Vergangene Woche war ich für den Terrorverlag in Münster beim Konzert von Chuck Ragan und The Drowning Men im Skaters Palace. Lest hier den Bericht.
Fast hatte man das Gefühl, man sei bei einer Mini-Ausgabe der Revival Tour gelandet. Hot Water Music-Sänger Chuck Ragan spielte am Donnerstag mit großartiger Unterstützung von PJ Bond, The Drowning Men, Joe Ginsberg, Josh von Paper Arms und Tim Vantol im ausverkauften Skaters Palace und verzauberte die Massen.
Der Abend ist bestimmt von Besonderheiten. Draußen vor den Türen halten die Sponsoren des Konzerts einen Food Drive ab und sammeln Nahrungsmittel für die Münsteraner Tafel, dazu ist im Café ein kleiner Stand von Sea Shepherd aufgebaut. Drinnen wuseln die Fotografen von Get Addicted umher, denn Chuck Ragan will heute eine Live EP aufnehmen – die Fotografen sollen das Artwork liefern. Und wie bei der Revival Tour hat Chuck Ragan auch für sein Konzert in Münster gute Freunde eingeladen, sich mit ihm gemeinsam die Bühne zu teilen und das Publikum für ihn aufzuwärmen.
So spielt zunächst PJ Pond sein kleines Singer/Songwriter Solo-Set, von dem wir leider nur die letzten drei Stücke mitbekommen. Allerdings entführt einen allein schon der Song „Savannah“ direkt mit viel Gefühl in die kleine Südstaaten-Künstlerstadt in Georgia, sodass sich vermuten lässt, dass auch der erste Teil des Sets hervorragend war.
Ebenso hervorragend geht es mit Joe Ginsberg weiter. Der charmante Musiker, der Chuck Ragan auch schon als Kontrabassist zur Seite stand, spielt hier eine seiner ersten Solo Shows. Von Aufregung ist jedoch nichts zu spüren. Sicher spielt er sich durch sein Set aus Stücken seiner ersten Solo-EP „You are guarded by the daylight, We are losing in the nighttime“ und dem Tom Petty-Cover „Into the Great Wide Open“. Es ist ihm ein leichtes, seinen kuscheligen Sound-Wohnzimmerteppich im Skaters Palace auszurollen und für entsprechende Atmosphäre zu sorgen.
Die Wohnzimmeratmosphäre nehmen The Drowning Men aus Kalifornien dann auch gleich weiter mit in ihr Programm. Die Herren sind zum ersten Mal auf Tour in Deutschland und stehen unmittelbar vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums „All of the Unknown“/ Entsprechend spielen sie daher auch hauptsächlich Stücke der neuen Platte. Schöner Folk Indie Poprock, der zum Ende hin zwar ein wenig gleichförmig wirkt, jedoch durch eine unglaubliche Leidenschaft, Energie, ausgeklügelte Arrangements und gleichzeitige Fragilität einfach begeistert. Und wer einfach so mal ein Theremin live auf einer Bühne spielen kann – das verrückte Instrument, das durch Positionsveränderung der Hände in einem elektromagnetischen Feld Töne erzeugt – der hat schon auf jeden Fall jede Menge Respekt und Anerkennung verdient.
Nach so viel hochkarätigem Vorprogramm ist die Menge endgültig heiß auf Chuck Ragan. Mit „Glory“ legt er los, das Publikum ist sofort bei ihm. Mit viel Herzblut spielen er uns seine Band jede einzelne Note. Allein schon durch seine markant raue Stimme sorgt Chuck für wunderschöne Gänsehaut-Atmosphäre in der Halle. Diese wird auch für die nächsten 70 Minuten anhalten. Chucks Auftritt ist gefüllt von kleinen und großen Highlights. Rührend widmet er das Stück „Geraldine“ seiner Mutter, und all den anderen Müttern im Saal – auch wenn sich da nur zwei Damen melden. Später verrät er, dass an diesem Abend eine Live EP aufgenommen wird und sorgt damit für einen kleinen Begeisterungssturm im Skaters Palace. Damit die EP auch etwas ganz besonderes wird, holt er kurzerhand Tim Vantol mit auf die Bühne, der ihn bei „Do you Pray“ tatkräftig unterstützt. Auch Josh von Paper Arms gibt sich die Ehre, mit Chuck die Bühne zu teilen. Zusammen geben sie dem bis hier her schon wunderbaren Auftritt noch das letzte I-Tüpfelchen. Ab hier ist auch die Menge kaum noch zu halten und singt jeden Song lautstark mit – sofern es der vor Glückseligkeit grinsende Gesichtsausdruck denn überhaupt zulässt. Und so geht der Abend dann auch zu Ende: Mit glücklichen Fans und bestens gelaunten Künstlern, die sicherlich gerne noch einmal wieder in ihr Skater Wohnzimmer zurückkehren werden.
Ganz tolle Fotos findet Ihr auf terrorverlag.de