Knappe Bikini-Tops, enge Shorts, ein perfekt gestählter, flacher Bauch, ein großer, straffer Busen, blaue Augen und offene blonde Haare, die im Wind wehen. Dazu ein zuckersüßes Lächeln auf den Lippen, die natürlich keine Widerworte geben. So stellen sich die meisten männlichen Country-Stars ihre perfekte Freundin vor, zumindest wenn man nach ihren Songtexten geht. Von diesem im US-Country weit verbreiteten Bild des „Girl in a Country Song“ hat das Duo Maddie and Tae die Schnauze gehörig voll – Und rechnet ab.Wenn man sich in Deutschland über Country Music unterhält, schießen den meisten Otto-Normal-Verbrauchern vermutlich Winnetou und Old Shatterhand, der Marlboro Mann, die endlosen Weiten Prärie und vielleicht noch einige unglückliche Auftritte deutscher Country-Verschnitte aus dem Musikantenstadl in den Kopf. Ach ja, und eventuell Johnny Cash. Von dem hat man hierzulande ja auch schon mal gehört.
Womit man sich hier aber wohl eher weniger auseinander setzt, ist das weibliche Rollenbild, das in den Songs speziell in den letzten paar Jahren verbreitet wurde. Ob man es glaubt oder nicht, ist die Rolle, die den Mädels in den meisten Country Songs zugeschrieben wird, oft nicht viel anders als die, mit der sich weibliche Wesen in Ballermann „Hits“ zufrieden geben dürfen. Als „geiles Stück“, das man als Date mit zur Party nimmt oder dort begehrt, aufreißt und im besten Falle am Ende des Abends auch noch flachlegt. Für den Country-Faktor hat sie vielleicht noch eine Mistgabel in der Hand, führt ein Pferd über den Hof oder hat einzelne Strohhalme im Haar hängen. Sorry Mädels, mehr traut man uns da nicht zu. Und dieses Mal kann man nicht mal den Wendler dafür verantwortlich machen.
Eigentlich wollte ich schon vergangenen November nach einem meiner Roadtrips durch die USA einen Blogpost zur aktuellen Country Music schreiben. Vor allen Dingen wollte ich aber darüber schreiben, was ich in den zwei Wochen zwischen Texas und North Carolina durch Country Songs über amerikanische Männer gelernt habe. Meine Quintessenz war: sie brauchen einen Pickup Truck, eine hübsche Freundin und jede Menge Party und Bier. Als Bonuspunkt gibt es vielleicht noch einen Hund oder ein paar Kinder oben drauf.
Aber obwohl ich manche Country Alben je nach Laune zu Hause oder im Auto hin und wieder tatsächlich ganz gerne höre, war mir das irgendwie zu dünn, daraus einen ganzen Blogpost zu stricken. Man sieht es ja auch, nach drei Bier und einem Absatz wäre Schluss gewesen. Und irgendetwas grummelte bei dem Gedanken in meiner Magengegend.
Bro Country = Ballermann Country
Damals war mir nämlich noch nicht bewusst, dass ich zwei Wochen lang von unserem Autoradio hauptsächlich mit sogenanntem „Bro Country“ berieselt worden war. Künstler und Bands wie Luke Bryan oder Florida Georgia Line dominierten in den vergangenen Monaten diese Art des Country, in dem es hauptsächlich um Trinken, Feiern, Party, Sex und unschuldigen Spaß auf dem Land geht. Oder in einem Pickup Truck. Party-Gangsta-Rap goes Country. Oder eingedeutscht, ja, man könnte die Songs wohl tatsächlich als Country Ballermann Hits bezeichnen – sofern denn am Ballermann Country gespielt würde. Das Publikum würde vermutlich keinen Unterschied merken. Aber das dürfte andere Gründe haben. Ich schweife ab. Deshalb schnell zurück zu Maddie and Tae.
Nachdem sich dieses geringschätzige Frauenbild in den letzten Monaten zu Hauf in der Country Top 100 wieder fand, kommt nun das Duo Maddie und Tae um die Ecke. Sie fragen in ihrer Debüt Single „Girl in a Country Song“, was zum Henker ist da bei den Kerlen schief gelaufen?
Früher bekamen wir wenigstens noch etwas Respekt entgegengebracht, heute können wir dagegen froh sein, wenn wir am Wochenende das hübsche Accessoire auf dem Beifahrersitz des Pickups neben dem biertrinkenden Typen sein dürfen. Natürlich halten wir dabei den Mund und tragen den ganzen Tag superknappe, abgeschnittene Jeans-Shorts mit Bikini-Tops, die eigentlich ganz schön unbequem sind und scheuern. Dafür pfeifen sie uns hinterher, nennen uns „geile Zuckerschnecke“ und geben uns einen Klaps auf den Hintern.
– So in etwa der grobe Inhalt des Songtextes von „Girl in a Country Song“.
Video: „Girl in a Country Song“ von Maddie and Tae
In ihrem Video gehen die beiden hübschen Mädels dazu in die Vollen und nehmen jedes Klischee aktueller Country Musikvideos aufs Korn. Um diese noch zu unterstreichen, haben sie einfach ein paar nicht unbedingt ansehnliche Typen in die lächerlichen Kostüme gesteckt, in denen sich sonst die Mädels auf Motorhauben räkeln dürfen. Schöne Sache. Und lustig obendrein. Denn liebe Prolls, so rumlaufen wollt ihr ja auch nicht die ganze Zeit, oder? Dann verlangt das bitte auch nicht von der Damenwelt.
Wie findet Ihr das Video?
ich mag das Video. Ist cool, dass sie das angesprochen… äh, gesungen haben und die Jungs mal so angezogen haben. ^^
Wo hast du das Video her?
Das habe ich von npr.org (National Public Radio) aus den USA. Wenn du oben links in die Ecke klickst, bekommst du auch einen Link angezeigt, sodass man das teilen kann 🙂
Toller Artikel zu Bro Country.
Finde die beiden echt toll und hoffe, und das Video ist witzig.