Osnabrück. Die Aussicht im Rosenhof ist heiter bis goldig, mit leichten Tendenzen zu Schweißbildung und vorsichtigen Tanzeinlagen. Frida Gold, Deutschlands derzeit groß gehyptes Pop-Phänomen, machte am Montag mit ihrer „Juwel“-Tour in Osnabrück Station. Mit ihren fast schon hymnenhaften Elektropop-Nummern sorgte die vierköpfige Band rund um Model und Frontfrau Alina Süggeler für viele zufriedene Gesichter in dem ehemaligen Kinosaal.
Als Support mit im Gepäck haben die selbsternannten Goldkinder an diesem Abend die Kölner Band P:lot, die eine halbe Stunde lang deutschen Poprock aus ihrem im Februar erscheinenden Debütalbum zum Besten gibt. Ein wenig chaotisch, aber durchweg sympathisch, bringt das Trio die etwa 500 Zuschauer mit einem lockeren Aufwärmprogramm aus eingängigen Songs über Liebe und andere Alltäglichkeiten auf Temperatur.
Ebenfalls gut aufgewärmt, betritt wenig später Alina Süggeler die Bühne zu dröhnenden Beats und sphärischen Synthesizer-Samples ihrer Band und eröffnet den Pop-Reigen mit der leicht melancholischen Nummer „Morgen“. In 15cm hohen Plateau-Stiefeletten und einer hautengen, schwarzen Latexhose zieht sie den Rosenhof schnell in ihren Bann. Unter ihrer dunklen College-Jacke trägt sie lediglich einen schwarzen BH und viel funkelnden Schmuck, passend zum Tourmotto „Juwel“. Spätestens bei all diesem Sex Appeal wird klar, dass viele der männlichen Fans definitiv nicht nur wegen der Musik zum Konzert gekommen sind.
Dabei zeigt Frida Gold, dass sie eben nicht nur von einer perfekt gestylten Frontfrau leben, sondern auch gerade musikalisch live einiges zu bieten haben. Gute zwei Stunden lang spielt sich die Band mit vollem Stimm- und Körpereinsatz durch ihr Debütalbum „Juwel“. Neben ihren Radio-Ohrwürmern „Wovon sollen wir träumen“, „Zeig mir wie du tanzt“, und „Unsere Liebe ist aus Gold“ hat die Ruhrpott-Band als kleine Überraschung auch eine Coverversion des Achtziger-Hits „Gold“ von Spandau Ballett mit im Gepäck. Mit purem Pop und vielen musikalisch glitzernden Spielereien entführt Frida Gold das Publikum in ihr eigenes kleines goldiges Universum.
Trotz Model-Styling wirkt Sängerin Alina auf der Bühne überraschend natürlich und sucht zwischen den Songs den Kontakt zum Publikum, geht auf Tuchfühlung und gibt den Osnabrückern die Chance, ein Teil ihres glitzernden Mikrokosmos zu werden. Die Masse scheint jedoch manchmal derart von Alinas Look hypnotisiert zu sein, dass der Sängerin häufig, statt des erwarteten lautstarken Jubels, nur fasziniertes Schweigen entgegen schlägt. Dadurch hat die 26-Jährige oftmals ihre liebe Mühe, die Spannung der sonst so dramatisch wirkenden Bühnenshow aufrecht zu erhalten. Unfreiwillige Pausen aufgrund verschwundener Instrumente und nicht geplanter Kostümwechsel – „Diese Latexhose bringt mich um! Das fühlt sich an wie Wasser in Gummistiefeln. Sorry ihr Lieben!“ – wirken zwar nur menschlich und sympathisch, helfen der Show an sich aber nicht immer weiter.
Insgesamt wirkt der Auftritt noch etwas grob gestrickt und nicht unbedingt so professionell, wie ihn manch einer bei einer derart gehypten und bei den MTV Europe Music Awards als „Best German Act“ nominierter Band erwarten würde. Der Abend zeigt, Frida Gold ist letztendlich auch nur eine Newcomerband, die gerade zu Beginn ihrer Tour noch ganz natürlich auf der Suche nach ihrer Showroutine ist und eigentlich erst noch in ihre riesigen, goldenen Medienhype-Schuhe hineinwachsen muss.