Träumen mit Tautou von Marble Sounds – Albumtipp

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Letzte Woche habe ich Euch die Geschichte erzählt, warum ich dank der Muncie Girls auf einmal jogge. Und tatsächlich könnte man diesen Text als logische Fortsetzung betrachten, da das Album Tautou von Marble Sounds  in den letzten Tagen zu meinem Lieblingssoundtrack zum Entspannen nach dem Joggen geworden ist. Aber nicht nur dafür.

MarbleSounds-artwork-zealcdee050Bei manchen Alben ist es einfach so, dass ich ab dem ersten Ton gefesselt bin. Und Herrje, ist das mit Tautou von Marble Sounds der Fall. Das leise pulsierende Intro von „The Ins and Outs“, die großartige Stimme, gefolgt von einem pompösen Arrangement aus unterschiedlichen Gitarren, Klavier und Synthies, geht mir sofort ans Herz. Ich will mich in diesem Song einwickeln, mich mit ihm zudecken und auf bessere Zeiten warten. Und ja, ich habe dabei vor lauter musikalischer Emotion tatsächlich ein Tränchen im Auge. Der letzte ähnlich intensive Moment, den ich mal mit einem Album hatte, war 2012 mit der letzten Platte von The Soundtrack of Our Lives oder vielleicht noch 2009 mit The Fray.

Diese intensive Reise durch meine Gedanken setzt sich mit jedem Song fort. Nach außen mag ich ruhig wirken, weil ich einfach nur aus meinem Fenster auf die Baustelle gegenüber von meinem Balkon starre. Dabei sauge ich gerade über meine Kopfhörer jede noch so kleine Nuance der Arrangements auf, entdecke bei jedem Hören in jedem Song wieder eine neue Kleinigkeit. Ob es nun Streicher sind, die vorsichtig mit dem Schlagwerk flirten, schüchtern zwischen den Lyrics hervor luken oder einfach Platz für fragile Klopfgeräusche machen, die sich irgendwo hinter der Melodie verstecken. All das bereitet mir entweder Schmetterlinge im Bauch oder Gänsehaut im Nacken, oder zaubert auch mir mal kuschelige Wärme ins Gesicht. Oder je nach Moment und Grundverfassung eben den geballten Weltschmerz auf die Brust.

Auf Tautou betten sich eingängige, bombastisch positive Melodien in sphärisch gezauberte, schillernd glitzernde Klangwände, um sich dann wieder in simplen, ruhig melancholischen Momenten zu sammeln, bevor sie wieder mit einer absolut mitreißenden Kraft nach vorne stürmen. Und sich damit wieder direkt unter meiner Haut herum graben.

Kurzum, Tautou von Marble Sounds ist eben nicht nur mein Soundtrack zum Entspannen nach dem Joggen, sondern auch, um mich einfach mal in Gedanken zu verlieren, zu träumen, meinen Kopf frei zu kriegen, den Alltag zu vergessen und mich ganz klassisch ganz tief in die Musik abzutauchen. Wenn mich gerade etwas nervt, muss ich mir eigentlich nur dieses Album auf die Ohren legen, und schon wird alles wieder gut. Aber wenn ich mich in meinem ganz persönlichen Weltschmerz vergraben möchte, drückt Tautou auch sofort alle notwendigen Knöpfe.

Tautou ist in Deutschland am 22. April 2016 bei Zealrecords erschienen.

Wer sind Marble Sounds überhaupt?

Hinter Marble Sounds verbirgt sich eine fünfköpfige Band rund um den belgischen Komponist Pieter Van Dessel. Marble Sounds schaffen es immer wieder, besonders ausgefeilte, hoch komplexe und melancholische Werke zum Leben zu erwecken, die man einfach auf Dauerschleife hören will. Tautou ist nach Nice is Good von 2010 und Dear Me, Look Up von 2013 jetzt ihr drittes Album.

Foto: Agathe Danon
Foto: Agathe Danon

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