Gerade mussten die Kilians aus Dinslaken ihre Tour unterbrechen und einen Haufen Termine verschieben. Sänger Simon haben die Stimmbänder einen Strich durch die Rechnung gemacht und daher heißt es jetzt erst mal: Zwangspause. Da es so noch ein wenig dauert, bis man die Jungs wieder live begutachten kann, muss man doch einfach mal etwas genauer in das aktuelle Album „They Are Calling Your Name“ reinhören.
Seit dem 4. April steht die Scheibe in den Läden. Was es da auf die Ohren gibt, dürfte besonders Fans von Mando Diao, Franz Ferdinand oder auch von The Strokes gefallen: Extrem tanzbarer Indierock der allerersten Güteklasse. Mit einem guten Gespür für eingängige Melodien und catchige Hooklines decken Simon, Dominic, Gordian, Mika und Arne fast alle Wünsche wildtanzender Indiemädels und ruhiger Sofachiller gleichermaßen ab. Ob fröhlich und frech oder lieber leicht melancholisch, für jede Lebens- und Feierlage ist garantiert etwas dabei. Besonders „Hometown“ und „Used to Pretend“ verirren sich in Form ganz fieser Ohrwürmer sofort in die Gehörgänge und bleiben dort tagelang unbeweglich sitzen. Los wird man diese hartnäckigen Gesellen eigentlich nur, wenn man sich zu „Legally Fly“ oder „You Should Be Thinking“ die Seele aus dem Leib tanzt. Aber eigentlich ist auch das vergeblich, denn dann gibt es ja immer noch acht andere Songs auf dem Album, die gleich schon Schlange stehen um sich für die Position „Ohrwurm des Tages“ zu bewerben.
Das tolle an diesem Album ist, dass es wirklich nie langweilig wird. Bei jedem Hören fallen einem bei fast jedem Song neue, kleine Akzente auf, die man beim ersten Mal vielleicht noch gar nicht so wahr genommen hat. Mal ein verstecktes Lick, ein Riff oder ein Beat. Beim Debütalbum „Kill the Kilians“ vor knapp zwei Jahren war das noch nicht immer so. Eine schöne Weiterentwicklung im Hause der Dinslakener Herren. Überhaupt kommen The Kilians insgesamt auf ihrem zweiten Album nicht mehr ganz so wild daher wie auf ihrem Debüt, dafür aber umso detailverliebter und noch mit dem gleichen, hörbar frechen Grinsen im Gesicht. Sänger Simon hat sich dazu stimmlich wirklich hörbar verbessert, was er laut einem Interview einer Menge Gesangsunterricht zu verdanken hat.
Ärgerlich, dass die Stimme dann gerade schon in der ersten Tour-Runde K.O. gegangen ist. Da hoffen wir doch mal für alle Beteiligten, dass sie bis Ende Mai wieder voll am Start ist, und die Jungs auf den Festivals und ihren Nachholterminen wieder richtig Gas geben können. Bei diesem schicken Album wäre es einfach viel zu schade, wenn es nicht so wäre.