Ein letzter Tag auf dem Serengeti Festival, ein letzter Ticker für dieses Wochenende. Bosse, Kettcar, Seeed und Gasmac Gilmore sind nur ein paar Bands, auf die ich mich heute richtig freue.
Da das Internet nicht so wollte wie ich, könnt Ihr hier jetzt nachlesen, was ich auf dem Gelände immer mal wieder in mein iPad gedaddelt habe. Und was ich mir am Ende zu Hause noch mal für abschließende Gedanken durch den Kopf gewandert sind.
Der aktuellste Post steht wie immer oben. Los geht’s!
22:15 Uhr: Ich bin gerade vom Platz getanzt. Im wahrsten Sinne des Wortes! Als letzten Zugaben-Song von Seeed gab es Ding, und das ging noch mal so richtig ab. Überhaupt war das einfach nur atemberaubend, was die Herren in ihren feinen Anzügen da aufs Bühnenparkett gelegt haben. Mit einer beeindruckenden Treppenkulisse unter dem aufgehenden Vollmond und voller Bandbesetzung gab’s hier den Abriss des Abends. Alle großen Hits am Start, teilweise in leicht abgewandelten Versionen mit neuen Samples. Selbst ein Harlem Shake durfte nicht fehlen, genauso wenig wie die Peter Fox Drumline Cold Steel. Die Berliner wissen einfach, wie man eine Masse von 15.000 Leuten lenkt und zum Abfeiern bringt. Zeitweise war gefühlt wirklich jeder Arm auf dem Festivalgelände in der Luft und jede Hüfte wurde wenigstens ein kleines bisschen geshaket. Ob man wollte oder nicht. Danke Serengeti!
Fotos von SEED? Hier entlang!
20:40 Uhr: Eine gute Nachricht: Es darf fotografiert werden! Also auf in den Graben. Ich bin schon gespannt, was Seeed da hinter dem schwarzen Vorhang vor der Bühne alles verstecken. Es muss allerdings jede Menge sein, denn die anderen Bands hatten heute nur halb so viel Platz auf der Bühne wie gestern.
20:03 Uhr: Jetzt gibt’s noch einmal dicken Spaß-HipHop im Zelt auf die Ohren. Die Orsons sind die vorletzte Band des Serengeti Festivals und drehen daher noch mal so richtig auf. Partyendspurt ist angesagt und trotz des einsetzenden Erschöpfungszustands der Menge geben trotzdem auch alle vor der Bühne noch mal so richtig Gas. Es wird gebounct, gehüpft, getanzt. Dass Seeed nachher noch spielen, ist für das Publikum hier scheinbar eher nebensächlich. Hauptsache feiern, egal wie. Ich laufe nach meinem Fotoeinsatz dann doch lieber schon mal zum Grabeneingang der Mainstage. Da der WDR Seeed heute nicht filmen darf, gab es schon Spekulationen, die Fotografen dürften auch nicht während der Show fotografieren. Falls dem so ist, möchte ich noch meine Klamotten ins Auto bringen, damit ich einfach mal ganz frei an diesem Wochenende bei einer Band abdancen kann. Es wäre bei diesem Festival nahezu eine Premiere 😉 Also wieso nicht bei den Berliner Dancehall Caballeros?
Fotos von DIE ORSONS? Bitte sehr!
19:30 Uhr: Ach Bosse, wir sollten uns häufiger sehen. Das heißt natürlich, ich sollte öfter auf die Konzerte des Wahl-Hamburgers gehen. Sympathisch wie der Kumpel von nebenan erzählt er von seinen Konditionsproblemen, von seinen Schreibreisen und kümmert sich nebenbei auch noch rührend um sein Publikum. So lässt er all das Bandwasser vor der Bühne verteilen und hakt drei Songs später sogar noch mal nach, ob wirklich alles angekommen ist. Denn die Verbindung zum Publikum liegt ihm wirklich am Herzen, da geht man auch schon mal in die Menge und lässt die Fans den Refrain ins Mikro singen. Absolut die schönste Zeit, nicht nur wegen des Songs. Die Menge dankt es Bosse mit springen, klatschen, schwenkenden Armen, absoluter Textsicherheit, und viel Applaus. Es ist einfach schön zu sehen, wenn ein Künstler solche Reaktionen nicht für selbstverständlich halten. Definitiv einer der sympathischsten Auftritte auf dem Serengeti.
Fotos von BOSSE? Aber sicher!
18:45 Uhr: Ich sitze gerade neben der Bühne im Zelt, auf der gerade Disco Ensemble ein ziemlich krachendes Set abliefern. Die Finnen haben auch mit der Hitze zu kämpfen, schon nach dem ersten Song sind alle vier schweißgebadet. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber ich habe schon fast Probleme meine Kamera hochzuhalten. Bitter. Da muss wohl jemand mal wieder die Hanteln ausgraben. Disco Ensemble schlagen sich aber tapfer und feiern wild mit dem Zelt. Dazu eignet sich ihre Interpretation von Indietronic auch einfach zu gut. Schade, dass ich so erschlagen bin.
Fotos von DISCO ENSEMBLE? Büdde!
Kettcar haben eben ein wunderschönes Set gespielt. Zwar war es die typische Festival Setliste mit 48 Stunden, Balkon Gegenüber, Deiche, Balu, Landungsbrücken raus, Rettung, Money left to burn und so weiter. Wer im Moment auf der Mainstage spielt, hat es echt nicht leicht. Die Sonne steht den Musikern direkt gegenüber. Kettcar Sänger Marcus Wiebusch musste sich sogar aus dem Publikum eine Sonnenbrille ausleihen, weil er nix mehr gesehen hat. Ich hoffe, dass ich die Hamburger dieses Jahr noch einmal irgendwo sehe. Ansonsten war es wohl für mich das letzte Konzert bis auf unbestimmte zeit. Ab Winter macht die Band eine Pause. Schade, ich mag Kettcar als Band sehr gerne.
Doch lieber Fotos von KETTCAR?
17:31 Uhr: Adept aus Schweden brüllen das Zelt gerade noch mal lautstark an. Für die Emo-Screamo Kapelle können sich in der Zelt-Sauna nicht ganz so viele Leute begeistern, aber musikalisch ist das für ihr Genre schon ganz solide. Ein paar Halbstarke vor der Bühne versuchen es mal kurzzeitig mit dem Aufruf zu einer Wall of Death – doch das bringt eben nicht so viel, wenn nur zehn Leute mitmachen wollen. Mir war es im Zelt einfach zu heiß und bevor ich da im Graben plötzlich umkippe und auch noch ewig auf die Sanis warten muss, gehe ich lieber wieder nach draußen und mache irgendwo im Schatten eine Pause. Sofern ich denn welchen finde.
Fotos von ADEPT? Na sicher doch.
16:48 Uhr: Bei der Hitze ist es gar nicht so leicht, noch irgendwas vernünftiges zu schreiben. Ich habe mich auf der Suche nach Schatten sogar neben dem ungeliebten Autoscooter niedergelassen, der hier das Konterprogramm gegen Triggerfinger mit Helene Fischer fährt. Vorhin gab’s im Zelt erst mal 30 Minuten lang eine volle Dröhnung Hiphop von der niederländischen Kombo Dope D.O.D auf die Ohren. Hardcore Rap nannten sie es selbst, war schon nicht verkehrt. Allerdings gab es im Zelt auch die ersten Hitzeopfer zu verzeichnen. Ein Mädel neben mir kippte einfach so um. Bis die Sanis endlich da waren, dauerte es bestimmt 20 Minuten. Schlechte Orga, wenn man bedenkt, dass der Verbandsplatz keine 100 Meter entfernt ist.
Fotos von DOPE D.O.D.? Gibt’s auch ein paar.
Triggerfinger versorgen das Serengeti gerade mit einer ordentlichen Portion Stonerrock. Echt schick, auch wenn ich gerade dank des Autoscooters nicht ganz so viel davon mitbekomme. Hoffentlich steht die Sonne bei Kettcar gleich nicht mehr ganz so fies über dem Graben. So ist das gerade echt eine Herausforderung für den Kreislauf, da vorne zu überleben. Ich kann gerade nur hoffen, dass die Grabensecus da vorne mal die Anweisung bekommen, Wasser zu verteilen. Wo ist der Feuerwehrschlauch wenn man ihn mal braucht?
Fotos von TRIGGERFINGER? Jawoll ja!
15:50 Uhr: Warum gibt es auf diesem Festival eigentlich nirgendwo Eis? Der Eismann würde hier bei der Sonneneinstrahlung ein Vermögen verdienen.
15:08 Uhr: Meine Güte, warum kannte ich Hoffmaestro eigentlich noch nicht vor diesem Festival? Mit fast 10 Leuten macht die Band aus Schweden krass Stimmung und lässt sich musikalisch kein bisschen in eine Schublade stecken. Da sind tatsächlich Ska, Reggae und Dancehall-Klänge am Start, nur um kurz darauf in ein Medley aus Country- und Folkpunk zu verfallen. Dazu noch etwas Elektro und Techno. Say what?! Man weiß einfach nie, was einen in der nächsten Sekunde erwartet. Großartig! Und entertainen können die Jungs auch noch. Das Publikum frisst der Band quasi aus der Hand.
14:59 Uhr: Wir stehen im Graben und warten auf den Showstart von Hoffmaestro. Dabei fällt mal wieder eklatant auf, wie wenig Konzert- und Festivalerfahrung die Grabensecurity vor der Mainstage hat. Dieses Mal verrät sich der Ordner neben mir durch ein winziges Detail. Er hat seine Einweg-Ohrstöpsel verkehrt herum im Ohr und wundert sich, dass die so nicht helfen.
14:30 Uhr: Mir österreichischer Volksmusik starten Gasmac Gilmore dann im Zelt in ihr Set. Seit dem Reload Festival gehört die Wiener Band definitiv zu den unterschätztesten Festivalbands, die ich in diesem Jahr entdeckt habe. Weil sie (noch) keiner kennt, ist es im Zelt entsprechend leer, als es losgeht. Aber mit ihrer großartigen Partymusik irgendwo zwischen Balkanbeats, Rock und Metal locken sie schließlich doch eine ansehnliche Menge Menschen ins Zelt. Und trotz Gluthitze wird hier wie Wild getanzt! Naja, bei der Musik ist es auch extrem schwer, die Füße still zu halten. So, ich muss weiter tanzen!
Fotos von GASMAC GILMORE gibt’s hier!
14:00 Uhr: Hilfe, alle meine Knochen tun weh! Es ist eben doch ein bisschen anstrengend, jeden Tag gut 10 Kilo Kamerakram durch die Gegend zu schleppen. Als ich gerade auf den Parkplatz rolle, spielen die Monsters of Liedermaching gerade die letzten Töne von „Schönheitschirurgie“ – ergo habe ich es wieder nicht rechtzeitig zum Frühschoppen zurück aufs Festivalgelände geschafft, aber dafür sind schon alle Fotos vom Samstag online. Ist ja auch was Wert, oder nicht? 😉 Heute ist es tierisch heiß, um die 30 Grad soll es den ganzen Tag lang sein. Entsprechend knapp ist die Klamotten-Devise: so wenig wie möglich und immer einen Touch mehr Sonnencreme als nötig. Die Wasserstelle am Eingang ist schon jetzt extrem stark frequentiert. Ich sage für den frühen Abend große Wasserschlachten voraus. Feuer frei!
Abschließendes Fazit
Das Serengeti Festival ist an sich ein sehr schönes, entspanntes Festival, das offenbar sehr auf Wachstum bedacht ist. Man bekam ein wenig den Eindruck, es möchte das neue Area4 Festival ersetzen, jetzt wo sich Scorpio hier aus dem Gegend mit dem zuletzt nicht mehr allzu viel größerem Festival zurückzogen hat. Natürlich ist das Gemecker nach jedem Festival gefühlt groß: zu wenig Toiletten, zu viel Müll, zu viele Halbstarke, zu unfreundliche Security, zu weite Wege und so weiter. Insgesamt habe ich das Festival als weitestgehend gut organisiert empfunden. Trotzdem habe auch ich drei Kritikpunkte:
Da wäre zum einen mal die Security Firma, von denen viele Mitarbeiter augenscheinlich eher aus dem Türsteher-Milieu kamen und nicht unbedingt besonders festivalerfahren zu sein schienen. Die meisten Ordner waren zwar meist mehr oder weniger nett und freundlich, aber man hatte oft den Eindruck, dass die linke Hand nicht wusste was die rechte tut. Ein Ordner erlaubt etwas, ein anderer verbietet es im nächsten Moment. Die wenigsten mit denen ich Kontakt hatte, kannten sich auf dem Gelände aus, die wenigsten wussten, wo man mit den Autos lang fahren durfte und wo nicht. Ein besseres Briefing würde hier sicher allen gut tun und auch vielen „normalen“ Besuchern einiges an Stress ersparen.
Sanitäter. Es mag nur ein Einzelfall gewesen sein, aber wie oben beschrieben ist neben mir ein Mädchen in der Zeltsauna umgekippt und es dauerte mindestens 20 Minuten, bis das Einsatzteam der Sanitäter relativ orientierungslos ins Zelt geirrt kamen. Weitere 20 Minuten später kam dann der Rettungswagen um das Mädchen einzusammeln. Bei einem Festival der Größe und der Wetterlage sollte man sich eventuell überlegen, an jeder Bühne ein Dreierteam Team für den Notfalleinsatz sitzen zu haben. Es könnte ja auch mal ein Crowdsurfer nicht gefangen werden (Hallo nicht festivalerfahrene Security, fast wäre das passiert…). Der muss dann nur blöd aufkommen und dann sind zwanzig Minuten unter Umständen 15 Minuten zu viel.
Dann wäre da noch das Wasser. Ja, bei locker 40 Grad in der Sonne verteilt man vor der Bühne normalerweise Wasser. Das schien den Ordnern im Graben hier neu zu sein. Erst als Bosse flaschenweise Wasser für die ersten Reihen anforderte, schien den Jungs ein Licht aufzugehen. Andererseits kann es natürlich auch sein, dass sie gerne Wasser verteilt hätten, aber bis zu dem Zeitpunkt einfach keines zur Verfügung hatten. Nichtsdestotrotz, es wurde schon zwei Wochen vorher bekannt gegeben, dass es warm werden würde. Da sollte man sich eventuell überlegen, eine zweite Wasserstelle auf dem Gelände einzurichten, oder zumindest vor der Bühne ganz popelige Wassereimer und ein paar Becher bereitzuhalten. Funktioniert anderswo auch. Bei anderen Festivals kommt dann auch irgendwann der Feuerwehrschlauch um die Menge abzukühlen. Vielleicht lässt der sich ja im nächsten Jahr auch beim Serengeti Festival irgendwo auftreiben.
Ansonsten: Feines Line Up, gute Stimmung, gute Leute. Da komme ich auch gerne wieder.