Jedes Jahr verleihen die jungen Radiosender der ARD in Berlin den New Music Award an einen talentierten Newcomer. Erfreulich bei diesem Talentwettbewerb ist, dass hier im Vorfeld auch wirklich im Underground gewühlt wird, und auch die kleine Lokalband eine echte Chance hat. Wer den Award mit nach Hause nehmen darf, entscheidet eine unabhängige Jury.
Neben Ruhm und Ehre erwartet die Gewinner ein Cheque über 10.000 Euro für musikalische Equipment. Geld, das jede junge Band gut gebrauchen kann. Dieses Jahr gehen folgende Finalisten um den großen Preis ins Rennen:
Da wäre zum Beispiel Jan Röttger aus Wuppertal. Der junge Singer/Songwriter, der gar nicht wie ein typischer Singer/Songwriter klingt, wird von 1LIVE ins Rennen geschickt. Mit seiner leicht kratzigen Stimme und treibender, alternativer Popmusik ist er eine willkommene Abwechslung neben den sonst so üblichen, ruhigen „Jungs mit Gitarre“.
Jan Röttger aus Wuppertal – Foto: rbb/Joanna Kischka |
Who Killed Frank? aus Rotenburg/Wümme – Foto: rbb/whokilledfrank |
Die vierköpfige Band Tonbandgerät aus Hamburg ist aus einer klassischen Schülerband gewachsen. Seit fünf Jahren spielen die beiden Schwestern Isa und Sophia mit ihren Bandkollegen Ole und Jakob zusammen. Nach dem Abi entschied man sich, in Hamburg zu bleiben um mit der Band weiter zu machen. Gute Entscheidung. Ihr Sound hängt irgendwo zwischen Poprock und Indie, mit fitten deutschen Texten, die direkt, aber nicht platt daher kommen. Manchmal erinnert das Ganze ein wenig an die frühen Fertig, Los! – Nur besser. Mit der Unterstützung von N-JOY gehen die Hamburger in Berlin an den Start.
Tonbandgerät aus Hamburg – Foto: rbb/Tonbandgerät |
Raphaélomé vertritt beim New Music Award das Saarland und gleichzeitig den talentierten Rap-Nachwuchs in Deutschland. Mit seiner Lyrik erzählt der Saarlouiser Geschichten aus dem Alltag und von Ereignissen, die ihn in seinem jungen Leben schwer beschäftigt haben. Bewegend direkt und sprachlich (meistens) wertvoll, ist Raphaélomé endlich mal wieder ein Beispiel dafür, dass Rap nicht nur aus Schimpfwörtern besteht. Mit 103.7 Unser Ding fährt der Rapper nach Berlin.
Raphaelomé aus Saarlouis – Foto: rbb/Raphaelomé |
Bayern mag es beim New Music Award philosophisch. Naja, fast zumindest. on3 schickt die Vierertruppe Manuel Kant ins Finale. Hoffnungslosigkeit ist das Prinzip der Band aus Landshut. Entsprechend düster sind die Texte – die wiederum in fast schon fröhlichen Poprock gekleidet um die Ecke kommen, und so mal ironisch, mal noch bissiger klingen. Titel wie „Bitte mal ein Herz auf die Bombe“ kommen an: Elektropunker Frittenbude haben die vier Jungs als Tour-Support für den Herbst engagiert.
Die Band Manuel Kant aus Landshut – Foto: rbb/Manuel Kant |
Energetisch, laut, Rock’n’Roll mit Elektronik – Das sind Heisskalt aus Stuttgart. Ein bisschen roh, aber mit ganz viel Leidenschaft und Spielfreude brettern die Schwaben mit vielen verzerrten Gitarren durch die Verstärker. Deutsche Texte mit Potenzial zum Mitgrölen und Zuhören zugleich. Die Haare dürfen hier ordentlich geschüttelt werden, findet sicher nicht nur Radiosender Unser Ding.
Die Band Heisskalt aus Stuttgart – Foto: rbb/Heisskalt |
Adolar aus Leipzig sind in der Szene eigentlich gar nicht mehr so die richtigen Newcomer. Bereits 2009 hat die Band ihr Debüt-EP Planet Rapidia veröffentlicht und sich mit dem Album Schwörende Seen, Ihr Schicksalsjahre! einige Achtungserfolge erspielt. Adolar vereinen Pop, Rock und eine Prise Punk mit elektronischen Elementen und deutschen Texten. MDR Sputnik glaubt an die Herren mit den gewitzten Texten.
Adolar aus Leipzig – Foto: rbb/Gregor Wiebe |
Rockstah macht Nerd-Rap. Anders kann man die Texte des Hessen nicht beschreiben. Computerspiele, Programmiersprachen und Internet sind immer wieder Thema in seiner Musik, die im ersten Moment hart und irgendwie böse daher kommen… solange man natürlich nicht auf die Lyrics achtet. Tanzbar ist das Ganze trotzdem. YOU-FM schickt den sympathischen Nerd ins Finale.
Rockstah aus Rodgau – Foto: rbb/Mario Andreya |
Ob das Berliner Duo aus der Singer/Songwriterin Anne Haight und Bratschistin Kirstin Kroneberger auf den Zug des seit letzten Jahres durch Boy aufkeimenden Mädchenpop-Hype aufspringen können, wird sich zeigen. Die beiden Damen gehen mit chilliger, minimalistisch reduzierter Popmusik ins Rennen. So gar nicht aufdringlich und trotzdem eingängig, das ist eine Qualität von Anne Haights Musik.
Das Duo Anne Haight aus Berlin – Foto: rbb/Marius Jurtz |