass das allerschönste für mich.