Album Review: FINN – „Wie weit“

Die deutsche Singer/Songwriter-Szene bekommt vielversprechenden Nachwuchs. FINN überzeugt mich mit seinem verträumt schönen Debütalbum „Wie weit“ und begleitet mich in Dauerschleife durch den Frühling.

Ein Gastbeitrag von Marius Rogall.

Jeden Montag macht sich Spotify seit einiger Zeit die Mühe, mir einen Mix der Woche zusammenzustellen. Darin befinden sich 30 Lieder, die ich meistens noch nicht kenne und die auf meinen favorisierten Musikrichtungen und Bands basieren. Irgendwann Anfang Februar klickte ich mich durch diesen Mix und entdeckte „Königin der Dramen“ von FINN. Es war einer dieser Momente, in denen dich ein neues Lied beim ersten Reinhören schon umhaut. Sofort wurde das Lied von mir in alle möglichen Playlists hinzugefügt und immer wieder gehört.

Am 10. Februar erschien dann das erste Album des Singer/Songwriters aus dem Norden. „Wie weit“ ist ein Album mit 14 Songs, mal melancholisch, mal fröhlich, aber immer verträumt. Im typischen Singer/Songwriter-Style, mit wenigen Akkorden und Instrumenten, erzählt FINN vom Leben, ganz persönlich, aber auch durch Geschichten. Beim Hören von „Wie weit“ bekommt man den Kopf frei und fängt an, vor sich hin zu träumen. Ideal für eine Zugfahrt – zum Beispiel in den Norden. „Norden“ so heißt der erste Song des Albums und es geht, passenderweise, um das Gefühl von Heimat, von Zu-Hause-sein. Das Lied kommt leicht und angenehm daher, der Refrain lädt zum mitsummen ein. Ich habe die Kopfhörer auf und meine Außenwelt ist sofort ausgeblendet. Bei „Meine Sinne“ wagt sich FINN dann direkt an das erste Liebeslied. Ein origineller Text, keine gedroschenen Phrasen. Es gefällt mir!

Es wär so perfekt, wenn du…

„Königin der Dramen“ beginnt und ich kann mittlerweile schon mitsingen. Dieser Song ist und bleibt auch im Kontext des Albums definitiv eins meiner Highlights. FINN ist stark darin, Geschichten zu erzählen. Außerdem ist dieses Lied ein absoluter Ohrwurm, Musik und Text harmonieren toll. Es wär so perfekt, wenn du…wenn du mal…wenn du mal klarkämst… Die Zeilen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Das nächste Lied fängt an. „Nicht so schlimm“ und „Spiegelbild“ sind Lieder zum Abschalten. Sie geben Raum zum Nachdenken und abschweifen, auch, weil der Text sich nicht aufdrängt.

Anders ist das bei „Jeder Weg“. Ein Lied über die Sehnsucht, den richtigen Weg zu finden und ihn zu gehen. Wer kennt das nicht? Zwar benutzt FINN hier ein paar ausgelutschte Metaphern, aber er schafft es dennoch mich aus meiner Traumwelt zu holen und auf den Text zu achten. Dazu tragen auch seine hervorstechenden und kreativen Gesangsmelodien bei, die mir in fast allen seinen Liedern auffallen. Sie bleiben im Kopf und sorgen für abwechslungsreiche Lieder.

„Regenmädchen“, die erste veröffentlichte Single aus dem Debütalbum, kommt sehr melancholisch daher. Beim Mehrfachen Hören wird dieser Song für mich immer besser. Ich bin wieder ganz tief versunken in seiner Musik.

Ehrlich und authentisch

Ab dem folgenden „Hauptfigur“ ist es Zeit für Frühlingsgefühle. Fröhlich verträumte Gitarrenpickings mit originellen Textideen. Auch „1000 Sonnen“, „Vor unserer Tür“ und „Wie weit“ gehören definitiv in einen guten Frühlingssoundtrack. Inhaltlich geht es auch in ihnen, wie könnte es im Frühling anders sein, um Liebe und Beziehung. Aber überhaupt nicht kitschig, sondern ehrlich und authentisch. Finde ich super!

„Herr Steinkamp“, wieder so eine fesselnde Geschichte. Ich habe mal in einem Buch übers Songwriting gelesen, dass die Musik, und die dadurch entstehende Stimmung des Liedes, unbedingt zum Text passen muss. Klingt logisch! FINN ist ein Songwriter, der das in absoluter Perfektion beherrscht. So auch beim vorletzten Lied „Es tut mir leid“. Ein melancholisches Trennungslied mit einem Refrain, der Ohrwurm-Potenzial bietet.

Bleibt nur noch ein Lied. Das letzte, bevor ich meine Kopfhörer abnehme und wieder in meine hektische Umwelt eintrete. „Abschied“ ist ein trauriges Lied, aber es klingt traurigschön!

„Wie weit“ sind 50 Minuten Auszeit vom hektischen Alltag, runterkommen, abdriften, träumen, grübeln, fröhlich und nachdenklich sein. Finn braucht kein Orchester, um Atmosphäre zu schaffen. Er braucht auch keine abgedroschenen oder billigen Phrasen, um seine Texte zu schreiben. Er ist authentisch, echt und erfrischend. Definitiv ein Newcomer mit viel Potenzial, wenn er es schafft dieses Niveau zu halten, ohne sich zu wiederholen.
Aber für den Moment: Genießt dieses tolle Album. Es passt super in die Frühlingsplaylist.

Finn

Foto: PR

Über den Autor

Marius Rogall aus Hattingen studiert in Bochum und ist selbst Musiker. Sein zweites Hobby neben der Musik ist das Schreiben. Warum nicht einfach beides verbinden? Thematisch ist Marius vor allem im Bereich Rock/Pop und Singer-Songwriter unterwegs. 

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