Normalerweise schreibe ich hier ja nur über Bands und Musik, an der ich zumindest in irgendeiner Weise Gefallen finde. Heute ist das mal anders. Heute hatte ich meine erste intensivere Begegnung mit der für mich subjektiv eher fragwürdigen Stilrichtung Noise. Und gleich vorab: Das ist definitiv nicht meins. Eine Promo-Agentur aus Köln hatte es anscheinend besonders gut mit mir gemeint, und mir das Album „Au Revoir Golden Air“ von Nicoffeine, das am 20. September auf Blunoise Records erscheint, ungefragt gleich zweimal zugeschickt. Nichtsahnend schob ich eine der beiden Platten in den Schlitz des CD-Players meines Autos. Mit ungeahnten Folgen.
(Attention! If you use Google Translator or any other online translation tool in order to understand this article, be warned, those things do not pick up on any subtle hints between the lines. The gibberish they spit out will give you a completely wrong idea of the general tone of voice and main message of this review. So before calling me an ignorant slob, please send me an email, and I will give you a proper English version of my writing.)
Mit Noise und Krachmusik allgemein habe ich mich bisher noch nicht wirklich beschäftigt. Die ein oder andere (Füge das passende Präfix hier ein)core Band habe ich zwar schon auf etwaigen Festivals mal mitgenommen, aber so etwas wie Nicoffeine ist mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Zumindest nirgendwo, wo ich solche Geräusche mit Musik in Verbindung gebracht hätte.
Aber von Anfang an. Ich fische die zwei CD Umschläge auf dem Weg zur Arbeit noch schnell aus dem Briefkasten. Die Postbotin steht im leichten Nieselregen noch vor der Tür und ist froh, dass ich die beiden Umschläge „rette“, denn so richtig passen sie nicht in meinen kleinen Postkasten. Noch auf dem Weg zum Auto reiße ich einen der Umschläge auf und erblicke zunächst das merkwürdig handgemacht wirkende Cover mit einer nackten Frau. Dank des unglücklichen Farbverlaufs wirkt sie entweder wie aus einem verblichenen Magazin aus den Siebzigern, oder wie nach einem Vampirangriff.
Nun denn. Der Labelname lässt ebenfalls schon Krach vermuten, also stelle ich mich auf irgendein Hardcore-Metal-Geschrammel ein. Ich fahre los, schiebe an der ersten Kreuzung die CD in den Player und höre… erst mal fast gar nichts. Der Album-Opener „Goldenbergersteeg“ beginnt überraschend ruhig. Ich bin verwirrt. Doch es ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn nach gefühlten eineinhalb Minuten bricht hier ein dissonantes Krachgewitter aus bis nahezu zur Unkenntlichkeit verprügelten Gitarrenklängen, scheinbar haltlosen Drumbeats und grenzwertig verzerrten Vocals über mich herein, gegen die ein Mixtape aus Stomp gepaart mit heiseren Walgesängen noch einer Sinfonie von Beethoven gleich kämen. Holla die Waldfee!
Mein erster Reflex ist zum nächsten Song zu skippen, doch ich bleibe tapfer und höre mir „Goldenbergersteeg“ bis zum Ende an. Ich will schließlich jedem Album eine Chance geben. Der zweite Song „Wolf in Bathtub“ lässt mir keine Atempause. Das Presslufthammer-Konzert geht sofort gnadenlos weiter. Wobei das regelmäßige Donnern eines Presslufthammers im Vergleich wahrscheinlich noch als schön zu empfinden wäre. Ich spüre, wie mein Gehirn verzweifelt versucht, aus dem Geschrei, den heiser kreischenden Gitarrensaiten und den ständig wechselnden Schlagzeug-Rhythmen irgendetwas Schönes, ja vielmehr eigentlich auch nur eine klitzekleine Regelmäßigkeit, etwas Vertrautes herauszufiltern. Vergebens. An den harmlosen Stellen wirkt es so, als hätte ein Hörgeschädigter auf viel zu viel schlechten Drogen versucht, die Musik von Dredg rückwärts nachzuspielen. An anderen Stellen komme ich mir vor, als hätte man eben diesen Menschen zusammen mit mir am Besuchertag der Frankfurter Musikmesse in die vollkommen überfüllte Schlagzeughalle gesteckt und zusätzlich noch ein paar verstimmte Gitarren mit in die Arena geworfen. Irgendwo dazwischen heult auch noch ein erkälteter Seeelefant.
Wie angespannt ich durch diese gerade mal höchstens zehnminütige Sound-Folter bin, merke ich erst, als plötzlich der automatische Verkehrsfunk anspringt und dieses „Musik“-Erlebnis jäh unterbricht. Die wohlklingende Stimme des Radiomoderators, die wunderschöne Nachricht eines kilometerlangen Staus auf der A40 und der engelsgleiche Werbejingle des Radiosenders sind auf groteske Art und Weise das schönste, was ich bisher auf dieser Fahrt zur Arbeit gehört habe. Diese Minute geht viel zu schnell wieder vorbei, und die zweite Hälfte des Wolfs in der Badewanne malträtiert meine Gehörgänge. Bis zu unserem Firmenparkplatz beglückt mich noch ein Stück von Titel Nummer 3 – „Ando Guerillo“.
Es reicht. Ich brauche eine Pause und bin froh, hoch ins Büro zu müssen. Doch scheinbar hat die erste Hälfte des Albums mein Gehirn derart frittiert, dass ich doch glatt meinen Autoschlüssel im Auto liegen lasse – und es erst merke, als ich knapp vier Stunden später in die Mittagspause gehen will. Und das will schon etwas heißen. Normalerweise kontrolliere ich täglich ganz penetrant, ob mein Wagen auch wirklich abgeschlossen ist.
Weil ich nicht vorschnell über ein Album urteilen möchte, gebe ich mir auf der Heimfahrt am Abend dann auch noch die letzten vier Stücke. Wieder stehe ich gefühlt in der überfüllten Schlagzeughalle, wieder das gleiche Bild der verdroschenen Gitarren und der brutal zerfetzten Klangelemente. Der letzte Ton. Ich kann nicht mehr. Ich bin regelrecht körperlich erschöpft, mein Gehirn hat sich zu Wackelpudding verwandelt.
Wahrscheinlich haben Nicoffeine mit meiner Hör-Erfahrung genau das erreicht, was sie wollten. Steht doch in der mitgeschickten Release Information: „Nichts sollte sicher sein und nichts ist so, wie es eigentlich sein sollte.“ Meine Herren, Mission erfüllt! Ich bin verwirrt, verstört, leicht desorientiert, habe Kopfschmerzen und hinterfrage den Sinn der Musik im Allgemeinen. Aus dieser Sicht ist es wahrscheinlich ein großartiges Album. Nur in meinen eigenen CD Player wird das Album aus purem Selbstschutz so schnell nicht mehr wandern.
Und damit Ihr auch wisst, womit genau ich da mein Hirn malträtiert habe, könnt Ihr Euch das Album auch hier direkt anhören. Was haltet Ihr davon?
Nicoffeine – Au Revoir Golden Air
LP & CD-Album
VÖ: 20. September 2013
hammer platte und cooles review dazu !!!
bald kommt eine doku über noise raus, vielleicht für den ein oder anderen sehr lehrreich 😉
https://www.facebook.com/pages/Parallel-Planes-Demand-Music/158447627542956
Danke für den Hinweis 🙂 Das gucke ich doch glatt mal rein 😉
Schönes Review! Mir geht es mit Noise genau so wie dem Schreiber! Ich freue mich jedoch das er so tapfer und weiterhin offen war und ist! Das macht doch Musik aus! Ungeglaubliche Bandbreite! Alles hat seinen Platz und ist wichtig und wertig!
Lieben Gruß vom linken Niederrhein!
Danke! 🙂 Ich probiere immer gerne neue Sachen aus. Manche schmecken mir dann, manche nicht 🙂 Aber wie du schon sagst, genau das macht die Schönheit ja aus. Sonst wäre es viel zu langweilig auf dieser Welt.
What is the point of a review like this? You have no appreciation or understanding of the style, but you review it anyway as a funny thing even though you have no idea where this music fits into a greater continuum of musical styles, or if it’s a good at what it’s trying to do?
Reviews like this are the equivalent of sending a vegetarian to write a bad review of a burger joint or a steakhouse. TOTAL waste of time, and only funny if you think being an ignorant slob is funny.
Oh the pitfalls of the Google translator. The friggin thing just doesn’t pick up on irony, sarcasm and satire, or just about anything else between the lines… and you jumped right into it. In case you didn’t notice, this is not a review per se – it’s more a report of my first encounter with this kind of music, my first bite or taste of it, if you will. And to me, this first taste was just like my first time of trying brussels sprouts. This is what my blog is for, I describe the way I feel while listening to a CD for the first time. Something else you clearly did not understand (or the translation tool did not let you understand), I actually do acknowledge the possible brilliance of this album within its genre. It’s just that this genre simply isn’t for me. Just like some people love brussels sprouts, others are allergic against them. Or maybe a better example: some people love oysters, some people simply don’t. Everyone has different taste buds. Let’s view this album as a rare oyster. It’s brilliant in its own right, yet I can’t physically listen to it, because the music, and too much dissonant noise in general – no pun intended – gives me a headache and makes me dizzy. Literally.
I still disagree with the entire premise of writing a review of a genre for which you’re unfamiliar or „isn’t for you.“ You see, I write reviews myself, and I would never review an album that meets either or both or those conditions. Writing about your own ignorance or your „first taste of brussels sprouts“ isn’t journalism–it’s writing in your diary. And making your diary into a public „review“ isn’t useful. Nobody reading this review will have any idea what the music really sounds like, what its influences are, how it differs from previous recordings from the same band which has been around for a long time, or where it fits into the larger context of less-commercial forms of music. And I thought that was the point of reviews, rather than trying to be clever and ironic.
It seems like you are comparing apples with oranges. I feel like I need to clarify to you the whole purpose of this blog and to set some things straight about my take on writing about music. I do agree with you, it does not make much sense to review a steakhouse when you are a vegetarian, or to review a genre you know nothing about. So if you read this blog post a classic review, then I also agree with you, it does not meet pretty much any requirements a journalistic review. However, I nowhere claim this piece to be journalistic in any way, nor do I consider it a review in the actual sense. Because that’s not the point of this article. After all, this is a music BLOG, my blog, and yes, blogging is also to some extent diary writing. And contrary to you, I see nothing wrong with that.
I know that I don’t have enough experience in this genre to write a review in the classic sense. And I openly admit, until pulling those CDs out of my mail box and listening to the album on my way to work, I had never consciously dealt with this kind of music. But I wanted to give it a try. That’s why I also did not want to write a classic review on it. Why did I still bother writing anything about this album at all? Because it had a lasting (yes, even physical) impact on me, stronger than anything else I’ve ever encountered musically in a very long time. So basically, that’s what the whole text is about. It’s about MY listening experience with this album – and it even says so in the title of this blog post. This blog is not all about reviews, it’s also, if not mainly, about the little stories around the music. Since I’m the only one writing here, they are all my personal stories. This is one of them. Music is a huge part of my life, and when a piece of music leaves such a strong impression on me, I want to share the story. And it seems like there are also quite a few people want to read it. By the way, all the other commentators apparently caught my drift, so it must be a translation thing.
So in order to close this argument, before you pompously call anyone an ignorant slob, please make sure you’ve understood the actual point of an article. Otherwise you are nothing but an ignorant slob yourself for relying on your assumptions and making clever comments about apples on a text that is actually about oranges.
live geben und verzaubern lassen von all dem ungeahnten.
bitte weitermachen und niemals aufhören.
das werde ich gerne tun. wenn man das da live genauso, oder vielleicht sogar noch beeindruckender, auf die Bühne bringen kann, ist das echt bewundernswert. Auch wenn mich das ganz schön aus meiner Komfortzone werfen wird 😀
schreibt man als blogger eigentlich zu jedem kommentar den man zu einem geschriebenen review bekommt, einen weiteren kommentar……..
vielleicht lässt man auch einfach etwas im raum stehen ohne sich ständig selber zu erklären. das musste nämlich nicht.
btw. review toll. die verständnislosigkeit des autoren ist das beste, was dieser band passieren konnte.