Es ist schon wirklich ein wenig traurig, wenn ein talentierter Musiker zusammen mit einer ebenfalls sehr talentierten Band auf Tour geht, nur die Welt da draußen anscheinend nichts davon mitbekommt. So geschehen am Sonntagabend im Big Buttinsky in Osnabrück: Ein zutiefst trauriger Ben Schadow aus Hamburg spielte zusammen mit seiner Band vor einer Handvoll Publikum ein bittersüßes Wohnzimmerkonzert.
Bis kurz vor Konzertbeginn hoffen alle Anwesenden, dass doch noch ein Paar Gesichter auftauchen und die ehemalige Kinokneipe in der Filmpassage Osnabrück füllen. Vergebens. Damit es im Raum nicht ganz so leer aussieht, packen alle fix mit an, schleppen die alten Kinosessel durch die Gegend und verwandeln den alten Perserteppich vor der Bühne kurzerhand in ein kleines Wohnzimmer, inklusive Couchtisch und Kerzenlicht. Eigentlich ganz gemütlich, wenn die Situation nicht so traurig wäre.
Aber was nützt das jammern, man muss das beste aus der Situation machen. So begrüßt Ben einfach jeden im Publikum einzeln und persönlich, lernt die Namen schnell auswendig und bezieht jeden einfach mit in den Gig ein. Alle geben sich Mühe und jeder applaudiert für drei, in der Hoffnung, dass das die Enttäuschung des schüchternen Musikers vielleicht ein kleines bisschen lindert.
Ben spielt sich zusammen mit seiner Band durch sein aktuelles Album Liebe zur Zeit der Automaten und gräbt hin und wieder auch mal einen Song von seiner vorletzten Band „Les Garçons“ aus. So zum Beispiel „Buona Sera Signore Buona Sera“, bei dem das komplette Publikum spontan kurzerhand auf die Bühne geholt wird, um den Refrain zu singen: „Italien, oh du mein heimliches Heimatland.“ Trotz fiesen Heuschnupfens macht Ben seine Sache sehr ordentlich. Er singt tapfer seine manchmal etwas um die Ecke gedachten Stücke, die textlich teils etwas eigenwillig aber immer sehr unterhaltsam sind. Drum herum erzählt fleißig Geschichten, die aber wohl oft eher dazu dienen, die eigene Verunsicherung zu überdecken. Anhand der Situation ist diese aber auch mehr als nachzuvollziehen.
Auch Bens Band zeigt sich flexibel und spielfreudig. Offenbar spontan überlegt Ben sich mitten in einem Song, dass sich nun jeder im Publikum von seinem Gitarristen David ein Solo im Stil seiner Lieblingsband wünschen darf. Auf Zuruf wandelt sich der Sound von klassischem Gitarren-Poprock zum Bob Marley Reggae-Style, über David Bowie zu Bad Religion, um nur einige zu nennen.
Bevor es in die Zugabe geht, bedankt sich Ben bei jedem in der ersten Reihe mit einer Umarmung. Den Abend beschließt die Ben Schadow Band mit einem Cover des Beck-Klassikers „Everybody’s got to learn sometimes“. Bleibt zu wünschen, dass sich bald mehr Menschen auf Bens Konzerten blicken lassen. Verdient hätte es der Wahl-Hamburger auf jeden Fall.
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