Emanuel and the Fear. Das ist großartiger, rockender Avantgarde Pop aus New York. Vielseitig, anspruchsvoll, fordernd – und das nicht nur für die Musiker der Band. Seit Mitte September ist das neue Album The Janus Mirror in Deutschland erhältlich. Und eigentlich hätte dieser Blogeintrag auch dann schon längst gepostet worden sein sollen, doch, das Leben ist eben unvorhersehbar – genauso wie die Musik von Emanuel and the Fear.
Ursprünglich waren sie mal zu elft, aktuell zählt die Bandbesetzung noch sechs Köpfe. Beim geballten Sound der Platte ist dies kaum zu glauben, denn oft fühlt es sich so an, als hätten sich dort The Who, Queen und ein Sinfonieorchester zusammen mit The Soundtrack of Our Lives und den Foo Fighters auf eine Bühne gestellt. So, oder so ähnlich. Oft birgt dies eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für den Hörer. Aus leisen, unschuldigen Flöten- und Streichersätzen erheben sich urplötzlich überwältigende Klangwände aus Bläser-, Percussion- und E-Gitarren-Donnerfronten, die alles wie ein Tsunami mit sich reißen („Wooble“). Gleichzeitig trotzt der Gesang diesen musikalischen Naturgewalten und surft mit atemberaubender Kraft mahnend dramatisch und gleichzeitig fast schon herrlich unbeeindruckt auf dieser riesigen Klangwelle.
The Janus Mirror lebt von krassen Gegensätzen. Während sich auf der einen Seite ungebändigte Kräfte zu einem Monstersturm aufpeitschen („Samuel“, „The Janus Mirror“), gibt es auch noch die kleinen, zart melancholischen, ja nahezu zerbrechlichen Momente, die dem Hörer Gelegenheit geben, für einen kurzen Augenblick im Auge des Hurricanes zu verschnaufen („Grey Eyes“), bevor sich der nächste Teil der Sturmfront wieder haushoch vor einem auftürmt.
„Listen to Tommy with a lit candle and you will see your entire future“, heißt es in einer Szene zu Beginn des Films „Almost Famous“. Gemeint ist die legendäre Rockoper von The Who. Und irgendwie könnte man diese Szene auch mit The Janus Mirror von Emanuel and The Fear nachspielen. Mit 14 Jahren kam ich in den Genuss, am Osnabrücker Theater eine Inszenierung von Tommy mitzuerleben. In Erinnerung geblieben ist mir die großartige Musik und die an Wahnsinn grenzende Inszenierung. Und es ist fast so, als ob sich dieses Erlebnis in The Janus Mirror geradezu widerspiegelt.
Wer ausschließlich auf leichte Kost und eingängiges Easy Listening steht, wird mit The Janus Mirror rein gar nichts anfangen können. Anspruchsvolle Liebhaber, Musiknerds und experimentierfreudige Entdecker werden dagegen mit der Platte ein wahres Fest erleben.
Hier der Bandcamp-Link zum Album: